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Mittwoch, 15. Oktober 2014

Ab in die Kühltruhe - Facebook, Apple, Social Freezing und technische Lösungen für gesellschaftliche Probleme

Auf den ersten Blick wirkt es recht skurril: NBC News zufolge bieten Apple und Facebook ihren Mitarbeiterinnen künftig auch Social Freezing, also das Einfrieren von Eizellen, im Rahmen der Gesundheits- und Bonuspakete an. 

"Kinder kriegen und Karriere machen ist für dich als Frau nicht vereinbar? Dann leg doch ein paar Eizellen auf Eis und krieg' die Kinder später."

Eine technische Lösung für ein gesellschaftliches Problem. Was erwartet man sonst auch von Tech Companies? So gehen sie Probleme nun mal an.

Ganz so simpel ist es aber nicht.
 
Ganz so eindimensional, wie es in der weiteren Berichterstattung und Diskussion großteils rüberkommt, ist es ebenfalls nicht.

Bild: Claudia Hautumm  / pixelio.de

Die Diskussion entwickelt gerade zwei Pole: Den "Toll, wie fortschrittlich, das schafft Frauen echt Spielräume"-Pol und den "Was für eine durchtriebene Falle und ein völlig falsches Signal"-Pol.

Interessanter finde ich das Spannungsfeld dazwischen.

Es geht schon damit los, dass die Diskussion sich auf das Einfrieren von Eizellen als Angebot der Techies an Frauen fokussiert. Dabei geht fast überall unter, dass das keine singuläre Maßnahme darstellt, sondern als Option in den entsprechenden Benefit-Paketen der Unternehmen auftaucht.

Gerade bei Silicon-Valley-Größen gibt es inzwischen umfangreiche Benefit- und Perks-Programme, um Mitarbeitern Anreize jenseits des Gehalts zu bieten. Und, was man als Westeuropäer nicht vergessen darf: Die Amerikaner haben ein derart irrwitziges Gesundheitssystem, dass es in der Tat hochrelevant ist, welche Art von Gesundheitsvorsorge der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern anbietet und finanziert.

Montag, 13. Mai 2013

"Sozial" heißt nunmal nicht "gut" - Unsere dunkle Seite in Social Media

Wenn Menschen über Social Media sprechen, dann begehen sie oft einen Fehler, den sie auch außerhalb von Netzthemen gern machen: Sie setzen "sozial" mit "gut" gleich. Das aber ist ideologisch aufgeladender Unsinn - sozial heißt schlicht gesellschaftlich. Überspitzt gesagt stellt jemandem eine runterhauen genauso soziales Verhalten dar wie jemandem die Hand schütteln. Es liegt gesellschaftliche Interaktion vor. 

(Gut, dem geregelten Zusammenleben ist mit gewisser Wahrscheinlichkeit letzteres förderlicher, aber es geht ums Prinzip.)

Insofern ist der Begriff Social Media ein sehr treffender - denn was wir auf Twitter, Facebook & Co. sehen, ist menschliches Verhalten in seinen positiven wie negativen Facetten. Ein Spiegel, der zwar manches verzerrt, der von vielen auch dafür verwendet wird, sich möglichst positiv darzustellen, der aber doch auch die Schatten, die Schwachstellen, die Häßlichkeiten zeigt.

Bild: Alexander Klaus  / pixelio.de

Soziale Plattformen geben Menschen in vorher ungeahntem Ausmaß die Möglichkeit, das, was sie erleben, denken und tun, mit anderen zu teilen. Das Problem: Was Menschen denken und tun ist nicht immer nett. Und das spiegelt sich im Netz wider.

In einem längeren Blogpost hat ein Facebook-Moderator(*) mal seinen Arbeitsalltag beschrieben:

"Imagine going to work every day and at the start of your day, with your first cup of coffee, you sit down to glance at beheadings, children in the process of being raped, human bodies in various stages of decomposition, the living and dead results of domestic violence, hanging bodies of 10 year old boys accused of being gay, real-life snuff films and bloody dog fighting rings and their subsequent results. Can you think up a human horror? I’ve probably seen it or a picture or video of something very similar."

(* Der Blog-Autor behauptet, für Facebook als Moderator zu arbeiten. Überprüfen kann ich das nicht, aber sein Bericht deckt sich mit dem, was andere erzählen.)

Montag, 31. Dezember 2012

Facebooks Open Graph und die Medien Revisited: Vom Wert von Experimenten und der Gefahr fremdkontrollierter Offenheit

Ein kleiner Rückblick, ein kleines Fazit, passend zum Jahresende und zur anhaltenden Diskussion über die Zukunft der Medien respektive scheiternde Projekte. Es ist etwas mehr als ein Jahr her, dass Facebook die Open-Graph-Apps von Medienpartnern vorgestellt hat. Der Guardian, die Washington Post und Yahoo traten an, um Nutzern innerhalb Facebooks Artikel zu präsentieren und deren Freunde bestenfalls automatisch wissen zu lassen, was sie so lesen.

Der Social Reader der Washington Post.

Der Gedanke dahinter war die Traffic-Steigerung, das Erschließen neuer Zielgruppen über das frictionless sharing (also das automatisierte Teilen) mit den jeweiligen Facebook-Freunden. Und für Facebook war der Witz daran, noch mehr Inhalte aus dem freien Netz in die blaue Facebook-Welt zu verlagern, so noch mehr Verweildauer und mehr Datensammelei zu ermöglichen. (Mein Post zu Chancen und Risiken dieses Konzepts stammt aus dem Dezember 2011.)

Und jetzt?
 
Haben der Guardian und die Washington Post ihre entsprechenden Social-Reader-Apps faktisch abgeklemmt, beide existieren zwar noch, linken aber sofort aus Facebook hinaus. Von Yahoo und vom Stern (der hatte seine App im März vorgestellt) gibt es ähnliche Neuigkeiten nicht, beide haben aber in den letzten Monaten zu dem Thema ohnehin geschwiegen. Jubelmeldungen und Erfolge gab es also wohl nicht zu verkünden.

Ist das ein Scheitern? Der nächste Fall, in dem die "alten" Medien ihre digitalen Gehversuche verstolpern und von vornherein eine blöde Idee gewesen? 

So simpel ist es nicht.

Mittwoch, 28. November 2012

Unzüchtige Ellenbogen Oder Facebooks Zensoren müssen dringend mal kalt duschen

Das Bild des Nerds, es hat sich gewandelt. Auch dank den Erfolgen der Internet-Unternehmer, der Gründer, der Schrauber und Bastler. Nerd ist noch nicht das neue Schwarz, aber zumindest einige Negativ-Klischees wie "So verklemmte Typen, für die Frauen unbekannte Wesen darstellen und menschliche Anatomie ein Mysterium ist" haben sich eigentlich erledigt. Denkt man. Und dann kommen Facebooks Kontrolleure an und löschen das Foto von einer Frau in der Badewanne. Weil man ihren Ellenbogen sieht. 

Ich mach' hier keine Witze, wir reden von folgendem Motiv:
Das Testbild von Theories of the Deep Understanding of Things, via DailyMail.

Der Grund für dieses Foto war ein Testlauf seitens Theories of The Deep Understanding of Things, die erkunden wollten, wie genau Facebook seine Richtlinien nimmt und was für die Kontrolleure in Blau schon zu anzüglich ist.

Und Facebooks Zensoren halten offensichtlich schon Ellenbogen für unzüchtig. Man mag ihnen empfehlen, mal wieder kalt zu duschen. Oder man könnte einen Algorithmus erstellen, ab wieviel Quadratzentimetern weiblicher Haut sie hormonelle Wallungen erleiden und darüber philosophieren, ob sie Mittags mit den Hardcore-Religionsgelehrten von gegenüber Essen gehen. Eine interessante Frage wäre auch, ob's als nächstes Add-On dann Profilbild- und Foto-Burkas gibt.

Montag, 12. November 2012

Querverweis - "Facebooks Neusprech: Worte, die ihr nicht verwenden werdet"

Das hier mal als Querverweis: Drüben bei W&V Online habe ich was über die doppelplusungute Kommunikationskultur des Unternehmens Facebook geschrieben. Und warum sie an George Orwells Dystopie 1984 erinnert.

"Kritiker, die Facebook mit einem Überwachungsapparat vergleichen, erhalten neue Munition: Denn das soziale Netzwerk will nicht nur möglichst alles von uns wissen. Zumindest bei Entwicklern will Facebook auch bestimmen, wie sie kommunizieren, was sie sagen und was nicht."

Ich rede hier davon, dass die "Developer PR Guidelines" den Entwicklern vorschreiben, welche Begriffe und Formulierungen sie in Pressemitteilungen zu Integrationen und Apps verwenden dürfen und welche nicht. Und was für eine Geisteshaltung dahinter steht.
  
Hier geht's weiter mit "Facebooks Neusprech: Worte, die ihr nicht verwenden werdet".

Im weiteren Verlauf fallen dann auch Begriffe wie Big Brother, Ministerium für Wahrheit oder Gedankenpolizei.

Sonntag, 4. November 2012

Miriam Meckel und die magische Glastür - Unsere Faulheit ist schuld, nicht Google

Miriam Meckel, ihres Zeichens geschätzte Kommunikationsmanagement-Professorin, misstraut Google, Facebook & Co. Das stellt keine neue Erkenntnis dar. Bis zu diesem SZ-Artikel wußte ich aber nicht, dass sie auch automatischen Glastüren misstraut.

Denn das ist ihr Eingangs- wie Schlussbild in dem Text, der online "Wo im Internet die Freiheit endet" heißt und in Print "Links. Rechts. Halt. Zurück."


Die tut nichts, die geht nur auf. // Bildquelle: Mannie104, Used under CC-BY-SA.

Anschleichen will sie sich an Glastüren, ohne dass sie sich öffnen. Die Automatik überlisten. Wie eine Buchfigur von Roberto Bolano. Um zu beweisen, dass offene Türen nicht gottgegeben sind und um die Hand auf das trennende Glas zu legen. Den Sieg über die magische Technologie erringen.

Die Tür, die sich ohne unser direktes Zutun öffnet und schließt, ist ihr Bild für ihre Kritik an Google, Facebook und Apple, die uns Nutzern durch ihr Verhalten Freiheit nehmen würden. Denn im Netz gäbe es ja im Urzustand alles für jeden, immer und überall, vor allem viel Grenzenlosigkeit. Das ist ein Mythos und Unfug, aber dazu komme ich später.

Sonntag, 21. Oktober 2012

Netzespresso: Like-A-Hug - Physisches Knuddeln mit der Facebook-Jacke

Bei Social Media und sozialer Interaktion merken Kritiker ja immer wieder an, dass die physische Komponente fehle, der Austausch nur in der Ferne des digitalen Raums geschehe. Ein Projekt der Tangible Media Group des MIT Media Labs will nun die Brücke zwischen der Facebook- und der physischen Welt sein: Like-A-Hug

Dahinter verbirgt sich eine mit dem Netz verbundene Jacke, die sich aufpumpt und ihren Besitzer mal kräftig drückt, wenn jemand seine Facebook-Aktivitäten liked. (Das Aufpumpen kann man sich analog zu einer Rettungsweste vorstellen.) So lässt sich Social-Media-Flausch tatsächlich spüren. Drückt der Träger die Luft aus seiner Jacke, kann er den Like-Drücker sogar zurück knuddeln - entsprechende Jacke vorausgesetzt.



Quelle: http://www.melissakitchow.com/Like-A-Hug

Man könnte fast denken, die VZ Netzwerke waren mit ihrem "Gruscheln" einfach zu früh dran. (Das kann aber schon deshalb nicht stimmen, weil man VZ einiges vorwerfen kann, bei irgendwas zu schnell gewesen zu sein, gehört aber definitiv nicht dazu.)

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Wir Selbstdarsteller: Social Media und soziale Interaktion

Das Netz und Social Media haben in der allgemeinen gesellschaftlichen Wahrnehmung (auch der deutschen) schon einen deutlichen Weg hinter sich. Es ist gar nicht so lange her, da wurde noch darüber diskutiert, ob es denn normal oder Zeichen für psychische Abnormität sei, alles im Netz zu teilen, auf Facebook & Co. präsent zu sein. Inzwischen gibt es erste Personaler und Psychiater, die Leute für geisteskrank halten, wenn sie kein Facebook-Profil haben.

Das zeigt uns nicht nur, dass "Normalität" kein Fix-, sondern ein Fließzustand ist. Es verändert auch die Fragen, die wir stellen. Es geht nicht mehr darum, ob Web und Social Media unseren Alltag und unsere soziale Interaktion verändern. Sondern wie.

Bild: Jerzy Sawluk  / pixelio.de

Eine Veränderung, an die man nicht zwingend gleich denken würde, zeigte letztens die New York Times auf. Social Media legt Bars trocken. Zumindest die im Artikel betrachteten College-Bars. Denn das Ausgeh- und Sozialverhalten der Studenten verändert sich. Bars – und andere Treffpunkte – büßen einen Teil ihrer Marktplatzfunktion ein. Um sich auszutauschen, Pläne für den Abend zu schmieden oder mit anderen zu reden, gibt es andere Wege als das physische Treffen in der Bar.

Montag, 20. August 2012

Netzespresso: Rache ist Pink Oder Virtueller Vandalismus hat Folgen

Von wegen virtueller Vandalismus hat keine Folgen: Auch die Präsenzen in Sozialen Netzwerken sind ja für viele eine Art Zuhause, in denen sie sich einrichten. "Ich lebe online" und so, Facebook als Wohnzimmer. Da ist es nachvollziehbar, dass man sauer wird, wenn Einbrecher dieses virtuelle Zuhause verwüsten.

So geschehen in Amstelveen, als der kleine Bruder eines Niederländers dessen Facebook-Profil gekapert und wüst umgestaltet hat. Das geschädigte Bruderherz hat daraufhin einen Racheplan ersonnen, der in die Annalen der Vergeltungsschläge zwischen Geschwistern eingehen dürfte: Wenn du mein virtuelles Zuhause umdekorierst, mach' ich das mit deinem Zimmer. Zimmer-Hack statt Profil-Hack - und Rache ist Pink. So findet der 15-Jährige sein Zimmer umgestaltet in einen klischeehaften rosa Mädchentraum:




Dieser Clip demonstriert nicht nur eindrucksvoll die kreative Energie, die sich in geschwisterlichen Racheaktionen entfalten kann - der Aufwand und die Liebe zum Detail sind schließlich beeindruckend. Er zeigt auch, dass virtueller Vandalismus durchaus unangenehme Folgen haben kann. (Gute Werbung für den beruflich videofilmenden Bruder ist es natürlich zudem.)

(Zur Klarstellung: Es geht nicht darum, dass rosa Mädchenzimmer per se ganz furchtbar wären - es geht darum, dass sie für einen 15-jährigen Jungen so ziemlich die Höchststrafe darstellen.)

Vielleicht wäre das auch das richtige Strafmodell für andere Vandalen: Statt bei der Debatte über sich via Facebook zusammenrottenden Partycrashern sinnfreie Dinge wie eine Haftung für Facebook zu fordern, warum nicht in diese Richtung denken:

Wer anderen ungebeten die Feier ruiniert, wird nicht einfach mit finanziellen Forderungen (die ohnehin nicht eintreibbar sind) konfrontiert. Stattdessen hetzt man ihnen die mobilen Wohnraumkommandos des deutschen Privatfernsehens auf den Hals. (Einsatz in 4 Wänden und wie sie alle heißen.) Profil gehackt, Website verunstaltet, Party gecrasht? Schon kommen Tine Wittler & Co. zur Strafumdekoration vorgefahren.



Mittwoch, 8. August 2012

Shitstorms sind überbewertet. Schluss mit dem Hype!

Aktuell erlebt Social Media stürmische Zeiten, es herrscht ein Auf und Ab. Während sich die Facebook-Aktie und mit ihr die Hoffnungen der Börsianer im Sturzflug befindet, hat ein anderes Thema Hochkonjunktur: Shitstorms. 

Ein Phänomen, das seit einigen Monaten eine üble Inflation und gerade einen richtigen Hype erlebt. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich ist es höchste Zeit, dass die Shitstorm-Blase platzt.

(Hiermit entschuldige ich mich bei Lesern mit ausgeprägtem visuellen Vorstellungsvermögen.)

Denn Shitstorms sind überbewertet.

McDonald’s, Vodafone, Galileo, H&M, der kleine Kiosk um die Ecke – halb Corporate Facebook sieht sich einer Masse erzürnter User gegenüber, die auf dem besten Weg ist, das Sommerloch als Jauchegrube zu füllen. Könnte man meinen. 

Bild: Fritz Zühlke / pixelio.de

Und Unternehmen überkommt die blanke (und vor allem sehr deutsche) Angst: Da haben sie sich schon in Social Media hineingewagt (quasi die neue Modellreihe von diesem Internet) und dann haben die Kunden auf einmal nicht nur eine Stimme, sondern benutzen diese auch noch, um sich zu beschweren. Und das, wo die Unternehmen doch so lang und hart an dem Bild arbeiten mussten, dass sie nur glückliche Kühe Kunden haben.

Shitstorms entwickeln sich zum Angstgegner der Unternehmen in Social Media. Doch Angst ist eine gewisse Irrationalität immanent. Wie groß und böse ist der Bogeyman des Social Web nun also wirklich?

Dienstag, 24. Juli 2012

Social TV mal anders - Wie Show-Produzenten und Sender das Netz einsetzen können

Wenn es um das Zusammenspiel von TV und Web oder generell um die Weiterentwicklung des Fernsehens geht, ist ein aktuell viel gebrauchtes Schlagwort Social TV. Meist geht es dabei dann darum, wie sich die ohnehin stattfindenden Gespräche der Zuschauer auf Twitter und Facebook bündeln und einhegen lassen, wie Programm-Check-Ins & Co. zur Fanbindung und Steigerung der Loyalität eingesetzt werden können.

Das ist alles interessant, ich will jetzt aber in eine etwas andere Richtung denken. Weg vom Einhegen, hin zum multimedialen Storytelling und der Kommunikation. Und ich rede hier jetzt nicht über die anderen Möglichkeiten, die Webshows bieten, sondern darüber, wie Produzenten und Sender bei klassischen TV-Programmen diese Plattformen einsetzen.

Quelle: AMC

Es geht darum, wie normales TV das Netz einsetzen kann, um offener und interaktiver zu sein, Geschichten anders erzählen zu können. Erläutern werde ich es an einer Reihe von Beispielen. Und es dürfte nicht überraschen, dass die fast ausschließlich aus dem US-Bereich stammen.

Mittwoch, 20. Juni 2012

Leistungsschutzrecht: Nicht Füllhorn für Verlage, sondern Büchse der Pandora

Da ist er nun, der Entwurf für das sagenumwobene Leistungsschutzrecht (LSR), die Hoffnung der Verleger. Sein Bekanntwerden letzte Woche löste eine Welle der Entrüstung und des Entsetzens im Netz aus. Bei allem gewollten Hype dabei - die Kritiker haben recht. Der Entwurf in seiner jetzigen Form wird kein Füllhorn für Verlage, aus dem sich Geld über sie ergiesst, sondern die Büchse der Pandora für die Internetriesen, Nutzer und ja, auch die Medienhäuser selbst.

Alternativlos? Nein, den Gegnern fallen sicher einige Ideen anstelle dieses LSRs ein.

Selbst für das Justizministerium und die Bundesregierung kann das noch richtig unangenehm werden aufgrund der vielen strittigen Punkte. Dabei versucht doch der Referentenentwurf klar, den Vorwurf abzuwehren, dass das LSR ein Betreuungsgeld für überalterte Geschäftsmodelle sei:
"Die Einführung eines neuen Leistungsschutzrechts darf jedoch nicht als ein gesetzgeberischer Schutz von alten, überholten Geschäftsmodellen missverstanden werden. Das neue Leistungsschutzrecht kann und soll kein Korrektiv für Strukturveränderungen des Marktes sein, auf die Presseverleger vor allem mit neuen Angeboten reagieren müssen."

Nützt nur nichts, auch wenn sich bislang der Aufschrei nicht auf den Kampfruf "Papier-Prämie" konzentriert. Es geht ja auch viel mehr um die Online-Inhalte von Medien - oder besser, um jegliche Art von Inhalten, die Presseverleger herstellen und die dann online veröffentlicht werden.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Dein Profil gehört nicht dir - Von Redesigns, Wahrnehmung und Change Management


Es gibt ein paar simple Grundregeln, wenn Web-Unternehmen ihre Sites neu gestalten:

  1. Nach dem Relaunch ist vor dem Relaunch
  2. Egal was du tust, Nutzer werden sich beschweren.
Der letzte Punkt ist inzwischen so verbreitet, dass Sites wie das Techblog Techcrunch sogar zum Relaunch gleich eine Vorlage für wütende Beschwerdemails mitgeliefert haben. 

Ob Facebook-Chronik, potenzielle neue Facebook-Chronik, Twitter, Google + oder Google + App: der Protest-Chor stimmt jedes Mal ein vielstimmiges „Früher war alles besser, so wie die alte Version“ an. 

Quelle: TPM / Carl Franzen


Daran lassen sich ein paar interessante Wahrnehmungsphänomene beobachten. Es gibt Gründe dafür, warum Internet-User landauf, landab zu grantelnden Parkbank-Rentnern mutieren, wenn jemand ihre Web-Dienste umstellt.

Dienstag, 15. Mai 2012

Mein Kühlschrank, der Spion - Social Media als Plattform für zielfördernden sozialen Druck

Wenn Menschen über die Sicherheit ihrer Daten bei Social-Media-Plattformen reden und die Angst, nackt vor der Öffentlichkeit zu stehen, zu viel preiszugeben, dann denken sie meist an Facebook, an Google, an böse Werbefirmen und vielleicht den Staat. 

Wie gemeingefährlich der eigene Kühlschrank ist und wie hinterhältig sein Verrat ausfallen kann, daran denkt kaum einer. Bis auf das brasilianische Ernährungsumstellungsprogramm Meta Real und die Agentur JWT Sao Paulo. Die haben sich mit dem Virtual Fridge Lock einen findigen Weg einfallen lassen, das Social Network Facebook als Hebel für motivationsfördernden sozialen Druck zu nutzen. 

Quelle: JWT Demo-Video.

Donnerstag, 3. Mai 2012

'Ich mag deine Niere' - Facebook und die Organspender-Funktion

Als Facebook das Timeline-Profil eingeführt hat (bei uns heißt's Chronik), gab es einige Witze darüber, wie Mark Zuckerberg weiter das exponentielle Wachstum persönlicher Daten sicherstellen will. Eine humoristische Schreckensvision bestand darin, dass in der Zukunft Biosensoren unsere medizinischen Werte einfach automatisch posten.

So weit ist es noch nicht, aber ab jetzt können zumindest US- und UK-Nutzer ihren Angehörigen, Freunden, dem Rest der Welt und Facebook mitteilen, dass und warum sie Organspender sind. Als Eintrag im Chronikprofil lässt sich das nun anlegen. Wer noch nicht Organspender ist, findet von diesem Punkt aus via Facebook zu den zuständigen Stellen. Und natürlich lässt sich die Organteilungsbereitschaft auch als Post im Stream teilen, mit den gleichen Freigabeoptionen wie bei anderen Posts auch.


Es bleibt abzuwarten, ob das das lebensrettende Feature darstellt, als das Facebook es angekündigt hat. Aufmerksamkeit auf das Thema Organspende gelenkt hat es auf jeden Fall.

Samstag, 14. April 2012

Die Like-Prostitution oder "Wir strippen auch für Klicks!"

"Der Like-Hype ist vorbei" tönte es Anfang der vergangenen Woche zum Auftakt einer Diskussion um Marken und ihre Facebook-Aktivitäten. Kern dabei war allerdings sinnigerweise die Frage, ob die Chronik denn den Fan-Zahlen schade. Damit will ich mich gar nicht lange aufhalten, konkrete Antworten, wieso sich diese Aussage noch gar nicht treffen lässt und warum sie auch ansonsten wenig überzeugt, finden sich schließlich schon bei Thomas Hutter oder Futurebiz.

Mich hat eher der Titel angesprungen, um den es dann im weiteren Verlauf nur noch begrenzt ging. Der Like-Hype ist vorbei? Das atemlose Aufpumpen der Fanzahlen passé?

Glaub' ich nicht. Nicht, so lange auf Facebook Marken-Betreuer aktiv sind, die sich auch ausziehen würden für Likes.

Zeitgleich zur Diskussion starteten passenderweise die Modemarke Stüssy Amsterdam und die Agentur Arnold Amsterdam die Kampagne Strip for Likes. Ein Model wurde in so ziemlich alles eingehüllt, was der neue Katalog hergibt. Und dann entblätterte sie sich Stück für Stück, angetrieben durch Like-Klicks. "Like to see less" war der wenig tiefgründige Copytext dazu.

Quelle: Stüssy Amsterdams Facebook-Site.

Statt "der Like-Hype ist vorbei" also "Wir strippen auch für Klicks".

Montag, 26. März 2012

Facebooks Markenzeichenmanie oder 'Wehe, du verwendest die Worte Face, Book oder Wall!'

Wenn Facebook seine Nutzungsbedingungen ändert, zielt die Kritik normalerweise darauf, welche Nutzerinhalte und –Daten dem Unternehmen seiner Meinung nach gehören. Das ist zwar auch diesmal so, es kommt aber ein anderer Streitpunkt hinzu: Facebook meint auch, dass ihm die Rechte an den Begriffen Face, Book, Poke und Wall gehören.

Photo: Jim Merithew/Wired.com. Used under (CC BY-NC)

5.6 der neuen Bestimmungen:
Du wirst unsere Urheberrechte bzw. Markenzeichen (einschließlich Facebook, die Facebook- und F-Logos, FB, Face, Poke, Book und Wall) oder irgendwelche anderen ähnlichen, leicht zu verwechselnden Zeichen ohne ausdrückliche Genehmigung in unseren Markennutzungsrichtlinien bzw. ohne unsere vorherige schriftliche Erlaubnis nicht verwenden.

Montag, 19. März 2012

Fake-Profile und gekaufte Fans aus der Dose – Die Geister, die ich rief

Das nächste Mal, wenn euch ein Manager von den vielen Fans seiner Marke oder seiner Kampagne auf Facebook, Twitter & Co. erzählt, stellt ihm folgende Frage: "Ok, aber wie viele davon sind echt?" Der Gesichtsausdruck allein wird es wert sein.

Einen Wert hat die Frage jenseits von Polemik aber auch. Denn Fake-Profile, gekaufte Likes und ähnliche Spielchen existieren und stellen ein Problem dar.

Ein paar Zahlen:

  • Facebook gibt selbst zu, dass grob 50 Millionen der Nutzerprofile Fakes sind.

Der Coup de grâce: Dieses Video hat 68000 Views auf YouTube. Es zeigt 1 Minute und 47 Sekunden lang Farbe beim Trocknen.


Worauf ich hinaus will?

Dienstag, 28. Februar 2012

Aigner oder vom Versuch, unsinnige Facebook-Kritik zu monopolisieren

Es ist wieder soweit, Ilse Aigner zieht gegen Facebook: Neueste Idee unserer Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist eine kartellrechtliche Prüfung von Facebook. "Wenn eine so große Marktmacht aufgebaut wird, dass ich als Gewerbetreibender an einem Medium nicht mehr vorbeikomme, stellt sich irgendwann die Frage: Ist es ein Monopol?", hat sie dazu der dpa zufolge gegenüber Antenne Bayern philosophiert. Immerhin gefolgt von der Einschränkung, dass sie sich das zwar ansehen werde, für Kartellrecht aber nicht zuständig sei.

(Die dpa-Meldung gibt’s hier, hier oder hier. Weiter gegraben als das hat keiner der Qualitätskollegen. Danke dafür, aber ich hab’s bei Antenne.de auch nicht auf die Schnelle gefunden.)

Nun lässt sich dazu festhalten, dass sich unsere Verbraucher- und Landwirtschaftsministerin zwar nicht mit Kartellrecht auskennt, dafür aber wohl mit Mist. Denn bei einem Vorschlag wie diesem – kartellrechtliche Prüfung von Facebook wegen Monopols – da weiß man gar nicht, wo man mit der Kritik anfangen soll.

Freitag, 24. Februar 2012

The Internet is for Porn – gibt es eine Rule 34 für Geschäftsideen?

Vorbemerkung: Wie eigentlich schon der Titel dieses Posts klar machen sollte, hat er zumindest das Potenzial, NSFW zu sein.

In den letzten Wochen fällt eins wieder auf: Kaum gehen genug Artikel über ein heißes neues Startup, eine gute neue Internet-Idee rum, folgen kurz darauf unweigerlich die Sexindustrie-Klone. Bei Pinterest etwa Snatchly oder Pornterest (kreativ, Jungs). Und bei Crowdfunding-Plattformen, bei denen letztens der ebenso zügige wie erfreuliche Erfolg der Kickstarter-Finanzierung von Double Fine Adventure für Schlagzeilen sorgte, schlägt jetzt die Porno-Variante Offbeatr auf. (Über die ich via Technikfaultiers Google+-Stream gestolpert bin.)
Das ist kein Witz, die Jungs haben sogar ein Präsentationsvideo:



Vielleicht liegt’s nur an mir, aber durch Gruppenleistung ermöglichter Pornofilm klingt irgendwie dreckig. Wer seine Bude allerdings Offbeatr nennt, dem ist das auch schon egal.

Die Frage, die sich mir hier nun stellt, ist: Gibt es eine Rule 34 für Internet-Geschäftsideen? Frei nach dem Motto: Wenn du es dir als Online-Site vorstellen kannst, gibt es eine Porno-Variante davon? Wir könnten es ja Regel 44 nennen, die ist noch frei. (Nein, wir werden’s nicht Regel 69 nennen, ihr Armleuchter.)