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Dienstag, 12. Juni 2012

Mehr Bildschirme, mehr! - Was Microsofts Xbox-App SmartGlass für Multiscreen-Strategien heißt


Fragt man TV-Konzerne nach Trends und ihren Plänen für die Zukunft, fallen einhellig die Begriffe Multiscreen-Strategie (je nach Ehrgeiz und mathematischer Begabung auch Second- oder Third-Screen-Strategie), Social TV, interaktive Gestaltung oder IPTV.

Das hat nichts mit Ideenlosigkeit zu tun, es erkennt vielmehr Realitäten: Der Anteil von Nutzern, die nicht nur Smartphone oder Tablet besitzen, sondern auch während des Fernsehschauens in der Hand oder in Reichweite haben, ist signifikant und wächst. Laut Bitkom surfen aktuell bereits 77 Prozent der Internetnutzer während des Fernsehens. Wer sich zur Ausstrahlung von Formaten wie Tatort oder Germany’s Next Topmodel mal bei Twitter & Co nach den entsprechenden Hashtags umschaut, sieht, dass hier parallel eifrig im Netz gequatscht und diskutiert wird. Social TV im Sinne von Netzbegleitung von TV-Formaten durch die Zuschauer ist also Alltag und nicht wirklich auf eine Zielgruppe beschränkt – es sei denn, jemand kann mir schlüssig belegen, dass Tatortfans auch Topmodel schauen. Hier kaltblütiges verbales Sezieren von Opfern, dort gemütliche Krimiunterhaltung, das passt nicht zusammen.

Quelle: Microsoft

Nachdem das Verhalten als solches belegt ist, stellt sich die Frage: Wie das als Sender bedienen, was etabliert sich als Kanal, als Plattform? Soll man mit eigenen Apps und Sites für einzelne Formate oder für Sender versuchen, sich zu positionieren? Auf Social-TV-Plattformen wie Couchfunk setzen? Oder sich auf Twitter und Facebook verlassen? Letzte Woche hat Microsoft (ja, Microsoft) seine Variante zu diesem Thema ins Spiel gebracht: Die App SmartGlass.

Freitag, 9. März 2012

iPad Reloaded – Apples großer Taschenspielertrick, die Konkurrenz schlecht aussehen zu lassen

Bei der Präsentation des neuen iPad haben ein paar subtile Effekte weniger Aufmerksamkeit erhalten als Augenfälligkeiten. Wichtig sind aber beide.

Diejenigen, die das Retina-Display nur als technisches Feature wahrnehmen und mit skeptischem Blick nach dem Wow-Effekt fahnden, übersehen etwas Entscheidendes: Mit dem neuen iPad lässt Apple die Konkurrenz schlecht und alt aussehen. Was ein primär, aber bei weitem nicht ausschließlich visueller Effekt ist. Und relevanter als ein Killer-Feature. Die "revolutionären" Dinge am neuen iPad sind gleichzeitig augenfälliger und subtiler als beim iPhone 4S.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Amazons Quartalszahlen sind nicht enttäuschend, sondern Zeichen einer langfristigen Strategie

Nach der Veröffentlichung von Amazons Quartalszahlen ist der Aktienkurs erst mal 8,8 Prozent abgerutscht. Weil Analysten ein Drittel Umsatz mehr zu wenig fanden. Und sie der Gewinneinbruch wie der vom Online-Händler für Q1 2012 erwartete Verlust von 100 bis 200 Millionen Dollar schockte.

Die Wiwo zitiert via Bloomberg den Analysten Colin Gillis mit den Worten: "Die Enttäuschung beim Umsatz hat das Momentum zerstört. Die Wachstumsstory bricht gerade zusammen."

Mitnichten. Wir sehen die Befestigung ihrer Brückenköpfe, das ist alles.

Dienstag, 3. Januar 2012

Neujahr 2012: Ein paar gute Vorsätze für die Medienbranche

Nach den ganzen Jahresrückblicken vorher ist der Jahresbeginn ja klassischerweise ein Moment, in dem man nach vorne sieht und Vorsätze fasst. Da meine eigenen nur von begrenztem Interesse wären und ich eine Branche verfolge, die sich gerne mal mit Entscheidungen schwer tut, hier eine kleine Handreichung:

Gute Vorsätze für die Medienbranche 2012:

Mittwoch, 23. November 2011

Zwergenaufstand? 2011 laut Studie ganze 1,2 Mio Nicht-Apple-Tablets in den USA verkauft

Bei allem Gerede über die Konkurrenz für Apples iPad durch den Wildwuchs an Android-Tablets und anderen Spielarten müssen diese Zahlen niederschmetternd sein: Einer Studie der NPD Group zufolge (keine Marschierer, sondern Marktforscher. Ruhig bleiben.) wurden in den USA von Januar bis Oktober ganze 1,2 Millionen Tablets verkauft, die kein Apple-OS hatten. Also Android, webOS und Konsorten.

Kleine Vergleichszahl: Apple hat im Septemberquartal weltweit 11 Millionen iPads verkauft. Als das iPad 1 startete, gingen binnen 80 Tagen 3 Millionen Stück weg.

Anders gesagt: 1,2 Millionen für die versammelte Konkurrenz ist nicht gerade beeindruckend.

Noch spannender wird der Blick darauf, wer hier am meisten verkauft: NPD zufolge ist es HP. Mit 17% Anteil liegt also das TouchPad durch rund 204.000 verkaufte Exemplare knapp vor Samsung mit 16% respektive 192.000 Stück.

Zum Mitschreiben: Das eigentlich eingestellte und dann billig verramschte TouchPad wäre damit in den USA das erfolgreichste Tablet nach dem iPad. (Liebe Hersteller, zum x-ten Mal: iPad am Preispunkt angreifen. Danke.)

Der Rest der Top 5 verkauft dann gerade noch sechsstellige Stückzahlen (Asus auf Platz 3 mit 120.000, bei Motorola und Acer bleiben je rund 108.000 hängen).

Licht am Ende des Tunnels sieht NPDs Vice President of Industrial Analysis Stephen Baker zum einen durch den deutlichen Wachstumstrend in den Verkaufszahlen, zum anderen in der Tatsache, dass drei Viertel der Nicht-iPad-Käufer auch nie über das iPad nachgedacht haben.

Das kann man zwar so sehen, dass es ein Marktpotenzial von Kunden gibt, die dezidiert etwas anderes als ein Apple-Produkt wollen (was sicher richtig ist). Andererseits heißt das aber auch, dass Cupertino streng genommen nicht mal 300.000 Kunden abgejagt wurden. Wer überhaupt kein iPad will, hätte keins gekauft und stellt damit auch keinen verlorenen Kunden dar. Im Gegenteil: Der Großteil der Android-Tablet-Käufer tritt nur wegen dieser Alternativen in den Markt ein.

Das wiederum hieße, dass sich die Tablets mit Android & Co. hauptsächlich gegenseitig Konkurrenz machen und Amazons Kindle Fire sich mit Blick auf die Vorbestellungen locker an die Spitze des Rankings nach Verkaufszahlen setzen dürfte. Dazu, dass meiner Meinung nach der Fire ohnehin eher Konkurrenz für andere Android-Tablets als das iPad darstellt, habe ich mich schon einmal hier ausgelassen.

Nun sind die Zahlen fürs erste mit gewisser Vorsicht zu genießen. Zum einen fehlen offenbar Geräte wie das Nook, zum anderen würde diese Zahl verglichen mit den von Google genannten 6 Millionen Android-Tablets weltweit heißen, dass außerhalb der USA doppelt so viele Android-Tablets verkauft werden müssten wie innerhalb. Sobald ich näheren Einblick in Datengrundlage und Methodologie genommen habe, werde ich mich dazu noch mal äußern.

Eine andere spannende Erkenntnis aus der Studie bleibt aber bestehen: Apple ausgenommen sorgten Tablet-Verkäufe für 415 Millionen Dollar Umsatz in den USA. Insgesamt verzeichnen die Marktforscher für das Nicht-iPad-Segment 700 Millionen. Ein Drittel des Umsatzes entfällt auf das Accessoire-Geschäft - Taschen, Hüllen, Bildschirmfolien und so weiter. Das ist also ein durchaus lohnendes Business.

Montag, 7. November 2011

Livestand & Co: Inhaltekiosk statt Zeitschriftenregal

Eins zeigt Yahoos Präsentation ihres Digital-Magazins Livestand schon mal deutlich: Das mit dem Medienhaus meinen sie ernst. Und: Das Segment um Flipboard und Co. wird spannender. Was ich gut finde, denn das Konzept dahinter hat durchaus Potenzial.

Livestand reiht sich ein in die Galerie von Aggregator-Apps, die aus Inhalten verschiedener Quellen auf die jeweiligen Nutzer zuschneidbare digitale Magazine / Zeitungen bauen.
Neben Flipboard besetzen dieses Segment Angebote wie Zite, Pulse oder AOL Editions – die letzten beiden gibt’s für deutsche User nicht. Livestand auch noch nicht, aber das kommt 2012.


(Bild: Business Wire)

Nach den ersten Eindrücken zu schließen (testen ließ es sich ja noch nicht), macht die Jodel-Truppe dabei einiges richtig. Etwa, den Hebel der eigenen Inhalte-Partner einsetzen – ABC und Forbes klingt schon mal nicht verkehrt – und vor allem, ein potenzielles Geschäftsmodell unterziehen.

Mit den Rich-Media-Werbeformaten und den "interaktiven Ads", die auf User-Engagement setzen, gibt es nämlich gleich von vornherein Möglichkeiten, mit dem Ding auch Geld zu verdienen – etwas, an das sich beispielsweise Flipboard gerade erst herantastet. Dem Nutzer ist das natürlich schnurz, aber für die Inhalteanbieter, die Publisher, ist es wichtig - und damit für die Sicherung des inhaltlichen Angebots. Vermarktungserfahrung hat Yahoo ja. Und über verschiedene Inhaltekategorien und Titel hinweg lassen sich natürlich hübsche Targeting-Profile aufbauen.

Den Bildern nach stimmt auch die Optik – Livestand kommt magazinig daher, ansprechend, nicht als Bleiwüste.

Das Konzept der individuellen Magazine an sich hat durchaus Charme, insbesondere für News-Junkies und andere Infovoren. (Jeder aus meinem Branchenfeld kann hier mal kurz winken. Ja, das sind wir.)

Anstelle des RSS-Readers oder auch seiner etwas dekorativeren Vettern wie Google Reader (alte Edition) oder Feedly kommt das ganze entspannt-magazinig daher – die iPad-Zeitschrift für den Couchtisch. Und die Couch ist ja eh ein wichtiges Nutzungsszenario für Tablets. Bequem durch eine Auswahl von Info-Quellen blättern, die sich noch dazu auf die eigenen Interessen anpassen lässt und durch zunehmende Verwendung besser ausgesteuert wird, das hat schon seinen Witz. Und ist bequemer, als sich am Rechner durch die eigenen Bookmarks und Favoriten zu fräsen. Als Nutzer ist ein iPad-Aggregatormagazin angenehm unkompliziert. Mit einer guten Aussteuerung dahinter sollte sich zudem der Anteil der Inhalte, die man auch wirklich lesen will, erhöhen. Aus dem Profil und dem Leseverhalten lassen sich ja schließlich Rückschlüsse ziehen. Innerhalb eines thematischen Segments fällt dann auch der Weg zu neuen Quellen deutlich kürzer aus. Er führt den Leser über Themen und Inhalte, nicht über Marken, mit denen er sich noch nicht beschäftigt hat.

Ein paar Haken hat es natürlich auch:
Zum einen muss eine entsprechende Auswahl an Publisher-Inhalten verfügbar sein. Das hängt wiederum schwer damit zusammen, was man diesen anbieten kann. Flipboard, bei dem (bis auf Querschnitts-Topics) jede Marke ihren eigenen Bereich mit ihren eigenen Inhalten enthält, in denen sie auch Unterbrecher-Anzeigen platzieren können, geht einen markenfokussierten Weg - auch wenn die Auswahl an Inhalten und Partnern spannender sein könnte. Zite hingegen, das in eigenen einstellbaren Themenrubriken alle auf einmal bündelt, hat nicht zu knapp Post von Medienhausanwälten erhalten. Marken wollen sich ja selbst verlängern und nicht im Wust untergehen. (Für Leser ist die so entstehende inhaltegetriebene Auswahl aber durchaus reizvoll.) Da Yahoo Publishern ihre eigenen Bereiche lässt, sollte das bei Livestand unproblematisch sein.

Zum anderen:
Das Thema "Individuell zugeschnittene Inhalte" ist bei weitem nicht trivial. Wie fein und genau hier Algorithmus (und menschlicher Kurator) für eine passende Auswahl sorgen, ist die Krux. Schließlich muss der Fokus so eingestellt werden, dass die Inhalte für den Leser nicht zu breit werden und er trotzdem noch die neuen, unerwarteten Dinge erfährt, die er nicht im Blick hat.

Medienhäuser sehen die Aggregatoren-Apps mit gemischten Gefühlen, oft genug überwiegt die Skepsis. Verständlich, schließlich herrscht die Furcht, dass dann ein anderer mit meinen Inhalten Geld verdient. Über vernünftige Partnerschaftsmodelle sollte sich das aber lösen lassen. Das gilt auch für das Thema Markenpräsentation. Der Kiosk-Besitzer oder Grossist darf ja auch mitverdienen (auch wenn gewisse Verlage hier Einwände erheben).

In der allgemeinen Zielgruppe fahren Publisher mit eigener Plattform (als App oder Mobile Site) vielleicht besser, da eine aktuelle PEW-Studie ja zeigt, dass etablierte Marken auch auf dem Tablet Leser zu sich ziehen. Das Segment der Infovoren ist bei Tablets aber nicht nur stark vertreten, sondern auch als Zielgruppe interessant. Und die Präsenz im Aggregator kann insbesondere Marken aus der zweiten Reihe neue Leser zuspielen, die erst beim Blättern im Inhaltekiosk auf sie aufmerksam werden.

Der eine Weg schließt den anderen nicht aus.
Es gibt ja auch genug Titel, die sich nicht nur über Abo, sondern auch über Kiosk & Co. vertreiben lassen.

Mit immer mehr Playern in diesem Markt - der gewöhnlich gut informierten Kara Swisher zufolge steht diese Woche der Start von Googles Aggregatoren-App (Codename Propeller) an - sollten sich Medienhäuser mit dem Modell beschäftigen. Sinnvoller als der nächste PDF-Kiosk ist es allemal.

Mancher Medienmensch rümpft auch die Nase, weil sich dann ein Algorithmus einbildet, die journalistische Funktion der Selektion zu übernehmen. Was hierzu gesagt sein soll: Der Algorithmus ersetzt uns nicht. Er ändert an der Rolle des Journos nichts. Wir sind immer noch Gatekeeper.

Nur das wir schon lange nicht mehr der Gatekeeper sind, der hübsch aufpasst, dass keines der Schafe über den Zaun springt. Das wäre eh ein seltsames Verständnis. Wir stehen vielmehr am Schleusentor und fischen das aus dem Meer an Informationen heraus, das wir für unsere Leser für relevant halten. Plural. Wir schreiben für Zielgruppen, nicht für Einzelne (so schlimm geht’s Print dann doch noch nicht.) Das heißt, wir schreiben für die Interessen eines Amalgams. Es ist völlig normal, dass sich der einzelne Leser danach das herauspickt, was ihn interessiert. Oder wann habt ihr das letzte Mal eine Zeitung komplett von vorne bis hinten gelesen? Journalist und Algorithmus ersetzen sich nicht, sie ergänzen sich.

Es ist schon jetzt so, dass sich jeder aus seinen Medien in Print, Online und anderswo seinen Mix zusammenstellt – unterstützt vom Social Graph und anderen Faktoren. Eine Aggregatoren-App macht das einfacher. Wichtig ist, dass sie die Tore nicht zu weit zu macht. Denn das Problem jedes nachfragebasierten Modells ist: Ich kann nur das nachfragen, was ich kenne.

Wichtiger Teil des Journalismus ist es aber auch, auf die Sachen zu verweisen, die sonst eben untergehen.