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Dienstag, 15. Oktober 2013

Schrödingers Katzenvideo Oder Viralität, Wahrheit, Medien und was Menschen nicht wissen wollen

Anfang Oktober flatterte ein herziges Stück viraler Content durchs Netz. Ein handgeschriebener Brief eines Großvaters, der seiner Tochter verbal die Ohren langzog, weil diese ihren schwulen Sohn verstoßen hatte. Das Ding habt ihr vermutlich irgendwo gesehen.

Kurz danach begann eine Diskussion darüber, dass Nullkommagarnix die Authentizität dieses Schriebs bestätigt, der von einer Modemarke ins Netz geschoben wurde, was Mediensites aber nicht davon abhielt, treuherzig darüber zu berichten. Eine Diskussion über "viral bullshit" (Jeff Jarvis) und "The slippery slope between viral and true" (Mathew Ingram). Angestoßen auf Gawker, von Gawker-Gründer Nick Denton.

Davon haben die meisten vermutlich nichts mitbekommen. Und das skizziert gut einen Teil des Problems, um das es hier geht.

Bei der Diskussion auf Gawker zwischen Chefredakteur, zuständigem Redakteur und Gründer ging es darum, ob es zu rechtfertigen ist, Inhalt mit Viralpotential einfach nur um des Traffic willens aufzugreifen - oder ob es nicht die verdammte Pflicht von Redaktionen wäre, nur Verifiziertes aufzugreifen.

Es gab ein paar interessante Sätze dabei, etwa  von Chefredakteur John Cook, über das Spannungsverhältnis sauberen Arbeitens versus Geschwindigkeit und Traffic:
"(...) we are tasked both with extending the legacy of what Gawker has always been—ruthless honesty—and be reliably and speedily on top of internet culture all while getting a shit-ton of traffic. Those goals are sometimes in tension."

Oder vom zuständigen Redakteur, dessen Job viral beschaffter Traffic ist:

"People don't look to these stories for hard facts and shoe-leather reporting. They look to them for fleeting instances of joy or comfort. (...)
Take a video I recently posted of a firefighter rescuing a kitten from a burning building. That kitten later died — a fact I included in an otherwise straightforward feel-good "cat video" post. That "oversharing" damaged the virality of that post, as the top comment chiding me for providing too much information clearly indicates.
You really can't have it both ways when it comes to viral content. If you want to capitalize on its sharing prowess and reap the PVs that come with that, then you simply can't take a hard-boiled approach to fluff.
People are just not going to share a cat video of a dead cat."

Ihr schaut euch diesen Text jetzt nicht ernsthaft wegen des Katzenfotos an, oder? Bild: Harald Schottner  / pixelio.de


Die vollständige Wahrheit wollen Menschen nicht hören, erst recht nicht teilen. Man könnte von Schrödingers Katzenvideo sprechen - es funktioniert nur, wenn die Menschen nicht wissen, dass die Katze tot ist. Im Unklaren gelassen werden.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Die Foto-App Rando als Flaschenpost - was passiert bei Sharing ohne Social?

Die Sozialisierung des Webs hatte schon fast epidemische Züge: Jeder flanschte Social Features an, keiner war mehr damit zufrieden, ein Bilder-Archiv, ein Bookmarking-Dienst oder sonstwas zu sein, alles muss schön viel Web 2.0 enthalten. Im Bereich der Foto- und Video-Apps galt es sowieso, Nutzern möglichst viele Optionen zum Teilen und Folgen und Vernetzen zu geben. Über die Folgen in Bezug auf Selbstdokumentation und Selbstdarstellung habe ich auch schon mal was geschrieben.

Das Digital-Studio Ustwo ging für ein Experiment einen anderen Weg und stellte sich die Frage: Was passiert eigentlich, wenn man eine "antisoziale" Photosharing App baut?

Das Ergebnis ist Rando. Eine App, in der aus Fotos gewissermaßen digitale Flaschenpost-Botschaften werden. Rando-Nutzer können Fotos schießen und diese verschicken. Sie wissen aber nicht, an wen. Nur wer ein Bild verschickt, erhält auch eines. Alles, was er dazu erfährt, ist die Region, aus der es stammt. Kein Name, kein Nutzer. Keine Profile, kein gezieltes Teilen, keine Follower. Nur der zufällige (Rando für Random) Austausch von Fotos, asynchron. 

Quelle: Rando Website.


Mit der Spielerei ging es Ustwo auch darum zu sehen, wie Nutzer reagieren. Würden Sie eine Plattform nutzen, auf der sich keinerlei Beziehung aufbauen lässt? Auf der alle Elemente der Selbstdarstellung fehlen, aber auch der gegenseitigen Incentivierung durch Likes, Faves und ähnliches? Würden Sie Fremden Bilder schenken, ohne die geringste Steuerungsmöglichkeit oder das kleinste Feedback?

Montag, 13. Mai 2013

"Sozial" heißt nunmal nicht "gut" - Unsere dunkle Seite in Social Media

Wenn Menschen über Social Media sprechen, dann begehen sie oft einen Fehler, den sie auch außerhalb von Netzthemen gern machen: Sie setzen "sozial" mit "gut" gleich. Das aber ist ideologisch aufgeladender Unsinn - sozial heißt schlicht gesellschaftlich. Überspitzt gesagt stellt jemandem eine runterhauen genauso soziales Verhalten dar wie jemandem die Hand schütteln. Es liegt gesellschaftliche Interaktion vor. 

(Gut, dem geregelten Zusammenleben ist mit gewisser Wahrscheinlichkeit letzteres förderlicher, aber es geht ums Prinzip.)

Insofern ist der Begriff Social Media ein sehr treffender - denn was wir auf Twitter, Facebook & Co. sehen, ist menschliches Verhalten in seinen positiven wie negativen Facetten. Ein Spiegel, der zwar manches verzerrt, der von vielen auch dafür verwendet wird, sich möglichst positiv darzustellen, der aber doch auch die Schatten, die Schwachstellen, die Häßlichkeiten zeigt.

Bild: Alexander Klaus  / pixelio.de

Soziale Plattformen geben Menschen in vorher ungeahntem Ausmaß die Möglichkeit, das, was sie erleben, denken und tun, mit anderen zu teilen. Das Problem: Was Menschen denken und tun ist nicht immer nett. Und das spiegelt sich im Netz wider.

In einem längeren Blogpost hat ein Facebook-Moderator(*) mal seinen Arbeitsalltag beschrieben:

"Imagine going to work every day and at the start of your day, with your first cup of coffee, you sit down to glance at beheadings, children in the process of being raped, human bodies in various stages of decomposition, the living and dead results of domestic violence, hanging bodies of 10 year old boys accused of being gay, real-life snuff films and bloody dog fighting rings and their subsequent results. Can you think up a human horror? I’ve probably seen it or a picture or video of something very similar."

(* Der Blog-Autor behauptet, für Facebook als Moderator zu arbeiten. Überprüfen kann ich das nicht, aber sein Bericht deckt sich mit dem, was andere erzählen.)

Freitag, 15. Februar 2013

Welchen Schaden Amazon durch den Shitstorm nehmen wird? Gar keinen. Eine Übung in datengestütztem Zynismus

Und wieder geht es los, das Händeringen im Netz. Die Wut. Die Boykottaufrufe. Diesmal trifft es Amazon, das nach dem ARD-Beitrag Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon im Netz hart angegangen wird wegen den Bedingungen, zu denen Leiharbeiter in Logistikzentren des E-Commerce-Riesen tätig sind. "Schweinerei", "Faschismus", "Da kauf ich nie mehr" heißt es auf Facebook und Twitter. Shitstorm eben. Die Macht nicht der Straße, sondern der sozialmedialen Fahrstreifen auf dem Datenhighway schickt sich an, Amazon zu  überrollen. Und die ersten fragen sich, wie sich das auf Amazon, dessen Image und dessen Geschäft auswirken wird, auch weil der Konzern im Netz eigentlich nicht reagiert.

Die Antwort ist simpel: Amazon wird so pleitegehen wie Wiesenhof. Der Geflügelproduzent, dem hintereinander eine ARD-Doku, ein Hygieneskandal und das Sponsoring von Werder Bremen um die Ohren geflogen sind, der dabei jedes Mal ordentlich Federn im Netz lassen musste. Und der im vergangenen Geschäftsjahr 1,33 Milliarden Euro erwirtschaftet hat, ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. (Das Mutterunternehmen, die PHW-Gruppe, hat sogar 2,34 Milliarden erzielt, 5,2 Prozent mehr.)

Bild: Amazon.

Anders ausgedrückt: Wiesenhof hat keinen Schaden erlitten, ist sogar gewachsen. Amazon hat 2012 knapp 6,45 Milliarden Euro in Deutschland erwirtschaftet. Und diese Zahl wird in diesem Jahr ebenfalls wachsen. Welchen Schaden Amazon durch den Shitstorm nehmen wird? Gar keinen.

Freitag, 18. Januar 2013

CouchCachet - Der vollautomatisierte Foursquare-Münchhausen für verhinderte Social-Media-Selbstdarsteller

Was für eine Nachricht für verhinderte sozialmediale Selbstdarsteller: Menschen, die vor ihren Freunden gern mit umfangreichen Freizeitaktivitäten angeben würden, aber zu faul sind, tatsächlich was zu tun, können aufatmen. Denn - es gibt eine App dafür.
Mit dem Foursquare-Hack CouchCachet erklimmt die Selbstdarstellung im Netz neue Ebenen. Denn der ganze Witz des zugegebenermaßen augenzwinkernd präsentierten Projekts besteht darin, anderen ein Leben vorzuspiegeln, das man überhaupt nicht führt. Also nicht: zu überziehen und sich selbst überzuverkaufen, sondern tatsächlich völlige Lügengeschichten darzubieten. Nutzer können von der heimischen Couch aus checken, was in verschiedenen Rubriken in ihrer Umgebung an Abendunterhaltung geboten ist - Parties, Konzerte, Kulturveranstaltungen, das volle Programm. Daraus wählen sie einen Vorschlag und lehnen sich dann zuhause mit der Chipstüte in der Hand zurück, während CouchCachet als virtueller Lügenonkel in ihrem Namen ihren Abendverlauf erfindet und postet.

Da gehen dann Lyrics und Kommentare zu der tollen Indie-Band, die sie gerade sehen, live. Fotos von der Crowd und hübschen Mädels, die sie angeblich gerade treffen würden, Tipps dazu, welches Essen ihnen im Geheimtipp-Lokal gerade besonders gut schmecken würde. Bemerkungen zur Austellung, zur Hiking-Tour oder anderen Freizeitaktivitäten, die komplett erfunden sind. Alles schön mittels gefaktem Location-Check-In "verifiziert". "Life. Without the hassle of living" lautet der Claim dazu.

Montag, 31. Dezember 2012

Facebooks Open Graph und die Medien Revisited: Vom Wert von Experimenten und der Gefahr fremdkontrollierter Offenheit

Ein kleiner Rückblick, ein kleines Fazit, passend zum Jahresende und zur anhaltenden Diskussion über die Zukunft der Medien respektive scheiternde Projekte. Es ist etwas mehr als ein Jahr her, dass Facebook die Open-Graph-Apps von Medienpartnern vorgestellt hat. Der Guardian, die Washington Post und Yahoo traten an, um Nutzern innerhalb Facebooks Artikel zu präsentieren und deren Freunde bestenfalls automatisch wissen zu lassen, was sie so lesen.

Der Social Reader der Washington Post.

Der Gedanke dahinter war die Traffic-Steigerung, das Erschließen neuer Zielgruppen über das frictionless sharing (also das automatisierte Teilen) mit den jeweiligen Facebook-Freunden. Und für Facebook war der Witz daran, noch mehr Inhalte aus dem freien Netz in die blaue Facebook-Welt zu verlagern, so noch mehr Verweildauer und mehr Datensammelei zu ermöglichen. (Mein Post zu Chancen und Risiken dieses Konzepts stammt aus dem Dezember 2011.)

Und jetzt?
 
Haben der Guardian und die Washington Post ihre entsprechenden Social-Reader-Apps faktisch abgeklemmt, beide existieren zwar noch, linken aber sofort aus Facebook hinaus. Von Yahoo und vom Stern (der hatte seine App im März vorgestellt) gibt es ähnliche Neuigkeiten nicht, beide haben aber in den letzten Monaten zu dem Thema ohnehin geschwiegen. Jubelmeldungen und Erfolge gab es also wohl nicht zu verkünden.

Ist das ein Scheitern? Der nächste Fall, in dem die "alten" Medien ihre digitalen Gehversuche verstolpern und von vornherein eine blöde Idee gewesen? 

So simpel ist es nicht.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Das Leben nach dem Tod in Social Media

Wenn wir uns damit auseinandersetzen, wie digitale Kanäle, Social Media, die ständige Vernetztheit, Smartphones und andere Schnittstellen zwischen physischem und digitalem Raum unser Leben verändern, dann gibt es verschiedene Aspekte, bei denen es hakt. Einer davon ist der Tod.

Zu einem Zeitpunkt, an dem Menschen Facebook-Profile für ihre ungeborenen Kinder anlegen, wissen wir noch immer nicht, wie wir mit dem Tod im Netz umgehen sollen, den Profilen Verblichener, dem Ausdruck von Trauer – oder auch weniger konventioneller Reaktionen. (Verallgemeinert gesprochen, versteht sich.)


Bild-Copyright: s.media  / pixelio.de


Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, und es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen. In Teilen war das gut zu besichtigen am Online-Umgang mit dem Tod von Dirk Bach. Es sind verschiedene Diskussionen um die Reaktionen entstanden. Die eine betraf die Verwendung des Like-Buttons bei Facebook als Kondolierknopf. Die andere bezog sich auf die Kommentare im Netz selbst.

(Wer an dieser Stelle aufgehört hat zu lesen, belegt mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Aspekt, auf den ich später komme: Wir wollen uns, insbesondere innerhalb gewisser Altersgruppen, mit dem Thema ohnehin nicht beschäftigen.)

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Wir Selbstdarsteller: Social Media und soziale Interaktion

Das Netz und Social Media haben in der allgemeinen gesellschaftlichen Wahrnehmung (auch der deutschen) schon einen deutlichen Weg hinter sich. Es ist gar nicht so lange her, da wurde noch darüber diskutiert, ob es denn normal oder Zeichen für psychische Abnormität sei, alles im Netz zu teilen, auf Facebook & Co. präsent zu sein. Inzwischen gibt es erste Personaler und Psychiater, die Leute für geisteskrank halten, wenn sie kein Facebook-Profil haben.

Das zeigt uns nicht nur, dass "Normalität" kein Fix-, sondern ein Fließzustand ist. Es verändert auch die Fragen, die wir stellen. Es geht nicht mehr darum, ob Web und Social Media unseren Alltag und unsere soziale Interaktion verändern. Sondern wie.

Bild: Jerzy Sawluk  / pixelio.de

Eine Veränderung, an die man nicht zwingend gleich denken würde, zeigte letztens die New York Times auf. Social Media legt Bars trocken. Zumindest die im Artikel betrachteten College-Bars. Denn das Ausgeh- und Sozialverhalten der Studenten verändert sich. Bars – und andere Treffpunkte – büßen einen Teil ihrer Marktplatzfunktion ein. Um sich auszutauschen, Pläne für den Abend zu schmieden oder mit anderen zu reden, gibt es andere Wege als das physische Treffen in der Bar.

Freitag, 17. August 2012

Die galoppierende Zwangs-Sozialisierung des Webs geht mir auf den Keks Oder Ich will Socken nicht teilen

In seinem Science-Fiction Roman Ubik hat Philip K. Dick eine Welt beschrieben, in der man für so ziemlich alles zahlt: Damit die eigene Wohnungstür sich öffnet, die Dusche anspringt, der Kühlschrank aufgeht. Alles kostenpflichtig, was die Geräte ihrem Besitzer auch mitteilen. Microypayment und Sprachsteuerung in einem Buch aus dem Jahr 1969.

"He therefore vigorously strode to the apt door, turned the knob and pulled on the release bolt. The door refused to open. It said, 'Five cents, please.'"

Würde er es heute schreiben, die Wohnungstür wollte wohl nicht fünf Cent, um sich zu öffnen. Sondern einen Share auf Facebook und fünf Likes.

 "Joe Chip hat seine Tür geöffnet." – G.G. Ashwood und vier anderen gefällt das.

"In deinem Freundeskreis ist doch noch Platz für uns." Bild: Marvin Siefke / Pixelio.de

Denn die Sozialisierung des Webs greift immer weiter um sich. Egal, ob man Konzertkarten kauft oder Socken, Videos ansieht oder Nachrichten liest, überall poppen Facebook Connect und dessen Vettern auf: "Teil das doch mit deinen Freunden!" "Poste doch dieses Produkt!"

Von E-Commerce über Portale zu Medienauftritten und Apps: Jeder will unseren Freunden vorgestellt werden, egal um welches Produkt oder welchen Dienst es geht. Die Social-Connect-Integration ist die Digitaluhr unserer Zeit. So wie in den 80ern und 90ern einfach überall eine Digitaluhr eingebaut wurde, ist es jetzt Facebook Connect.

Und das fängt an zu nerven. Gewaltig.

Dienstag, 14. August 2012

Social Media trifft Rocket Science - Die NASA, Curiosity und die Punktlandung im Netz

Die amerikanische Weltraumbehörde NASA konnte letzte Woche gleich zwei Erfolge feiern. Der eine war die erfolgreiche Landung des Mars-Rovers Curiosity. Der andere war die Resonanz, die die NASA im Netz durch ihre Kommunikation hervorgerufen hat. So viel Interesse, Goodwill, auch Begeisterung wurde der Weltraumbehörde schon lang nicht mehr entgegen gebracht.

Bild: NASA/ Bill Ingalls

Der Enthusiasmus, den die Mondlandung einst verursachte, hat über die Jahre und Jahrzehnte, insbesondere durch Katastrophen wie das Challenger- und das Columbia-Unglück, deutlich abgenommen. Die letzten großen Schlagzeilen machten die endgültig letzten Flüge der Space Shuttles Discovery und Enterprise – huckepack auf Flugzeugen zu ihren Ruheorten in Museen. In Teilen noch der Tod von Astronautin Sally Ride, der ersten Amerikanerin im Weltraum.

Die NASA schien im Auge der Öffentlichkeit aus der Zeit gefallen, unterwegs mit veraltetem Gerät. Eine alte, zu teure Behörde, deren Budgets zusammengestrichen werden und deren Astronauten per Anhalter in den Orbit fliegen müssen.

Und jetzt? Verfolgten Menschen rund um den Globus live per Videostream aus dem Kontrollraum des Jet Propulsion Laboratory, wie das Team die Landung von Curiosity erlebte. Schickten auf Twitter und Facebook Status-Updates zum Landeprozess. Feierten mit den Blauhemden, als klar war, dass die 7 Minuten Terror der Landung heil überstanden waren.

Mittwoch, 8. August 2012

Shitstorms sind überbewertet. Schluss mit dem Hype!

Aktuell erlebt Social Media stürmische Zeiten, es herrscht ein Auf und Ab. Während sich die Facebook-Aktie und mit ihr die Hoffnungen der Börsianer im Sturzflug befindet, hat ein anderes Thema Hochkonjunktur: Shitstorms. 

Ein Phänomen, das seit einigen Monaten eine üble Inflation und gerade einen richtigen Hype erlebt. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für mich ist es höchste Zeit, dass die Shitstorm-Blase platzt.

(Hiermit entschuldige ich mich bei Lesern mit ausgeprägtem visuellen Vorstellungsvermögen.)

Denn Shitstorms sind überbewertet.

McDonald’s, Vodafone, Galileo, H&M, der kleine Kiosk um die Ecke – halb Corporate Facebook sieht sich einer Masse erzürnter User gegenüber, die auf dem besten Weg ist, das Sommerloch als Jauchegrube zu füllen. Könnte man meinen. 

Bild: Fritz Zühlke / pixelio.de

Und Unternehmen überkommt die blanke (und vor allem sehr deutsche) Angst: Da haben sie sich schon in Social Media hineingewagt (quasi die neue Modellreihe von diesem Internet) und dann haben die Kunden auf einmal nicht nur eine Stimme, sondern benutzen diese auch noch, um sich zu beschweren. Und das, wo die Unternehmen doch so lang und hart an dem Bild arbeiten mussten, dass sie nur glückliche Kühe Kunden haben.

Shitstorms entwickeln sich zum Angstgegner der Unternehmen in Social Media. Doch Angst ist eine gewisse Irrationalität immanent. Wie groß und böse ist der Bogeyman des Social Web nun also wirklich?

Freitag, 3. August 2012

Netzespresso: Die Sinnkrise des leeren OlympicSeat als Social-Media-Benchmark

Irgendwie bekommt man langsam den Eindruck, die ganze Welt geht auf Twitter. Mit Ausnahme solch gallischer Dörfer wie Deutschland, versteht sich. Hier sind's ja gerade mal sieben Prozent der Internetnutzer. Dafür tummeln sich inwischen Hunde, Katzen und jetzt auch ein leerer Stuhl auf Twitter - der OlympicSeat beklagt dort seine tiefe Sinnkrise, weil er sich so leer fühlt. Schöner satirischer Kommentar über die haufenweise leer bleibenden Sitzplätze bei den Olympischen Spielen in London.

Der leere Stuhl auf Twitter.
Der leere Stuhl teilt seine existentielle Krise inzwischen mit mehr als 20000 Followern. Das ist für runde 20 Tweets durchaus beachtlich, auch für eine Satire-Idee, die sich problemlos in 140 Zeichen erklären lässt.

Gleichzeitig stellt das irgendwie auch einen schönen Benchmark für den Nächsten dar, der sich mit halbgaren Metriken über seine tollen Social-Media-Erfolge freut.

Ich seh es direkt vor mir:
"Wir haben 10000 Follower auf Twitter!" - "Ein leerer Sitz hat doppelt so viele."

Man mag einwenden, dass das kein sinniger Vergleichswert ist, kein Benchmark, um Erfolge zu messen. Das aber sind oberflächliche Metriken als Erfolgszahlen auch nicht - die Zahl der Fans oder Follower stellt kein hinreichendes Kriterium dar.

Daher hätte es für mich durchaus Charme, Leute, die mir mit sinnlosen Benchmarks kommen, meinerseits in leeren Stühlen zu messen.

Für Klickzahlen-Jünger haben wir dank AdAge ja bereits als Benchmark die Click-Through Rate von komplett aus Weißraum bestehenden Anzeigen, Video Views für Clips, die Farbe beim Trocknen zeigen, gibt es auch. 

In dieser Reihe kann ein leerer Stuhl doch gut noch Platz nehmen.

Mittwoch, 23. Mai 2012

"Social Media is about made-up stats" - Vom Spaß mit Zahlen und Infografiken

Jeder kennt sie, nicht jeder schätzt sie: Flotte Erklärvideos, die mit schnittiger Animation, vielen Grafiken und Zahlenspielereien Themen präsentieren, von Social Media über Multichannel-Commerce bis hin zu Anti-ACTA- oder Urheberrechtsclips. Untermalt von schmissiger Retortenmusik stellen sie im schlimmsten Fall die Film gewordene Powerpoint-Präsentation dar.

Den Schwung der positiven Energie und der launigen Darstellung wollen dann einige nicht mit langweiligen Fakten bremsen. Soll heißen: Das präsentierte Zahlenwerk wird handverlesen, zurecht gebogen oder gleich in Handarbeit erstellt (vulgo: erfunden). Quellenangaben fehlen. Bei Social-Media-Themen lässt sich zumindest noch die Web-2.0-Variante der C14-Datierung vornehmen - das Alter des Clips kann man an der genannten Zahl von Facebook-Usern ablesen. 

Zur schlechten Art dieser Clips - denn es gibt auch viele, die sehr gut gemacht sind, das hier wird keine Grundsatzkritik - hat Poke jetzt eine großartige Parodie gemacht: Social Media Revolution.



Ein launiger Clip, der nicht nur wunderschön heiße Luft aus manchen Promotion-Clips lässt, sondern auch einige der Probleme mit dieser Art von Video und Infografiken schön zeigt. 

Dienstag, 15. Mai 2012

Mein Kühlschrank, der Spion - Social Media als Plattform für zielfördernden sozialen Druck

Wenn Menschen über die Sicherheit ihrer Daten bei Social-Media-Plattformen reden und die Angst, nackt vor der Öffentlichkeit zu stehen, zu viel preiszugeben, dann denken sie meist an Facebook, an Google, an böse Werbefirmen und vielleicht den Staat. 

Wie gemeingefährlich der eigene Kühlschrank ist und wie hinterhältig sein Verrat ausfallen kann, daran denkt kaum einer. Bis auf das brasilianische Ernährungsumstellungsprogramm Meta Real und die Agentur JWT Sao Paulo. Die haben sich mit dem Virtual Fridge Lock einen findigen Weg einfallen lassen, das Social Network Facebook als Hebel für motivationsfördernden sozialen Druck zu nutzen. 

Quelle: JWT Demo-Video.

Samstag, 14. April 2012

Die Like-Prostitution oder "Wir strippen auch für Klicks!"

"Der Like-Hype ist vorbei" tönte es Anfang der vergangenen Woche zum Auftakt einer Diskussion um Marken und ihre Facebook-Aktivitäten. Kern dabei war allerdings sinnigerweise die Frage, ob die Chronik denn den Fan-Zahlen schade. Damit will ich mich gar nicht lange aufhalten, konkrete Antworten, wieso sich diese Aussage noch gar nicht treffen lässt und warum sie auch ansonsten wenig überzeugt, finden sich schließlich schon bei Thomas Hutter oder Futurebiz.

Mich hat eher der Titel angesprungen, um den es dann im weiteren Verlauf nur noch begrenzt ging. Der Like-Hype ist vorbei? Das atemlose Aufpumpen der Fanzahlen passé?

Glaub' ich nicht. Nicht, so lange auf Facebook Marken-Betreuer aktiv sind, die sich auch ausziehen würden für Likes.

Zeitgleich zur Diskussion starteten passenderweise die Modemarke Stüssy Amsterdam und die Agentur Arnold Amsterdam die Kampagne Strip for Likes. Ein Model wurde in so ziemlich alles eingehüllt, was der neue Katalog hergibt. Und dann entblätterte sie sich Stück für Stück, angetrieben durch Like-Klicks. "Like to see less" war der wenig tiefgründige Copytext dazu.

Quelle: Stüssy Amsterdams Facebook-Site.

Statt "der Like-Hype ist vorbei" also "Wir strippen auch für Klicks".

Dienstag, 10. April 2012

Antisocial Media: Dizzlike, EnemyGraph und die Freundesmüdigkeit

Nach der Informationsflut folgt die Freundeflut: die Beschwerden häufen sich, dass Menschen in lauter Freunden und Freundesanfragen in Social Media ertrinken, der Flut zwischenmenschlichen Geplauders nicht mehr Herr werden. Freundesanfragen auf Facebook hier, Follower und DMs auf Twitter dort, Google+, Path, Instagram, Pinterest und was sonst noch alles: eine stetig wachsende Zahl von Plattformen, um sich mit immer mehr (oder immer den gleichen) Menschen zu verknüpfen, zu interagieren, soziales Verhalten ins Netz zu übertragen.

Schon schlimm, das. (Für Neuleser: Deutlicher schwenke ich das "Vorsicht, Ironie"-Schild nicht.)

Und so zeigen sich Gegenbewegungen, Reaktanzen derjenigen, denen das ewige Inter-Nettsein auf den Keks geht: Social Müdia nennt etwa Olaf Kolbrück die Ermattung durch das Soziale Netz. Dann liegen Accounts brach, Leute löschen mühsam ihre Freundeslisten auf ein geringeres Maß zusammen, heben den Daumen nur für Mitfahrgelegenheiten aus dieser ganzen anstrengend sozialen Zwonulligkeit heraus. Ein Netzwerk wie Path, das die eigenen Verdrahtungen auf 150 begrenzt, wird als Offenbarung gefeiert. (Mit Bekanntwerden des Bonusfeatures von Path, dass es hilfsbereit eine externe Kopie des Adressbuchs auf seinen Servern ablegt, kühlte die Begeisterung allerdings ab.) Oder Menschen wenden sich, als Teil dieser Fluchtbewegung, Antisocial Media zu.

Montag, 19. März 2012

Fake-Profile und gekaufte Fans aus der Dose – Die Geister, die ich rief

Das nächste Mal, wenn euch ein Manager von den vielen Fans seiner Marke oder seiner Kampagne auf Facebook, Twitter & Co. erzählt, stellt ihm folgende Frage: "Ok, aber wie viele davon sind echt?" Der Gesichtsausdruck allein wird es wert sein.

Einen Wert hat die Frage jenseits von Polemik aber auch. Denn Fake-Profile, gekaufte Likes und ähnliche Spielchen existieren und stellen ein Problem dar.

Ein paar Zahlen:

  • Facebook gibt selbst zu, dass grob 50 Millionen der Nutzerprofile Fakes sind.

Der Coup de grâce: Dieses Video hat 68000 Views auf YouTube. Es zeigt 1 Minute und 47 Sekunden lang Farbe beim Trocknen.


Worauf ich hinaus will?