Wie immer, wenn die ehrwürdige New York Times auch nur die kleinste Änderung durchführt, stößt auch das Austesten eines neuen Kommentarformats auf Interesse bei anderen Medien. Mathew Ingram hat dazu mal gewitzelt, dass wir in den Medien, sollte die NYT mal ihr Kreuzworträtsel-Layout ändern, wohl auch einen Tag darüber diskutieren würden, ob das die Zukunft des Journalismus sei. Was die NYT jetzt in ihrer Kommentarfunktion anläßlich der Papstwahl ausgetestet hat, ist aber in der Tat interessant. Wenn auch in der Wichtigkeit irgendwo zwischen den Polen Kreuzworträtsel-Layout und Zukunft des Journalismus. Und dabei näher am Kreuzworträtsel, ehrlicherweise.
Die NYT hat zu diesem Anlass nämlich strukturierte Leserkommentare ausprobiert. Bevor jemand den Artikel kommentieren konnte, galt es, die eigene Reaktion kurz auszuwählen - Überrascht oder nicht, positiv oder negativ eingestellt. Dazu die optionale Angabe, ob man Katholik ist oder nicht. Über dem Kommentarfeld selbst stand die klare Frage, welchen Einfluss auf die Kirche Papst Franziskus der eigenen Meinung nach wohl haben werde - und die Antwort selbst war auf 100 Worte begrenzt.
Dieses Modell ist nicht in dem Sinne eine Trollabwehr - die NYT moderiert ihre Kommentare ohnehin und hängt den Anspruch an die Leser nur wenig tiefer als den ans Blatt selbst. Aus den FAQs:
"We are interested in articulate, well-informed remarks that are relevant to the article. We welcome your advice, your criticism and your unique insights into the issues of the day. Our standards for taste are reflected in the articles we publish in the newspaper and on NYTimes.com; we expect your comments to follow that example. A few things we won't tolerate: personal attacks, obscenity, vulgarity, profanity (including expletives and letters followed by dashes), commercial promotion, impersonations, incoherence and SHOUTING."(Überlegt euch mal, wie viel da bei manchen anderen Sites übrig bleiben würde, wenn man das ernst nimmt.)