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Sonntag, 26. Oktober 2014

Netzespresso - "Ambition" oder Wie Magier für den Weltraum werben

Rosetta übersetzen. Es hat einen gewissen Witz, dass die European Space Agency bei der Kampagne für ihre Kometenmission auf Storytelling setzt, einen Science-Fiction-Kurzfilm als Instrument wählt. Und es ist auch schlüssig. Denn der Witz an Storytelling-Ansätzen wiederum besteht darin, eine gute Narration zu finden, um Menschen Dinge nahe zu bringen, die komplex, abstrakt oder schwer zugänglich sind.

(Gut, im Fall vom Einsatz im Marketing kann es auch um Dinge gehen, die schlicht langweilig oder komplett überflüssig sind, aber das führt jetzt zu weit.)

Der Kurzfilm Ambition übersetzt also die Rosetta-Mission, besser gesagt: Ihren Kern und den der ESA. Warum schießt man eine Sonde ins Weltall, die einen Kometen abfängt und einen Roboter auf ihr landen lässt? Wieso investiert man über zehn Jahre und über eine Milliarde in so ein Projekt, in Raumfahrt generell?


Bild: Ambition Still.

Die Antwort lässt Regisseur Tomek Baginski einen Meister und dessen Lehrling geben. Zwei Magier, die auf einer unirdisch wirkenden Landschaft über Strebsamkeit, den Ursprung des Lebens und Kometen reden. (Gut, was heißt Magier. Zwei Wesen im Besitz von Technologien oder Kräften, die weit genug entwickelt sind, um wie Magie zu wirken.)

Es ist nicht einfach ein simpler Erklärclip, sondern ein Kurzfilm, der atmosphärisch gekonnt eine Sci-Fi-Geschichte um die Basisfakten herum erzählt.





Donnerstag, 23. Oktober 2014

Querverweis - Wired: Die Zukunft des "i"

Wer mich kennt, wird nicht unbedingt davon überrascht sein, dass ich mich durchaus als Vertreter der Wired-Kernzielgruppe betrachte und mich Marke wie Themenfeld interessieren. Neue Medien/Magazin-Konzepte ohnehin. 

Insofern war es schlüssig, dass ich mir die neue deutsche Wired mal angesehen habe. Meine Online-Kritik dazu gibt's drüben im Kontakter-Blog. (In der Printausgabe gibt's auch eine mit etwas anderer inhaltlicher Ausrichtung.)


Was mir neben dem großen I an der Wired aufgefallen ist: Einige Texte darin könnten so auch in Spiegel, FAZ und SZ stehen. Und das ist als Vorwurf gemeint. 

Mehr gibt's hier: Wired - Die Zukunft des "i"



Mittwoch, 15. Oktober 2014

Ab in die Kühltruhe - Facebook, Apple, Social Freezing und technische Lösungen für gesellschaftliche Probleme

Auf den ersten Blick wirkt es recht skurril: NBC News zufolge bieten Apple und Facebook ihren Mitarbeiterinnen künftig auch Social Freezing, also das Einfrieren von Eizellen, im Rahmen der Gesundheits- und Bonuspakete an. 

"Kinder kriegen und Karriere machen ist für dich als Frau nicht vereinbar? Dann leg doch ein paar Eizellen auf Eis und krieg' die Kinder später."

Eine technische Lösung für ein gesellschaftliches Problem. Was erwartet man sonst auch von Tech Companies? So gehen sie Probleme nun mal an.

Ganz so simpel ist es aber nicht.
 
Ganz so eindimensional, wie es in der weiteren Berichterstattung und Diskussion großteils rüberkommt, ist es ebenfalls nicht.

Bild: Claudia Hautumm  / pixelio.de

Die Diskussion entwickelt gerade zwei Pole: Den "Toll, wie fortschrittlich, das schafft Frauen echt Spielräume"-Pol und den "Was für eine durchtriebene Falle und ein völlig falsches Signal"-Pol.

Interessanter finde ich das Spannungsfeld dazwischen.

Es geht schon damit los, dass die Diskussion sich auf das Einfrieren von Eizellen als Angebot der Techies an Frauen fokussiert. Dabei geht fast überall unter, dass das keine singuläre Maßnahme darstellt, sondern als Option in den entsprechenden Benefit-Paketen der Unternehmen auftaucht.

Gerade bei Silicon-Valley-Größen gibt es inzwischen umfangreiche Benefit- und Perks-Programme, um Mitarbeitern Anreize jenseits des Gehalts zu bieten. Und, was man als Westeuropäer nicht vergessen darf: Die Amerikaner haben ein derart irrwitziges Gesundheitssystem, dass es in der Tat hochrelevant ist, welche Art von Gesundheitsvorsorge der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern anbietet und finanziert.

Sonntag, 14. September 2014

Querverweis - Kontakter: Mit Augmented Reality dem Druckschluss trotzen

Wer hier gelegentlich reinliest, weiß, dass mich das Thema Multimedialität und Verbindung der verschiedenen journalistischen Kanäle und Plattformen durchaus interessiert. Für die Dmexco-Ausgabe des Kontakter konnte ich nun eine Idee ausprobieren, wie sich mit Augmented Reality Print erweitern lässt - der Druckschluss erweitern und umgehen lässt, um genau zu sein. 

Wir haben uns etwas ausgeknobelt, um den Printlesern im Blatt Bilder zeigen zu können, die sich erst nach Druckschluss überhaupt knipsen ließen. Und mit dem Ergebnis unseres kleinen Cross-Channel-Grußes bin ich durchaus zufrieden.

Mehr findet sich im Kontakter-Blog und natürlich der Print-Ausgabe. Das war ja der Sinn der Sache.

Für mich stellt das einen Einsatz von AR in Print dar, der tatsächlich eine inhaltliche Erweiterung (wenn auch nur um zeitkritische Fotos und einen Kommentar) möglich machte. Aus meiner Perspektive sind nämlich zu viele der AR-Projekte, aber auch andere Multimediaaktionen eher Glassperlenspielereien - sehen hübsch aus, haben aber nur begrenzten Wert.

Und es wird interessant sein zu sehen, inwieweit Leser es annehmen. Denn oft genug stellt der Medienbruch zwischen Print und Online eine Hürde dar, die nur die wenigsten überwinden. QR-Codes beispielsweise (ja, auch so einen haben wir mit drin) werden typischerweise kaum von Lesern genutzt. Für mich liegt das in guten Teilen daran, dass meist der Mehrwert zu gering ist.

Ich will unsere Aktion nun nicht zu hoch hängen, aber es hat Spaß gemacht, die Idee umzusetzen. Und das Feedback dürfte interessant sein. Die ersten Reaktionen waren jedenfalls schon sehr positiv.

Dienstag, 9. September 2014

Netzespresso: Was wir finden, wenn wir verloren gehen

Mit technischen Fortschritten und der Digitalisierung unseres Alltags gewinnen wir nicht nur viel hinzu, wir verlieren auch Dinge. (Nein, keine Sorge, das wird kein technologiekritischer Post. Instrumente sind selten schuld daran, wie man mit ihnen umgeht.)

Der britische Science-Fiction-Autor Charles Stross hat einen dieser Verluste als Nebengedanken in seinem Roman Halting State aufgegriffen: Die nächste Generation wird nicht wissen, wie es sich anfühlt, sich in einer fremden Stadt, fremden Gegend zu verirren. Weil sie immer wissen werden, wo sie sind. 

Der Verlust des Sich-Verirrens und die Implikationen dieses Konzepts finde ich einen spannenden Gedanken. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein großer Fan von GPS-Navigation auf Mobilgeräten. Ich finde es großartig, in fremden Umgebungen dank Smartphone von A nach zu B zu kommen, ohne mit Karten oder anderem Krempel hantieren zu müssen. Noch großartiger mit Sprachausgabe, weil man dann ungestört die Umgebung mitbekommt.

Drift - Eine App zum Verlorengehen. Bild: Screenshot.


Aber die genaue Verortung und Zielführung kann den Blick verengen. Menschen, die die Welt durch ein Display wahrnehmen, hat jeder schon zur Genüge gesehen.

Der Verlust von Unsicherheit kann ebenfalls den Blick und die Gedanken verengen. Der Fokus auf ein Ziel lässt die weitere Umgebung verschwimmen. Mit negativen Folgen, nicht umsonst geht es bei Ideenfindungsprozessen darum, nicht nur eine Lösung zu finden und sich auf der auszuruhen, sondern möglichst verschiedene Blickwinkel einzunehmen.

Wie gewinnt man nun Unsicherheit zurück?

Mittwoch, 13. August 2014

Querverweis - Schöne neue Arbeitswelt?

Drüben im runderneuerten Kontakter-Blog habe ich zum Auftakt unserer Serie zur Zukunft der Arbeit ein paar Zeilen zur schönen neuen Arbeitswelt geschrieben.

"Vielen Dank für das Gespräch, ich melde mich bei Ihnen." Inzwischen passiert es Personalern, dass sie diesen Satz nicht selbst sagen – sondern sich von Kandidaten anhören dürfen. Der Rollentausch ist die Folge einer veränderten Situation im Arbeitsmarkt. Fachkräftemangel, demografischer Wandel & Co. lassen grüßen.
Nun sollte man bei diesen Schlagworten aufpassen und sie auch kritisch prüfen. Denn einiges wird hier hochgekocht, und einiges haben sich die Unternehmen selbst eingebrockt. (Nein, damit meine ich nicht den demografischen Wandel.)"

Weiter geht's hier.

Zu Wertewandel, der Notwendigkeit, dass Arbeitgeber wie Arbeitnehmer flexibler werden müssen  und den Gefahren verschwimmender Grenzen.

Dienstag, 5. August 2014

Back On Air

*Klopf, klopf*. Ist dieses Ding an?

Also - *räusper* - da bin ich wieder.

"Expect normal service to continue."

Muss nur kurz Staub wischen und die Möbelschoner abziehen. 

Anders gesagt: Nach einer längeren Pause sollte hier nun wieder auch mal was passieren.

Statt dem Mikrowitz hätte ich natürlich auch einen meiner Lieblingsfilme zitieren können mit
"Wieder zuhause, wieder zuhause, guten Abend, JF!"

Aber den Witz hätten vielleicht zwei Leute verstanden.

Gut, dass ist mir normalerweise egal, aber so muss man ja nicht aus der Pause kommen.


Das ist in etwas gefälligerer Form vielleicht sinnvoller. 

In diesem Sinne.


Soundgarden. Been Away Too Long from Suspended In Light on Vimeo.

Freitag, 28. Februar 2014

Querverweis - Alles ist verbunden

Machen wir etwas vernetzte Werbung: Drüben im Kontakter-Blog habe ich ein paar Zeilen zum Internet der Dinge geschrieben. 

"Alles ist verbunden. Das soll keine esoterische Heilsversprechung darstellen, sondern ist für Technologieexperten die nahe Zukunft: Im Internet der Dinge ist perspektivisch alles online, was elektrisch funktioniert. Das Auto, das Haus, selbst die Zahnbürste. Neben neuen Smartphone-Generationen, die sich mit immer mehr Sensorik ein noch genaueres Bild von ihrer Umwelt und ihren Besitzern machen können, sind auf Veranstaltungen wie dem Mobile World Congress Wearables der große Hingucker: Smartwatches, Armbänder, die Puls und andere Werte tracken, Googles Brille Glass. Immer mehr Geräte streben ins Netz. Oder anders ausgedrückt: Immer mehr Hersteller streben danach, Menschen vernetzte Geräte zu verkaufen."

Hier geht's weiter.

Dienstag, 25. Februar 2014

Hello, Officer - RoboCop, Google Glass und ein Blick auf die nahe Zukunft

Vor einigen Jahren war der Autor Warren Ellis ziemlich frustriert. Weil er sich bei seinen Science-Fiction-Geschichten ständig damit konfrontiert sah, dass er Sachen erfand, die ein halbes Jahr später Realität wurden. (Das ist einer der Gründe, warum er inzwischen Krimis über irre Killer schreibt, die von indianischen Jagdgründen halluzinierend durch Manhattan streifen, wenn auch nicht der einzige.)

Gute Science Fiction extrapoliert, zeigt Entwicklungen auf und prognostiziert. Was später zu "das ist wie bei X"-Situationen führt. Rund um die NSA-Skandale etwa wurde Orwells 1984 eifrig bemüht. Und die Meldung, über die ich vor kurzem gestolpert bin, gibt Intels Chief Futurist Brian David Johnson damit recht, als Teil seines Jobs Bücher von Charles Stross zu lesen.

Googles Datenbrille Glass - ein Stück wahr gewordene Science Fiction.


In Stross'  Science-Fiction-Roman Halting State aus dem Jahr 2007 gehört die Verschmelzung mit Augmented Reality im Alltag ganz fest zum Szenario. Jeder Polizist läuft mit einer Datenbrille herum, die ihm oder ihr Informationen über Fälle und Verdächtige liefert, Navigationsmarkierungen setzt, bei Bedarf Kameraaufzeichnungen anfertigt und es erlaubt, den Schreibtischkram im Starbucks zu erledigen.

Und heute?
Heute testet das New Yorker Police Department Google Glass. Genau wie das Byron Police Department. Und die Polizei von San Francisco denkt mit Interesse darüber nach. Das SFPD ist überhaupt ein schönes Beispiel, weil es das Nutzungsszenario vom Umstieg von Smartphone auf Datenbrille darstellen würde. Momentan verwenden die Cops nämlich Samsungs S4:

"The San Francisco department currently deploys Samsung S4 smartphones for cops working the street. Merritt says the S4 has become an integral tool because it enables officers to access the department’s criminal database to run warrant checks and pull up mugshots of wanted suspects in real time."

Samstag, 28. Dezember 2013

Eine Studie in Digital Oder Sherlock, Doctor Who, die BBC und das Netz

Das Interessante an alten Hunden ist: Einige von ihnen sind wirklich gut darin, neue Tricks zu lernen. Für "alte Medien" gilt das auch. (Meist deshalb, weil der Trick eigentlich nicht neu ist, sondern nur seine Adaption.) Oft genug geht, wenn es um die Zukunft des Journalismus geht, der Blick zu Traditionstiteln. Zur grauen Lady New York Times. Zum britischen Guardian. Im deutschsprachigen Raum auch zur Zeit oder zur alten Tante NZZ. 

Und wenn es um die Zukunft von TV sowie die Verbindung von Mattscheibe und Netz geht, dann ist die BBC definitiv einen Blick wert. Die Art, wie the Beep für Formate wie Sherlock, Doctor Who oder Top Gear das Publikum im Netz umgarnt, könnte für ein paar elementare Erkenntnisse gut sein.

Am besten sichtbar wird dieses Vorgehen sogar bei Formaten, die an und für sich alt sind. Jüngstes Beispiel stellen die Promotion-Maßnahmen rund um den Start der dritten Staffel von Sherlock dar - eine in die Gegenwart übertragene Neuadaption des klassischen Detektivs. Nach zwei Jahren Sendepause muss man schon mal auf die nächste Ausstrahlung aufmerksam machen. Und der BBC gelingt das weltweit mit ein paar Clips. Nach Teasern und Trailern folgte kürzlich mit der Kurz-Webisode Many Happy Returns der Höhepunkt. Ein knapp siebenminütiges Prequel zur ersten Folge der neuen Staffel, die zu Neujahr fällig ist.

Nicht billig geschraubt, nicht achtlos hingeschmissenes "irgendwie müssen wir das Publikum ja bei Laune halten"-Material, sondern vom selben Team als detailliert durchkonzipierte Geschichte in guter Weblänge hochwertig produziert.

Und viral genug, dass der Siebenminüter mir mehrfach in meinen Streams begegnete, auf Facebook, Twitter oder Medienplattformen. So geht Content Marketing.


Bild: Screenshot.

Samstag, 30. November 2013

Querverweis - Der Jugendwahn im Netz

Drüben im Kontakter-Blog hab ich mal was über die Fokussierung auf Digital Natives und den Jugendwahn im Netz geschrieben. Darüber, dass viele Marken jung, hip und dynamisch sein wollen, Teenager vermutlich nicht alles besser wissen und es schlimmeres gibt, als für die Justin-Bieber-Zielgruppe uncool zu sein.

"Marken im Netz, die meisten Startups und viele Internetunternehmen versuchen sich an etwas, an dem schon Generationen von Eltern gescheitert sind: Teenager verstehen. Der Digital Native, das unbekannte Wesen. Aus den Bewegungen der Jugendlichen versuchen sie, Trends und Erfolgsmodelle abzuleiten. Das nächste große Ding zu finden. Umgetrieben von der Angst, nicht mehr cool zu sein, die Kunden von morgen zu verlieren."
"Aber stimmt das? Sind die Digital Natives die Kunden von morgen?"

Mehr hier.

Dienstag, 12. November 2013

Netzespresso: Goldidee mal anders - Wie die Agentur Rethink für eine Cannes-Löwen-Schwemme sorgt

Mit preisgekrönten Werbearbeiten ist das so eine Sache. Immer wieder reichen Agenturen die berüchtigten Goldideen ein - Projekte, die eigentlich nur besonders kreativ und preiswürdig sein sollen, um Awards abzustauben. Ob sie dem Kunden was bringen, ist eher nebensächlich. Hauptzweck ist eine Trophäe mehr in der Vitrine und auf der Referenzenliste.

Die kanadische Agentur Rethink hat den Prozess jetzt abgekürzt. Warum aufwendige Ideen und Konzepte entwickeln, nur um ein paar Preise mehr auf dem Tisch stehen zu haben? Wenn's nur um die geht, kann man auch gleich die drucken. 

Also haben die Kanadier den 3D-Drucker angeworfen und sich ein paar Goldlöwen gemacht. 811, um genau zu sein. 

Die Agentur mit den meisten Cannes-Löwen, frisch aus dem eigenen 3D-Drucker. Screenshot.

Das Löwenrudel hat in den Agenturbüroräumen Gesellschaft von hunderten anderer Preise, mit denen sie ebenfalls dekoriert haben. Ein augenzwinkernder, ironischer Kommentar zum Award-Wesen. Denn manchen Ideen geht es wirklich nur darum. Und das Löwen-Hamstern bei den Media Lions in diesem Jahr zwang das Cannes Festival sogar zu einer offiziellen Stellungnahme aufgrund der schieren Anzahl von Agenturen, die für sich Löwen in Anspruch nahmen, weil sie an einem Projekt auch nur irgendwie beteiligt waren. (Über die Löwen-Druckerei dürfte das Festival aber auch nicht gerade glücklich sein, da kann in Toronto und Vancouver noch ein Brüllen aus Cannes ankommen.)

Montag, 4. November 2013

Perlen und Glasperlen, Fische und Angler - Vom Wert der Multimediareportagen

Manchmal ist es schon lustig. Da spricht Zeit-Online-Chefredakteur Jochen Wegner Anfang letzter Woche noch darüber, dass sich die multimedialen, interaktiven und animierten Erzählelemente, wie sie Multimediareportagen wie Snowfall oder Stalinallee einsetzen, auch hervorragend für Features eigneten, um komplexe Zusammenhänge zu erklären, und dass das ein noch unterschätzter Hebel im Onlinejournalismus sei. Und am Freitag legt der Guardian quasi wie bestellt NSA Files: Decoded vor. Ein Multimedia-Feature, das für Nutzer die komplexe Thematik mit Text, Videos, Grafiken und Animationen aufbereitet, versucht, es für jeden greif- und begreifbar zu machen.

Der Guardian illustriert, was Multimediafeatures leisten - und welche Probleme auftreten können.


Also folgt nach Text 1, 2 und 3 über Multimediareportagen im Onlinejournalismus jetzt halt noch der vierte binnen einer Woche.

Aber fangen wir etwas weiter vorne an, die Zeilen oben sind eher ein innerer Monolog als ein Texteinstieg.

Beim Thema Zukunft des Journalismus und der Frage, was der Onlinejournalismus an neuen Möglichkeiten bietet (die Menschen dann vielleicht auch Geld wert sind), stechen eine Reihe von Leuchtturmprojekten aus dem Nebel heraus, in dem wir unseren Pfad suchen. Multimedia-Reportagen, die aufwendig Text, Video, animierte Elemente und Visualisierungen verbinden, um Geschichten zu erzählen. Sie stechen heraus, weil sie sichtbare, griffige Beispiele darstellen, nicht zwangsläufig, weil sie wegweisend sind. Einiges davon führt aber schon auf richtige Pfade. Meist dient als Referenz und Kürzel für diese Multimediareportagen das Projekt Snowfall der New York Times.

Es gehört ja zu den Eigenarten von Debatten über die Zukunft des Journalismus, dass die NYT als leuchtendes Beispiel und Vorreiter herhalten muss, eine Art Steve Jobs der Medienwelt. In vielen Fällen auch zurecht, aber sie sind nicht die einzigen, die sich an derartigen Dingen versuchen. Und gerade aufgrund ihrer herausgehobenen Stellung nicht das beste Beispiel, weil sich hier gesammelte Erfahrungen nur begrenzt auf andere Titel übertragen lassen.

Montag, 28. Oktober 2013

Netzespresso: Spielen für weniger Abgelenktheit

Es blinkt, es fiept, es push-notified. Zu den fünf Mails, die in diesem Satz vermutlich schon wieder angekommen sind, kommt ein Dutzend Dinge in zwei Dutzend Browser-Tabs und was sonst noch alles. Wie soll man sich da nur konzentrieren? 

Mit Spielen.

Zumindest für die ältere Zielgruppe (und wir reden hier nicht von Gamer-alt, das wäre ich, sondern von Personen ab 60) scheint das zu funktionieren, wie eine in Nature veröffentlichte Studie zeigt. Ironischerweise ist es dem Team um Adam Gazzaley dabei ausgerechnet mit einem Computerspiel gelungen, das Multitasking, die Konzentrationsfähigkeit und die kognitive Kontrolle zu verbessern. Also mit der Art von Produkt, von der Kritiker gern das Gegenteil behaupten ("Die Kids zocken viel zu viel...").

Probanden der Neuroracer-Studie. Screenshot des Nature-Videos.


Mittwoch, 23. Oktober 2013

"Women shouldn't" und Auto Complete Truth - Gute Algorithmen sind ein gnadenloser Spiegel

In all den Diskussionen über Big Data, Datenkraken und Informationsflut im Netz geht eins gelegentlich unter: Das Datenmeer kann nicht nur ein reiches Gewässer zum Fischen sein, es eignet sich auch als simpler Spiegel.

Vieles von dem, was im Netz zu sehen ist, ist unschön, unbequem, hässlich. Das ist aber nicht die Schuld des Netzes, sondern unsere. Der Spiegel kann nicht viel dafür, was er zeigt. Und gute Algorithmen sind ein gnadenloser Spiegel.

Ein frisches, plakatives Beispiel liefert die Werbeagentur Ogilvy & Mather Dubai für UN Women: In Printanzeigenmotiven platziert die Agentur über dem Mund von Frauen Google-Autocomplete-Vorschläge zu Formulierungen wie "women should", "women need to", "women shouldn't" oder "women cannot". Und das, was Googles automatische Komplettierung da ausspuckt, ist durch die Bank gruslig und rückständig. 

Shouldn't have rights, shouldn't vote, need to be put in their place, cannot be trusted, should be slaves.

Das Bild ist klar.

Bild: Christopher Hunt et al, Auto Complete Truth, Behance.

Donnerstag, 26. September 2013

Netzespresso: Das Computer-Orchester oder Crowd dirigieren mit Kinect

Crowd-Musikprojekte an sich sind nichts Neues. Quer durchs Land oder über den Globus verteilte Menschen Samples und Fragmente für Lieder liefern zu lassen, damit daraus dann ein Gesamtwerk entsteht, stellt inzwischen ein erprobtes Verfahren dar.

Ein Projekt an der University of Art and Design in Lausanne spinnt den Gedanken des virtuellen Chors oder Orchesters nun aber weiter: Was, wenn die gemeinsame Performance dann auch wie vom Orchester vorgetragen würde? Das Trio Simon de Diesbach, Jonas Lacôte und Laura Perrenoud hat sich dafür das Computer Orchestra ausgeknobelt: Ein Setup von Laptops, auf die die jeweils ausgewählten einzelnen Samples aufgeteilt sind und von einem Dirigenten ausgelöst werden können. Vorne am Pult erfasst dann ein Kinect-Sensor (die Bewegungssteuerungs-Einheit von Microsofts Konsole Xbox) die Bewegungen des, sagen wir, Spielers.

Und dazu passend ertönt Musik.


The Computer Orchestra from computer-orchestra on Vimeo.





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Dienstag, 27. August 2013

Netzespresso: Looks like Music - Malen wir Musik

Noten schreiben oder Musikinstrumente spielen ist nicht jedermanns Sache. Eine Installation im Luxemburger Museum Mudam lässt trotzdem jeden Teilnehmer Musik machen - besser gesagt, aufmalen. Das Projekt Looks Like Music des japanischen Künstlers Yuri Suzuki setzt dazu kleine Roboter - genannt Colour Chaser - ein, die Farben in Klänge umwandeln. Mit schwarzem Stift können die Besucher den Farbjägern ihre Reiseroute vorgeben. Und mit bunten Markierungen Töne auslösen. Der Begriff audiovisuell bekommt da gleich einen ganz anderen Dreh. Musizieren mittels Buntstift und Roboter.



Looks Like Music - Mudam 2013 from Yuri Suzuki on Vimeo.


Die visuelle Performance spielt für unsere Wahrnehmung von Musik ohnehin eine große Rolle, wie eine aktuelle Studie zeigt. Und nein, ich meine damit nicht Fälle wie Miley Cyrus bei den VMAs. Chia-Jung Tsay kam auf die Idee, Probanden die Gewinner von Musikwettbewerben raten zu lassen - und zwar auf Grundlage von Videoclips ihrer Perfomance ohne Ton. Interessanterweise gelang das denen besser als der Gruppe, die nur die Audiospur bekam. Das heißt nun logischerweise nicht, dass sie das bessere Spiel gesehen hätten - aber es belegt den Einfluss der sichtbaren Performance und Körpersprache, auch auf die Fachjurys. (Sie haben ja nicht bewertet, ob das die besseren Musiker waren. Sondern ob sie bei Wettbewerben gewonnen haben. Das ist nicht zwingend deckungsgleich.)

Montag, 22. Juli 2013

Warum wir DLDWomen brauchen - Ein paar nachträgliche Gedanken zur Innovationskonferenz mit Frauen-Fokus

Anfang vergangener Woche fand in München zum vierten Mal DLDWomen statt - der Frauen und weibliche Perspektiven in den Fokus rückende Spross von Burdas DLD-Innovationskonferenz-Reigen. (Streng genommen ein Ableger der schon länger etablierten Digitalkonferenz DLD, inhaltlich aber eher eine notwendige Erweiterung. Aber dazu komme ich später.)



Das Programm wie die Speaker und Gäste haben gezeigt, dass wir weiter gekommen sind in den letzten paar Jahren. Der Anteil von Frauen in hochrangigen Positionen unter den Speakern ist seit Beginn spürbar  angestiegen, das ist zumindest mein Eindruck. Einige der Reaktionen auf die Konferenz haben dagegen gut gezeigt, warum wir sie brauchen. 
 
 Ja, "wir". Da der Schreiber dieser Zeilen ein Mann ist, schließt das Männer mit ein.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Die Foto-App Rando als Flaschenpost - was passiert bei Sharing ohne Social?

Die Sozialisierung des Webs hatte schon fast epidemische Züge: Jeder flanschte Social Features an, keiner war mehr damit zufrieden, ein Bilder-Archiv, ein Bookmarking-Dienst oder sonstwas zu sein, alles muss schön viel Web 2.0 enthalten. Im Bereich der Foto- und Video-Apps galt es sowieso, Nutzern möglichst viele Optionen zum Teilen und Folgen und Vernetzen zu geben. Über die Folgen in Bezug auf Selbstdokumentation und Selbstdarstellung habe ich auch schon mal was geschrieben.

Das Digital-Studio Ustwo ging für ein Experiment einen anderen Weg und stellte sich die Frage: Was passiert eigentlich, wenn man eine "antisoziale" Photosharing App baut?

Das Ergebnis ist Rando. Eine App, in der aus Fotos gewissermaßen digitale Flaschenpost-Botschaften werden. Rando-Nutzer können Fotos schießen und diese verschicken. Sie wissen aber nicht, an wen. Nur wer ein Bild verschickt, erhält auch eines. Alles, was er dazu erfährt, ist die Region, aus der es stammt. Kein Name, kein Nutzer. Keine Profile, kein gezieltes Teilen, keine Follower. Nur der zufällige (Rando für Random) Austausch von Fotos, asynchron. 

Quelle: Rando Website.


Mit der Spielerei ging es Ustwo auch darum zu sehen, wie Nutzer reagieren. Würden Sie eine Plattform nutzen, auf der sich keinerlei Beziehung aufbauen lässt? Auf der alle Elemente der Selbstdarstellung fehlen, aber auch der gegenseitigen Incentivierung durch Likes, Faves und ähnliches? Würden Sie Fremden Bilder schenken, ohne die geringste Steuerungsmöglichkeit oder das kleinste Feedback?

Sonntag, 7. Juli 2013

Netzespresso: Wake up and hear the Coffee

Da bin ich wieder, nach urlaubs- und arbeitsbedingter Pause. Starten wir mit neuem Schwung und dazu passend mit etwas, das die Kreativität anregen soll: Kaffee. Der Grundtreibstoff für die meisten Medienmenschen (und nicht nur für Menschen aus diesem Branchensegment) löst biochemisch betrachtet die Bremsen im Hirn, wie es James Hamblin bei The Atlantic formuliert. 

(Als Reaktion auf den New-Yorker-Text How Caffeine Can Cramp Creativity im Übrigen, derartige Attacken kann man ja schließlich nicht unkommentiert lassen.)
(Ja, für intellektuell gehobene Medien wie den New Yorker oder The Atlantic ist sowas eine Grundsatzdebatte.)
Bild: Screenshot von Stoccos Clip Huge Coffee.


Jedenfalls: Das Erlebnis einer Tasse Kaffee ist zumeist ein im wesentlichen geschmackliches, auch noch ein olfaktorisches ("Wake up and smell the Coffee"). Der Tonkünstler Diego Stocco allerdings macht daraus ein audiovisuelles Happening. Als kleines Pausenprojekt hat er den Soundtrack zum Morgenkaffee produziert. 

So klingt eine Tasse Kaffee:



Diego Stocco - Huge Coffee from Diego Stocco on Vimeo.

Kaffee als multisensorisches Erlebnis. Eine Seite, von der man sein Heißgetränk sonst eher selten kennenlernt. Und ein gutes Beispiel dafür, was es mit offenen Augen und Ohren alles an Details um uns herum zu entdecken gibt.