Dienstag, 3. Januar 2012

Neujahr 2012: Ein paar gute Vorsätze für die Medienbranche

Nach den ganzen Jahresrückblicken vorher ist der Jahresbeginn ja klassischerweise ein Moment, in dem man nach vorne sieht und Vorsätze fasst. Da meine eigenen nur von begrenztem Interesse wären und ich eine Branche verfolge, die sich gerne mal mit Entscheidungen schwer tut, hier eine kleine Handreichung:

Gute Vorsätze für die Medienbranche 2012:


Wir wollen mit dem Jammern mal warten, bis es tatsächlich auch einen Anlass gibt.
Nachdem 2011 die Welt schon nicht untergegangen ist und einige Medienhäuser Zahlen aufweisen, bei denen andere Branchen sich glücklich schätzen würden, solche Krisen zu erleben, muss man 2012 nicht gleich wieder die Apokalypse erwarten.
(Hinweis dazu: 2012 ist auch bei den Maya nicht das Ende der Welt, sondern das Ende eines Kalenderzyklus der Langen Zählung.)
Natürlich sieht es bei einigen wirklich finster aus, aber mit hängendem Kopf sieht man so schlecht die Perspektiven am Horizont.

Wir wollen mal nicht erst Dinge zur größten Sache seit der Erfindung von geschnitten Brot hypen und dann nach ein paar Monaten die Flinte ins Korn werfen.
Soll heißen: Das iPad rettet Verlage nicht, weil ein neuer Markt nicht auf magische Weise zu Milliardenumsätzen für alle führt. Sollte man ihn besetzen, weil die komplette Mobile-Entwicklung auch für den Konsum von Medien sehr relevant ist? Durchaus, so man passende Inhalte beibringt. Aber nicht erwarten, dass nach sechs Monaten so viel Umsatz aufläuft, dass das die Welt rettet. Das ist noch immer ein Lern- und Erschließungsprozess.

Wir wollen nicht ganz so oft "Mehrwert" sagen und multimediale Glasperlen meinen.
Denn der Wert für den Leser / Zuschauer / Kunden darf durchaus eine inhaltliche Dimension haben. "Ist bunt und bewegt sich" kann dagegen nur begrenzt mit Reizen glänzen.

Wir wollen uns nicht gleich dem Nächsten als vermeintlichen Retter an den Hals werfen.
Die Beliebtheitskarriere, die Apple bei deutschen Medienhäusern hingelegt hat, ist bekannt: Vom Retter, dem man am besten täglich die Füße küssen sollte zu wütenden Angriffen, weil der böse Konzern bei den eigenen Vorstellungen von Umsatzbeteiligung und Datenhoheit nicht mitspielt, ging es zügig. Weil sich auf dem Tablet Sachen, die sich auf Papier nicht mehr so gut verkaufen, auch nicht auf einmal in Topseller verwandeln, geht es jetzt um den nächsten Retter. Die ersten schielen schon Richtung Kindle Fire. Verlage seien da gerne dazu eingeladen, sich bei ihren Kollegen aus der Buchbranche zu erkundigen, was für ein toller Partner Amazon sein kann.

Wir wollen den Anteil verabsolutierter Positionen ein wenig absenken, ja?

Print stirbt auch 2012 noch nicht (nein, auch so lässt sich der Maya-Kalender nicht deuten) und mit Blick auf die Bilanzen von ProSiebenSat.1 und RTL lässt sich sagen, wenn TV stirbt, dann ist der Morphiumtropf aber echt weit aufgedreht.
Desgleichen gilt aber auch: "Das mit dem Internet" geht nicht wieder weg. Mit dem Gedanken im Hinterkopf mitten im Print-Wald zu stehen und vor sich hin zu pfeifen, führt genauso in die Irre wie die exzessive Schwarzmalerei. Der Umbruch setzt sich fort und schlaue Ideen sind nach wie vor gefragt. Was uns zum nächsten Punkt bringt:

Wir wollen die Kreativität für eigene schlaue Ideen haben und den Mut, sie auch auszuprobieren.
Das Ausruhen auf vermeintlichen Pfründen und die Angst, sich mit irgendwas neuem ja selbst im Kerngeschäft zu schaden, haben ja schließlich so wahnsinnig gute Ergebnisse erzielt, nicht wahr? Und wer noch länger wartet, verliert jeglichen Spielraum. Schon jetzt ist der bei vielen knapp.
Dazu sei auch gesagt: Brachiales Sparen allein ist nicht Handeln, sondern ideenloses Verwalten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen