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Donnerstag, 23. Oktober 2014

Querverweis - Wired: Die Zukunft des "i"

Wer mich kennt, wird nicht unbedingt davon überrascht sein, dass ich mich durchaus als Vertreter der Wired-Kernzielgruppe betrachte und mich Marke wie Themenfeld interessieren. Neue Medien/Magazin-Konzepte ohnehin. 

Insofern war es schlüssig, dass ich mir die neue deutsche Wired mal angesehen habe. Meine Online-Kritik dazu gibt's drüben im Kontakter-Blog. (In der Printausgabe gibt's auch eine mit etwas anderer inhaltlicher Ausrichtung.)


Was mir neben dem großen I an der Wired aufgefallen ist: Einige Texte darin könnten so auch in Spiegel, FAZ und SZ stehen. Und das ist als Vorwurf gemeint. 

Mehr gibt's hier: Wired - Die Zukunft des "i"



Freitag, 3. Januar 2014

Querverweis - Der Postillon, Pawlow und das Pofallagate der Netzgemeinde

Drüben im Kontakter-Blog habe ich noch ein paar Zeilen zu Pofallagate geschrieben. Darüber, warum dem Postillon ein gelungenes Satire-Kunststück gelungen ist, dass das Timing zum Jahresbeginn passt und dass Teile der Netzgemeinde wie der Medien die Gelegenheit bitte nutzen könnten, um mal tief in den Spiegel zu blicken.

"Gelächter quer durchs Netz, jede Menge Häme darüber, wie dumm die Medien doch sind, dass sie auf eine Pofalla-Meldung des Postillon hereingefallen wären. Herzliche Glückwünsche für das erfolgreiche Trollen einer ganzen Branche, die nichts nachprüft, einfach nur nachplappert und abschreibt. Ein Teil der Netzgemeinde hatte gestern viel Spaß mit Pofallagate.
Sie haben dabei nur eins übersehen:
The joke's on you."

Hier geht's weiter.

Montag, 4. November 2013

Perlen und Glasperlen, Fische und Angler - Vom Wert der Multimediareportagen

Manchmal ist es schon lustig. Da spricht Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner Anfang letzter Woche noch darüber, dass sich die multimedialen, interaktiven und animierten Erzählelemente, wie sie Multimediareportagen wie Snowfall oder Stalinallee einsetzen, auch hervorragend für Features eigneten, um komplexe Zusammenhänge zu erklären, und dass das ein noch unterschätzter Hebel im Onlinejournalismus sei. Und am Freitag legt der Guardian quasi wie bestellt NSA Files: Decoded vor. Ein Multimedia-Feature, das für Nutzer die komplexe Thematik mit Text, Videos, Grafiken und Animationen aufbereitet, versucht, es für jeden greif- und begreifbar zu machen.

Der Guardian illustriert, was Multimediafeatures leisten - und welche Probleme auftreten können.


Also folgt nach Text 1, 2 und 3 über Multimediareportagen im Onlinejournalismus jetzt halt noch der vierte binnen einer Woche.

Aber fangen wir etwas weiter vorne an, die Zeilen oben sind eher ein innerer Monolog als ein Texteinstieg.

Beim Thema Zukunft des Journalismus und der Frage, was der Onlinejournalismus an neuen Möglichkeiten bietet (die Menschen dann vielleicht auch Geld wert sind), stechen eine Reihe von Leuchtturmprojekten aus dem Nebel heraus, in dem wir unseren Pfad suchen. Multimedia-Reportagen, die aufwendig Text, Video, animierte Elemente und Visualisierungen verbinden, um Geschichten zu erzählen. Sie stechen heraus, weil sie sichtbare, griffige Beispiele darstellen, nicht zwangsläufig, weil sie wegweisend sind. Einiges davon führt aber schon auf richtige Pfade. Meist dient als Referenz und Kürzel für diese Multimediareportagen das Projekt Snowfall der New York Times.

Es gehört ja zu den Eigenarten von Debatten über die Zukunft des Journalismus, dass die NYT als leuchtendes Beispiel und Vorreiter herhalten muss, eine Art Steve Jobs der Medienwelt. In vielen Fällen auch zurecht, aber sie sind nicht die einzigen, die sich an derartigen Dingen versuchen. Und gerade aufgrund ihrer herausgehobenen Stellung nicht das beste Beispiel, weil sich hier gesammelte Erfahrungen nur begrenzt auf andere Titel übertragen lassen.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Schrödingers Katzenvideo Oder Viralität, Wahrheit, Medien und was Menschen nicht wissen wollen

Anfang Oktober flatterte ein herziges Stück viraler Content durchs Netz. Ein handgeschriebener Brief eines Großvaters, der seiner Tochter verbal die Ohren langzog, weil diese ihren schwulen Sohn verstoßen hatte. Das Ding habt ihr vermutlich irgendwo gesehen.

Kurz danach begann eine Diskussion darüber, dass Nullkommagarnix die Authentizität dieses Schriebs bestätigt, der von einer Modemarke ins Netz geschoben wurde, was Mediensites aber nicht davon abhielt, treuherzig darüber zu berichten. Eine Diskussion über "viral bullshit" (Jeff Jarvis) und "The slippery slope between viral and true" (Mathew Ingram). Angestoßen auf Gawker, von Gawker-Gründer Nick Denton.

Davon haben die meisten vermutlich nichts mitbekommen. Und das skizziert gut einen Teil des Problems, um das es hier geht.

Bei der Diskussion auf Gawker zwischen Chefredakteur, zuständigem Redakteur und Gründer ging es darum, ob es zu rechtfertigen ist, Inhalt mit Viralpotential einfach nur um des Traffic willens aufzugreifen - oder ob es nicht die verdammte Pflicht von Redaktionen wäre, nur Verifiziertes aufzugreifen.

Es gab ein paar interessante Sätze dabei, etwa  von Chefredakteur John Cook, über das Spannungsverhältnis sauberen Arbeitens versus Geschwindigkeit und Traffic:
"(...) we are tasked both with extending the legacy of what Gawker has always been—ruthless honesty—and be reliably and speedily on top of internet culture all while getting a shit-ton of traffic. Those goals are sometimes in tension."

Oder vom zuständigen Redakteur, dessen Job viral beschaffter Traffic ist:

"People don't look to these stories for hard facts and shoe-leather reporting. They look to them for fleeting instances of joy or comfort. (...)
Take a video I recently posted of a firefighter rescuing a kitten from a burning building. That kitten later died — a fact I included in an otherwise straightforward feel-good "cat video" post. That "oversharing" damaged the virality of that post, as the top comment chiding me for providing too much information clearly indicates.
You really can't have it both ways when it comes to viral content. If you want to capitalize on its sharing prowess and reap the PVs that come with that, then you simply can't take a hard-boiled approach to fluff.
People are just not going to share a cat video of a dead cat."

Ihr schaut euch diesen Text jetzt nicht ernsthaft wegen des Katzenfotos an, oder? Bild: Harald Schottner  / pixelio.de


Die vollständige Wahrheit wollen Menschen nicht hören, erst recht nicht teilen. Man könnte von Schrödingers Katzenvideo sprechen - es funktioniert nur, wenn die Menschen nicht wissen, dass die Katze tot ist. Im Unklaren gelassen werden.

Mittwoch, 14. August 2013

Kleine Kaiser, Waterloo-Ängste und Feldherrenhügel - Napoleon, der Spiegel und die Zeitungsdebatte Tag2020

Seit dem 5.8. wogt nun durchs Netz und den Spiegel-Blog die Debatte um die Zukunft der Zeitung, verhashtagt mit Tag 2020 und verschlagwortet mit Zeitungsdebatte. Inzwischen erreicht sie zunehmend ein Metastadium: Es wird mehr über die Debatte diskutiert als über ihre Inhalte. (Das ist im Übrigen in gewisser Weise typisch für dieses Thema und einer der Gründe, warum wir uns im Kreis drehen.)

Das begann schon früh, mit Thomas Knüwer, der harsch kritisierte, dass der Spiegel die Napoleon-Geschichte, nicht Schnibbens Debatten-Auftaktartikel "Breaking News" aufs Cover hob.

Hier sollten wir uns allerdings einer unbequemen Frage stellen: Hatte die Redaktion des Spiegel nicht sogar recht bei dieser Entscheidung? In dem Sinne, dass sich ein größerer Teil der Spiegel-Leser für ein so drängend aktuelles Thema wie Napoleon und die Völkerschlacht 1813 interessiert als für eine Debatte zur Zukunft der Zeitung?

Bild: Templermeister / pixelio.de


Blicken wir kurz auf die Aktivität auf SpOn zur Zeitungsdebatte, die eher Nebeneinander von Standpunkten als Debatte ist:

Unter Schnibbens "Elf Vorschläge für bessere Zeitungen" finden sich 98 Kommentare, unter seinem Text "Brauchen wir noch Tageszeitungen, und wenn ja, welche?" sind es 174. Das Forum zur Zeitungsdebatte bringt es auf 130 Beiträge. Und die einzelnen Gastkommentare? Gutjahr erreicht noch die meisten Social Shares, der Facebook-Zähler seines Texts steht auf 1200. Selbst wenn wir davon ausgingen, dass das alles überschneidungsfrei ausfällt - die Welt ist das nicht.

Kleiner Vergleich: Sascha Lobos SpOn-Kolumne Die Mensch-Maschine erreichte mit dem letzten Beitrag zur Methode Pofalla, einer Analyse "politischer Verschleierungstaktik", 240 Kommentare und 2700 Facebook-Shares.

Und dabei handelt es sich beim besten Willen nicht um ein buntes, boulevardeskes, "gut gehendes" Thema.

Dienstag, 6. August 2013

Silicon Valley ist nicht Damaskus, Springer nicht der Medienheiland

Hach ja, der digitale Vorreiterkonzern Axel Springer, der, nachdem er prägender Teil der Nachkriegs-Printmedienlandschaft war, nun die Zeichen der Zeit erkannt hat und volldigitalisiert. Samt Reise nach Silicon Valley als Damaskuserlebnis. Was für eine schöne Story.

Quelle: Screenshot aus The Story of Axel Springers Famous Garage.

Bild-Chefredakteur Kai Diekmann pilgert als "geölter Berlin-Journalist" ins gelobte Silicon Valley und kommt als bärtiger Digital-Hipster zurück, der mit entschlossen zurückgeworfener Hoodie-Kappe Bild screaming and kicking in die digitale Medienzukunft zerren will, samt online verdientem Geld und 24-Stunden-Redaktion. Und Springer-Außenminister Christoph Keese, der vor seinem Kalifornien-Trip mit aller Kraft für ein Leistungsschutzrecht und gegen Google antrat, kehrt zurück und macht aus seinem Blog quasi als erste Amtshandlung einen Aggregator.

Silicon Valley als Ort der Erweckung und Umkehr (oder wahlweise Umschlagplatz für ganz harte Drogen mit seltsamen Nebenwirkungen), das wäre eine schöne Story.

Sie hat bloß leider einen Haken: Sie ist nicht wahr.

 Oder ungefähr so wahr wie Axel Springers Garage.




Denn die Bild war vorher schon genauso die trafficstärkste Medien-Site in Deutschland, der vormalige Verlag Springer schon lange auf dem Weg zum digitalen Konzern, der auch im Verlagsgeschäft tätig ist. Und Keese meint mit Aggregator im ersten Schritt, dass er dpa-Inhalte mit aufnimmt, zudem natürlich mit sauber geklärten Rechten (überhaupt gibt es diesen Blog wie seinen Twitter-Account schon lange.)

Das ist kein plötzlicher Wandel. Auch wenn der Funke-Deal ein Paukenschlag war und Diekmann nach seiner Rückkehr von einer anstehenden Revolution sprach.

Denn ganz ehrlich: Um auf die Idee zu kommen, Redaktionen zusammenzulegen und Redakteure ihre Geschichte unabhängig vom Endkanal betreuen zu lassen, muss man nicht nach Silicon Valley reisen.

Montag, 8. April 2013

Gedanken zur Zukunft der Medien, Teil 3: E Pluribus Unum

Im Anschluss an die Gefahr der reinen Reichweitenjagd und eine Betrachtung von Paid Content geht es in Teil 3 um den Wert der eigenen Rolle und eigenen Stimme. Denn, wie schon in den vorigen Texten angerissen, kann Austauschbarkeit nicht das Ziel von Medien sein, ist sogar eine der größten Gefahren.

Wer laut jammert, dass es ja allgemeine Inhalte auch anderswo im Netz zuhauf gäbe, übersieht die darin liegende Chance: Ich muss nichts ausführlich machen, was meine Leser an x anderen Stellen genauso finden können. Die Ressourcen dafür kann ich mir sparen. In der gerade durch die Digitalisierung bedingten Informationsvielfalt sind einzelne Medientitel erst recht nur eine von vielen Stimmen, aus deren Chor der einzelne Nutzer seine Informationen bezieht.

Das mag einigen höchst unwillkommen sein und Angst machen, eröffnet aber auch Chancen. So Verlage sich vom alten Leitbild "Leser, du sollst keine anderen Medien neben mir haben!" lösen und die Pluralität nicht nur anerkennen, sondern für sich nutzen.

Die eigene Stimme fokussieren - auf das, was man zum Gesamtklang beitragen kann. Bild: AllthingsD.


Die Vernetzungsmöglichkeit stellt – so lapidar das nun klingen mag – ein ganz zentrales Merkmal des Netzes dar. Die Weigerung mancher Medien, auf andere Quellen – entweder Mediensites oder Blogs, Homepages, was auch immer, zu verlinken, stammt aus dem ursprünglichen Alleinvertretungsanspruch und dem Bestreben, möglichst viel Traffic zu horten. Auf andere verweisen wäre aber ein Gedanke, der viel organischer zur Netznatur passen würde - und natürlich Teil des journalistischen Auftrages oder Schaffens darstellt. Die Auswahl und Präsentation von Themen gehört fest zu diesem Beruf. Auf andere verweisen und verlinken, allgemeines in Kürze, auch via dpa, präsentieren, Aggregationsbereiche und Klicktipps anbieten, das passt da alles hinein - als Service. Andere da aufgreifen, wo es sinnvoll und absolut ausreichend ist. Man muss nicht alles selbst machen, gerade dann, wenn es eigentlich nichts eigenes beizutragen gibt.
Wir sind  nicht aber "nur" Kuratoren.

Wir sind auch Stimmen, die aufmerksam machen, unterhalten, analysieren und einordnen sollen. Auch das bringen, das sich nicht überall, sondern vielleicht kaum findet. Kurz: etwas eigenes beitragen.

Denn wenn man sich der Wahrheit stellt, dass das eigene Medium nur eine Stimme im Konzert ist, wird auch klar: Das Schärfen, die Ausbildung dieser Stimme ist für den Erfolg ein ganz zentraler Punkt. Das heißt, dass die Redaktion eine klare, wiedererkennbare Tonlage und Haltung an den Tag legen muss.

Montag, 1. April 2013

Gedanken zur Zukunft der Medien, Teil 2: Was ist ein Artikel wert?

Im zweiten Teil einer Reihe von Gedanken zur Zukunft der Medien wird es um Paid Content gehen. Nachdem sich der erste Teil damit auseinander gesetzt hat, dass der bloße Blick auf Reichweiten zur Werbevermarktung uns nicht wirklich weiter bringt, sondern einiges an auch inhaltlichen Risiken birgt, scheint es logisch, sich weiteren Erlösquellen zu widmen.

Denn die simple Erkenntnis ist: (Text-)Medien werden im Großen und Ganzen gar keine andere Wahl haben als Geld für ihr Tun von ihren Nutzern zu verlangen. Es geht hier nicht um abstrakte Diskussionen, es geht um simple Arithmetik. 

Die gefürchtete Bezahlschranke. Erstens ein blöder Begriff. Und zweitens werden wir nicht drumrum kommen. Bild: Hartum Fischer / Pixelio.de

Wer Zweifel daran hat, dass die Werbevermarktung allein für den Markt nicht ausreichen wird, sei neben Teil 1 auch auf den aktuellen Report The State of the News Media 2013 des Pew Resarch Centers verwiesen. 
Dort finden sich nicht nur Fakten wie der, dass die US-Zeitungen 2012 ein Drittel weniger angestellte Redakteure aufweisen als 2000 und durch Kürzungen eine Medienlandschaft entstanden ist, in der fast ein Drittel der Befragten sich von einem Titel abgewandt hat, weil er nicht mehr die Art von Informationen bietet, die sie gewohnt sind und erwarten. Mit Blick auf die Säule Werbeerlöse stellt Pew auch fest:

"The news industry continues to lose out on the bulk of new digital advertising. Two new areas of digital advertising that seemed to bring promise even a year ago now appear to be moving outside the reach of news: mobile devices and local digital advertising."

Der Großteil der Branche wird weitere Erlösquellen neben Werbung schlicht brauchen. Und Paid-Content-Konzepte, bei denen die Nutzer direkt zahlen, sind dafür ein logischer Kandidat. 

Klassischerweise lautet der erste Einwand hierzu: "Mein Gott, wer soll denn dafür zahlen?" Interessanterweise ein Einwand, den gerade Journalisten oder ehemalige Journalisten gern vorbringen. Nun ist ein gewisses Maß an kritischem Zynismus in diesem Beruf durchaus nützliches Handwerkszeug. Aber ganz ernsthaft: Wenn meine Einstellung dem was ich tue gegenüber "dafür würde doch keiner was zahlen" ist, dann sollte ich vielleicht darüber nachdenken, ob ich nicht andere Arten von Texten schreiben sollte.

Sonntag, 17. März 2013

Gedanken zur Zukunft der Medien, Teil 1: Die Überdehnungsgefahr durch die Reichweitenjagd

2013 wird für (Text-)Medien ein Jahr der Weichenstellung sein. Vor dem Hintergrund der Schließungen von Zeitungstiteln, Problemen bei der Auflagenentwicklung und den Werbeerlösen wird es noch mehr darum gehen, wie sich mit Journalismus im Netz Geld verdienen lässt. Denn die zur Zeit praktizierte Werbefinanzierung funktioniert mehr schlecht als recht. Quersubventionierung - ob nun auf tatsächlicher monetärer Basis oder durch übernommene Inhalte aus Print - ist nach wie vor an der Tagesordnung.

Und jede neue Meldung von Kürzungen und Entlassungen, jede neue Meldung sinkender Auflagen oder Werbeerlöse wird die üblichen Klagerufe und hämischen Kommentare auslösen. Dass Journalismus doch keine Zukunft habe. Dass niemand Online und bald auch keiner mehr in Print zahlen werde. Dass sich alle Inhalte auch anderswo finden lassen und sich doch sowieso dieses Geschäft und dieser Beruf überlebt hätten. 

Doch das ist Unsinn. Und das bringt uns nicht weiter.

Die Fragen, um die es geht, sind doch im Kern folgende: Worin liegen Wert und Rolle des Journalismus, wie verändern sich sein Profil und seine Aufgabe, auch über Plattformen hinweg - und wie finanziere ich ihn? 

Bild: S. Hofschlaeger  / pixelio.de

Das ist die Thematik, der sich dieser Text und ein paar folgende widmen werden. Nein, ich bin nicht so größenwahnsinnig, die Zukunft des Journalimus mal eben in einem Text darzulegen. Ich habe diesen Anspruch auch ansonsten nicht. Die Überschrift dieser angedachten Serie lautet nicht umsonst Gedanken zur Zukunft der Medien. 

Montag, 31. Dezember 2012

Facebooks Open Graph und die Medien Revisited: Vom Wert von Experimenten und der Gefahr fremdkontrollierter Offenheit

Ein kleiner Rückblick, ein kleines Fazit, passend zum Jahresende und zur anhaltenden Diskussion über die Zukunft der Medien respektive scheiternde Projekte. Es ist etwas mehr als ein Jahr her, dass Facebook die Open-Graph-Apps von Medienpartnern vorgestellt hat. Der Guardian, die Washington Post und Yahoo traten an, um Nutzern innerhalb Facebooks Artikel zu präsentieren und deren Freunde bestenfalls automatisch wissen zu lassen, was sie so lesen.

Der Social Reader der Washington Post.

Der Gedanke dahinter war die Traffic-Steigerung, das Erschließen neuer Zielgruppen über das frictionless sharing (also das automatisierte Teilen) mit den jeweiligen Facebook-Freunden. Und für Facebook war der Witz daran, noch mehr Inhalte aus dem freien Netz in die blaue Facebook-Welt zu verlagern, so noch mehr Verweildauer und mehr Datensammelei zu ermöglichen. (Mein Post zu Chancen und Risiken dieses Konzepts stammt aus dem Dezember 2011.)

Und jetzt?
 
Haben der Guardian und die Washington Post ihre entsprechenden Social-Reader-Apps faktisch abgeklemmt, beide existieren zwar noch, linken aber sofort aus Facebook hinaus. Von Yahoo und vom Stern (der hatte seine App im März vorgestellt) gibt es ähnliche Neuigkeiten nicht, beide haben aber in den letzten Monaten zu dem Thema ohnehin geschwiegen. Jubelmeldungen und Erfolge gab es also wohl nicht zu verkünden.

Ist das ein Scheitern? Der nächste Fall, in dem die "alten" Medien ihre digitalen Gehversuche verstolpern und von vornherein eine blöde Idee gewesen? 

So simpel ist es nicht.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Querverweis - "Nur nicht den Schlagbaum ins Gesicht knallen"

Ich fand es ja durchaus unterhaltsam, als zum Start des Bezahlmodells auf Welt.de einige gestern geradezu verbissen versuchten zu zeigen, wie löchrig diese Bezahlschranke sei. Denn Axel Springer wollte da überhaupt keine undurchdringliche Mauer aufbauen.

Für mich war es in meinem Kommentar drüben bei W&V Online auch interessanter, sich mit dem Konzept des sanften Einhegens der Nutzer auseinander zu setzen als mit der Technik.


Kommentar: Nur nicht den Schlagbaum ins Gesicht knallen

"Nach monatelangem Werkeln ist es nun soweit: Die Welt wagt sich als Axel Springers Speerspitze der überregionalen Paid-Content-Konzepte voran und gestaltet ihren Onlineauftritt kostenpflichtig. Es ist ein sanftes Absenken der Bezahlschranke. Ein Wort, das Mathias Döpfner ohnehin vermeiden und stattdessen lieber von Abomodellen reden will. Zu Recht. Gerade in unserem Branchenfeld sollten wir um die Macht von Worten wissen, die Konnotation des Schrankenbegriffs ist klar. Der Copy-Preis heißt ja auch nicht Leseschranke."

Demnächst kommen auch wieder längere Stücke hier. Sobald die Zeit dazu da und der vorweihnachtliche Termintrubel überstanden ist. 

Sonntag, 30. September 2012

Déjà-vu mit Apfel: Apple, das iPhone 5 und der übliche Zirkus

Dieser Text hat sich nun ein wenig hingezogen. Auch musste ich den ursprünglichen Plan ändern, aber nicht ganz funktionierende Pläne und das iPhone 5, das gehört ja irgendwie zusammen. Das ursprüngliche Vorhaben, es war dieses:
Daher starte ich ein kleines Projekt: Bis zu Apples Präsentation werde ich schön alles bookmarken, was mir an Enthüllungen präsentiert wird. Und dann rechnen wir ab. Wie viel davon Schwachsinn war. Wie viel davon wir seit Jahren routiniert hören.

Denn Apple-Neuvorstellungen, sie sind ein Fest für manche Schreiberlinge. (Andere von uns nervt der Hype und die Berichterstattungsschwemme inzwischen aber so richtig.) Wie die Kaufwilligen vor dem Apple Store reihen sich die Artikel aneinander, zu vermuteten Features, Prognosen, angeblich exklusiven Geheiminfos. Dann folgen Kritiken, wirtschaftliche Einordnungen, atemlose Entrüstung über nicht Funktionierendes.

Bild: Apple.


Einer der Gründe, warum sich der Abrechnungstermin nun nach hinten verschoben hat, ist schlicht der: Der Anteil von Unfug, der nach der Apple-Präsentation geschrieben wurde, war dieses Mal sogar größer.

Dienstag, 31. Juli 2012

Olympia und die Unsportlichkeiten von NBC oder "Unser Publikum ist zu blöd für einen Livestream"

Willkommen zu den digitalen Spielen: So viel Online wie jetzt zu London 2012 war bei Olympia noch nie – allein während der Eröffnungsfeier zählte Twitter 9,66 Millionen Tweets.  Und ARD und ZDF sind ganz vorne dabei, wenn es um den trimedialen Wettkampf und das Online-Streaming der Spiele geht – wie Kollegin Lena Herrmann lobend feststellt.

Interessanterweise schlagen sich die alten Damen ARD und ZDF (wie auch ihre britische Cousine, die BBC) dabei weit besser als der US-Sender NBC. Denn während hierzulande im Wesentlichen der VPRT über ARD und ZDF grummelt, hielt sich #NBCfail übers Wochenende hartnäckig als Trending Topic bei Twitter.

Mir ist bewusst, dass ich mit einem Text zu NBCfail eher spät dran bin, das passt zum Thema aber irgendwie ganz gut. Denn losgetreten hat den Netz-Ärger über die Olympia-Berichterstattung NBCs Festhalten an der zeitverschobenen Ausstrahlung von Aufzeichnungen. Die Eröffnungszeremonie etwa gab es erst Stunden später im TV, als Livestream war sie nicht mal im Netz zu sehen. Und die jetzt live gestreamten Sportarten setzen ein kostenpflichtiges Kabelpaket voraus. NBCs Fokus liegt auf den Stunden später in der TV-Prime-Time ausgestrahlten Sahnestücken, also den Sportarten mit guten amerikanischen Medaillenchancen. Die darf sich das Fernsehpublikum dann mit stundenlanger Zeitverzögerung als Abendprogramm ansehen. 

Das ZDF dagegen war bei der Eröffnungsfeier mit parallelem Livestream in der Mediathek vorbildlich multimedial. Die Mainzer demonstrierten sogar eindrucksvoll die Vorteile des Digitalabrufs - im Livestream konnte man sich als Zuschauer den Kommentar von Wolf-Dieter Poschmann samt flankierender "Experten" ersparen. Selten hat Web-TV so klar gepunktet. (Nochmals danke für den Mediathek-Hinweis an @KathrinM.)

Dienstag, 24. Juli 2012

Social TV mal anders - Wie Show-Produzenten und Sender das Netz einsetzen können

Wenn es um das Zusammenspiel von TV und Web oder generell um die Weiterentwicklung des Fernsehens geht, ist ein aktuell viel gebrauchtes Schlagwort Social TV. Meist geht es dabei dann darum, wie sich die ohnehin stattfindenden Gespräche der Zuschauer auf Twitter und Facebook bündeln und einhegen lassen, wie Programm-Check-Ins & Co. zur Fanbindung und Steigerung der Loyalität eingesetzt werden können.

Das ist alles interessant, ich will jetzt aber in eine etwas andere Richtung denken. Weg vom Einhegen, hin zum multimedialen Storytelling und der Kommunikation. Und ich rede hier jetzt nicht über die anderen Möglichkeiten, die Webshows bieten, sondern darüber, wie Produzenten und Sender bei klassischen TV-Programmen diese Plattformen einsetzen.

Quelle: AMC

Es geht darum, wie normales TV das Netz einsetzen kann, um offener und interaktiver zu sein, Geschichten anders erzählen zu können. Erläutern werde ich es an einer Reihe von Beispielen. Und es dürfte nicht überraschen, dass die fast ausschließlich aus dem US-Bereich stammen.

Mittwoch, 18. Juli 2012

YouTube-Serie H+: Bryan Singer zeigt die Welt am Abgrund - und die Zukunft des TV

Am 8. August beginnt der von Produzent Bryan Singer (Dr. House, X-Men) inszenierte Weltuntergang. Da feiert seine neue Serie H+ Premiere. Und zeigt neben einer Welt am Abgrund auch eine mögliche Zukunft des TV. Denn H+ The Digital Series wurde für Googles Videoportal YouTube produziert und läuft auch exklusiv dort.

Zu Beginn sehen wir eine Welt, in der sich Menschen via Implantat mit dem Internet verbinden können. Kein Smartphone, keine AR-Brillen, sondern die direkte Verknüpfung mit dem Netz, bedient durch Augenbewegungen und Gesten. Diese schöne neue Interface-Welt hält indes nicht lang - denn das H+-Netzwerk fängt sich einen Virus ein. Und die Implantats-Version des Bluescreens of Death löscht mal eben ein Drittel der Menschheit aus.

H+ als Serie widmet sich dieser apokalyptischen Welt, der Frage, wie die Überlebenden klar kommen und was oder wer hinter der Katastrophe steckt. Im Trailer sieht das beeindruckend, bedrückend und nachhaltig spannend aus:



Singer, der bislang nicht zu den üblichen Verdächtigen bei Web-Serien gehörte (Tschuldigung, flacher Witz), folgt damit einem Trend: dem Produzieren exklusiver Inhalte für das Netz statt für TV-Sender. 

Sonntag, 29. April 2012

Festschrift zum Relaunch, garantierte Lesefreiheit trotz LSR: Wie sich Medien im Netz verheddern

Gelegentlich entsteht der Eindruck, klassische Medien verstehen nur Chinesisch, wenn es um das Netz geht. In der Art, dass sie das Internet interpretieren wie das chinesische Zeichen für Krise, das Elemente von "Gefahr" und "Chance" enthält, und nur das Eine oder das Andere sehen.

Zwischen diesen Polen schwankten die bemerkenswertesten Netz-Aktionen klassischer Medien vergangene Woche zumindest deutlich.

Auf der einen Seite das ZDF, das die Art von Enthusiasmus der Öffentlich-Rechtlichen für Digitales zeigte, der den privatwirtschaftlichen Medien oft ein Dorn im Auge ist. Andere Medienkonzerne verschicken eine Pressemitteilung, wenn sie Websites relaunchen. Das ZDF macht eine Festschrift daraus. 14 Seiten inklusive Grußworten des Chefredakteurs und des Leiters der Hauptredaktion Neue Medien.

Quelle: ZDF.de

Wer die Zeit dafür nicht hat: Die Mainzer relaunchen ZDF.de, heute.de und ZDFsport.de. Bilder und Videos werden prominenter. Chefredakteur Peter Frey begründet letzteres mit der Erkenntnis: "Die Menschen verbinden die Marke ZDF mit Information und Unterhaltung in Bewegtbild." An dieser Stelle bitte ein Loriot'sches "Ach was" vorstellen.

Mittwoch, 15. Februar 2012

Der Medienmensch als Leseratte

Im Folgenden geht es zwar um Print, aber ich habe eine hervorragende Begründung, warum das ein Nullen-und-Einsiger Beitrag ist: Ich schwenke damit mein Fähnchen in Mike Schnoors Blogparade, der nicht nur seine eigene Faszination mit dem gedruckten Wort beschreibt, sondern danach fragt: Lest auch ihr noch gern gedruckte Werke?

Ein ganz klares Ja. Ich lese gern – und auch viel.


Dazu muss man sagen, dass der Start meiner Leserattenkarriere wohl eher holprig war: Als kleiner Stöpsel habe ich meiner Mutter nämlich gesagt, dass ich nicht einsehe, lesen zu lernen. Schließlich hätte ich ja eine Großmutter, die mir vorliest. (Delegieren ist alles.)

Ich kann mich nicht mehr erinnern, mit welchen Büchern genau meine Mutter mich zum lesen gekriegt hat – aber Mann, hat das funktioniert. Bücher sind eine großartige Form der Unterhaltung und Inspiration. Zugegebenermaßen gilt der erste Handgriff meines Tages meinem Smartphone. Aber es liegt auf einem Buch – weil auf meinem Nachttisch eigentlich immer mindestens ein Buch liegt.

Dienstag, 3. Januar 2012

Neujahr 2012: Ein paar gute Vorsätze für die Medienbranche

Nach den ganzen Jahresrückblicken vorher ist der Jahresbeginn ja klassischerweise ein Moment, in dem man nach vorne sieht und Vorsätze fasst. Da meine eigenen nur von begrenztem Interesse wären und ich eine Branche verfolge, die sich gerne mal mit Entscheidungen schwer tut, hier eine kleine Handreichung:

Gute Vorsätze für die Medienbranche 2012:

Dienstag, 13. Dezember 2011

iTunes Rewind 2011: Ein paar Erkenntnisse aus dem Apple Ranking

Apples iTunes-Jahresrückblick hat nicht nur einige Anwendungen zu den Apps des Jahres gekürt. Rewind 2011 erlaubt jenseits dessen auch ein paar interessante Einblicke in die App-Nutzung in Deutschland. In Hinblick darauf, welche Art App auf welchem Gerät funktioniert, wie gut Medien-Apps laufen und wieso die Verlage bei der Tagesschau-App rot sehen. Der Blick in die Rankings nach meistgekauft, meistgeladen und am umsatzstärksten lohnt sich durchaus.

Wenig überraschend wirkt, dass die Top-Seller auf dem iPhone von Spielen dominiert werden. Spitzenreiter ist aber die Messaging-App WhatsApp Messenger – was sehr schön verdeutlicht, wieso die an SMS verdienenden Carrier Kopfschmerzen von dem Thema Smartphone-Messaging bekommen. Mit Ausnahme einer Navigations-App besteht der Rest der Top Ten aus Games.

Bei den iPad-Apps dagegen zeigt sich, dass das Tablet stärker auch für produktive Zwecke genutzt wird: Hinter GarageBand folgen das Textverarbeitungsprogramm Pages, der Dokumentenviewer GoodReader und – hinter dem Spiel Die Siedler – die Programme Numbers und Keynote. Dahinter aber auch hier: Spiele.

Umsatz ist keine Spielerei
Dass Games das stärkste Segment bilden, ist nun nichts Neues. Das gilt aber nicht durchgängig, wenn es um die damit erzielte Umsatzhöhe geht. Die ersten drei Plätze im Ranking der iPhone-Apps nach Umsatz holen sich Navis (Navigon Europe, dann Navigon select) und Axel Springers Bild-App. Erst dann kommen Spiele – und weitere Navis. Neben der Tatsache, dass mit dem iPhone navigieren ein durchaus patentes Szenario darstellt, erklärt sich deren hohe Platzierung auch durch die deutlich gesalzeneren Preise – da kommt auch mit weniger Downloads mehr Geld zusammen als bei Spielen für 5,49 und Zusatzinhalten für Beträge im Eurobereich.

Umsatzbringer iPad
Mit Blick auf das iPad-Ranking lässt sich sagen, dass sich Springer in Sachen Mobile-Strategie wohl auf die Schulter klopfen kann. Platz 1 nach Umsatz Bild, Platz 2 Welt. Dahinter folgt Navigon, dann Der Spiegel. So viel zum Thema "mit Medieninhalten lässt sich auf Tablets kein Geld verdienen". Sogar iKiosk schafft es mit Rang 5 in die Top Ten. Bei dem Pdf-Kiosk dürfte allerdings die Zahl der eingestellten Titel das jeweils erzielbare Ergebnis deutlich relativieren. Trotzdem ist Rang 5 deutlich höher, als ich erwartet hätte. (Zu iKiosk bei anderer Gelegenheit mehr.) Natürlich ist bei via Abo finanzierten Apps zu berücksichtigen, dass die Lebenszeit und dadurch das, was sich mit dem einzelnen Nutzer an Umsatz erzielen lässt, höher ausfällt als bei Games. Nichtsdestotrotz: Als der so heiß geliebte Proof of Concept lässt sich das schon sehen.

Und auch das Ranking der Gratis-Apps zeigt, dass Medieninhalte funktionieren können. So glücklich werden Verlage hier allerdings nicht schauen, sondern eher wieder über die Apps der Öffentlich-Rechtlichen klagen aufgrund einer Tagesschau-App auf Rang 3 des iPhone- und Rang 6 des iPad-Rankings.
Was daraus bleibt: Medieninhalte können auf iPhone und iPad durchaus funktionieren. Auch wenn ich die Meinung der Apple-Redaktion nachvollziehen kann, die als interessanteste iPad-Apps im Nachrichtensegment Zite, Instapaper und Flipboard ausgewählt hat. Die restlichen App-Empfehlungen sollte man im übrigen durchaus querlesen: Da sind einige interessante Dinge dabei.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Facebooks Open Graph und die Medien: Hey, mein Kumpel hat gelesen, dass...

Nach einiger Wartezeit geht Facebooks Timeline-Rollout jetzt tatsächlich mal los: Die neue Profilseite, die das Leben als Chronik quasi von der Wiege bis zur Bahre darstellen kann, startet erstmal nur in Neuseeland - quasi der isolierte Insel-Testmarkt.
Heißt auch: Der Schraub- und Justierbedarf am System wie auch in Sachen Social Engineering (wie kriege ich meine Nutzer dazu, es zu verwenden und nicht durchzudrehen) ist wohl größer als im September gedacht.

Medienangebote schielen in die Richtung der Timeline, weil sie mit dem veränderten Open Graph zusammenhängt. Genauer gesagt mit der Möglichkeit, über Facebook-Apps die Freunde der eigenen Nutzer wissen zu lassen, was diese gerade lesen oder ansehen.

Was das bringen soll? Naja: Wie wäre es mit einer Million Page Impressions pro Tag? Die verzeichnet nämlich der Guardian über seine App, wie Facebook fröhlich verkündet.

Vier Millionen Nutzer haben die App installiert - die Hälfte davon unter 24 Jahren. Was ein Hinweis, aber keine harte Zahl dazu ist, wieviele dieser Nutzer tatsächlich neu zum Guardian gestoßen sind und wie viele nur ihre Nutzung erhöht oder verlagert haben. Trotzdem: Beeindruckende Zahl. Und eine, die konkrete Leistungswerte bietet, auch wenn es um das Thema Monetarisierung geht.

Wie auch die 3,5 Millionen monatlicher User der Washington Post oder die Million des Independent. Yahoo spricht von einer Traffic-Erhöhung via Facebook um 600 Prozent durch die zehn Millionen, die die App verwenden. Nebenbei bemerkt: In der Reihe prominenter Startpartner, die jetzt positive Zahlen vermelden, fehlt News Corps. The Daily. Nur mal so in den Raum gestellt.

Das heißt: Apps, um den Nutzern via frictionless sharing noch direkter nicht nur Zugang zu eigenen Inhalten zu bieten, sondern das auch noch deren Freunden auf die Nase zu binden, können für einen weiteren Traffic-Schub sorgen. Schon jetzt sind Social Networks für 28% eine Nachrichtenquelle - selbst im datenschutzsensitiven Deutschland. Dass der Social Graph (das eigene Netzwerk aus Freunden und Bekannten) einen relevanten Zugangskanal zu Informationen darstellt, dürften die meisten auch aus eigener Erfahrung kennen. Ein neues Phänomen ist es ohnehin nicht. Sondern nur die Verlagerung dessen, was früher als Gespräch in der Teeküche oder dem Schulhof galt.

Der Donnerstag vorgestellte Subscribe Button für externe Websites geht im übrigen in die gleiche Richtung, auch wenn er erst mal nur die jeweiligen Abonnenten bespielt und nicht deren Freunde.

Wird das ganze bruchlos - was nichts anderes heißt, als dass es keine explizite Aktion des Nutzers braucht, sondern sein Verhalten automatisch mitgeteilt wird - kann das für einen Schub sorgen. Es muss nicht, weil es auch zu einer Überflutung mit Informationen führen kann. Denn Stand jetzt profitieren die Anbieter mit den positiven Zahlen von einer überschaubaren Zahl an Wettbewerbern. Und natürlich müssen die Nutzer die Funktion annehmen und aktivieren. Was in Teilen der Grund für den langsamen Rollout sein dürfte. Aber es kann die Bedeutung von Facebook als Traffictreiber weiter erhöhen. Und das ist, gerade wenn man sich die Verschiebungen bei den Zugangswegen zu Informationen im Netz ansieht, durchaus ein Thema, das man im Auge behalten sollte.