Sonntag, 21. April 2013

Netzespresso: BlabDroids oder Wie Roboter eine Doku über Menschen drehen

Stellt euch vor, ein putziger kleiner Papproboter rollt auf euch zu und fragt euch mit heller Kinderstimme, ob er euch ein paar Fragen für eine Doku über Mensch-Maschinen-Beziehungen stellen kann. Was würdet ihr tun? Und was würdet ihr tun, wenn euch der kleine Kameramann fragt, was das schlimmste ist, das ihr je getan habt, wen ihr am meisten liebt, was ihr völlig aufgegeben habt? Genau das will BlabDroids mit dem Filmprojekt Robots in Residence herausfinden.


Die Robo-Kameramänner. Bild: Screenshot von Blabdroid.com.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Filmemacher Brent Hoff und dem MIT-Roboterbastler und Künstler Alexander Reben will die erste von Robotern gedrehte Doku der Welt fabrizieren. Dazu schicken sie auf Festivals die Roboter - Cubies genannt - unters Volk, jeder ausgerüstet mit Kamera, Lautsprecher, Sensoren, die feststellen, ob sich vor ihm ein Mensch befindet, und einem Set aufgezeichneter Fragen.

Montag, 8. April 2013

Gedanken zur Zukunft der Medien, Teil 3: E Pluribus Unum

Im Anschluss an die Gefahr der reinen Reichweitenjagd und eine Betrachtung von Paid Content geht es in Teil 3 um den Wert der eigenen Rolle und eigenen Stimme. Denn, wie schon in den vorigen Texten angerissen, kann Austauschbarkeit nicht das Ziel von Medien sein, ist sogar eine der größten Gefahren.

Wer laut jammert, dass es ja allgemeine Inhalte auch anderswo im Netz zuhauf gäbe, übersieht die darin liegende Chance: Ich muss nichts ausführlich machen, was meine Leser an x anderen Stellen genauso finden können. Die Ressourcen dafür kann ich mir sparen. In der gerade durch die Digitalisierung bedingten Informationsvielfalt sind einzelne Medientitel erst recht nur eine von vielen Stimmen, aus deren Chor der einzelne Nutzer seine Informationen bezieht.

Das mag einigen höchst unwillkommen sein und Angst machen, eröffnet aber auch Chancen. So Verlage sich vom alten Leitbild "Leser, du sollst keine anderen Medien neben mir haben!" lösen und die Pluralität nicht nur anerkennen, sondern für sich nutzen.

Die eigene Stimme fokussieren - auf das, was man zum Gesamtklang beitragen kann. Bild: AllthingsD.


Die Vernetzungsmöglichkeit stellt – so lapidar das nun klingen mag – ein ganz zentrales Merkmal des Netzes dar. Die Weigerung mancher Medien, auf andere Quellen – entweder Mediensites oder Blogs, Homepages, was auch immer, zu verlinken, stammt aus dem ursprünglichen Alleinvertretungsanspruch und dem Bestreben, möglichst viel Traffic zu horten. Auf andere verweisen wäre aber ein Gedanke, der viel organischer zur Netznatur passen würde - und natürlich Teil des journalistischen Auftrages oder Schaffens darstellt. Die Auswahl und Präsentation von Themen gehört fest zu diesem Beruf. Auf andere verweisen und verlinken, allgemeines in Kürze, auch via dpa, präsentieren, Aggregationsbereiche und Klicktipps anbieten, das passt da alles hinein - als Service. Andere da aufgreifen, wo es sinnvoll und absolut ausreichend ist. Man muss nicht alles selbst machen, gerade dann, wenn es eigentlich nichts eigenes beizutragen gibt.
Wir sind  nicht aber "nur" Kuratoren.

Wir sind auch Stimmen, die aufmerksam machen, unterhalten, analysieren und einordnen sollen. Auch das bringen, das sich nicht überall, sondern vielleicht kaum findet. Kurz: etwas eigenes beitragen.

Denn wenn man sich der Wahrheit stellt, dass das eigene Medium nur eine Stimme im Konzert ist, wird auch klar: Das Schärfen, die Ausbildung dieser Stimme ist für den Erfolg ein ganz zentraler Punkt. Das heißt, dass die Redaktion eine klare, wiedererkennbare Tonlage und Haltung an den Tag legen muss.

Montag, 1. April 2013

Gedanken zur Zukunft der Medien, Teil 2: Was ist ein Artikel wert?

Im zweiten Teil einer Reihe von Gedanken zur Zukunft der Medien wird es um Paid Content gehen. Nachdem sich der erste Teil damit auseinander gesetzt hat, dass der bloße Blick auf Reichweiten zur Werbevermarktung uns nicht wirklich weiter bringt, sondern einiges an auch inhaltlichen Risiken birgt, scheint es logisch, sich weiteren Erlösquellen zu widmen.

Denn die simple Erkenntnis ist: (Text-)Medien werden im Großen und Ganzen gar keine andere Wahl haben als Geld für ihr Tun von ihren Nutzern zu verlangen. Es geht hier nicht um abstrakte Diskussionen, es geht um simple Arithmetik. 

Die gefürchtete Bezahlschranke. Erstens ein blöder Begriff. Und zweitens werden wir nicht drumrum kommen. Bild: Hartum Fischer / Pixelio.de

Wer Zweifel daran hat, dass die Werbevermarktung allein für den Markt nicht ausreichen wird, sei neben Teil 1 auch auf den aktuellen Report The State of the News Media 2013 des Pew Resarch Centers verwiesen. 
Dort finden sich nicht nur Fakten wie der, dass die US-Zeitungen 2012 ein Drittel weniger angestellte Redakteure aufweisen als 2000 und durch Kürzungen eine Medienlandschaft entstanden ist, in der fast ein Drittel der Befragten sich von einem Titel abgewandt hat, weil er nicht mehr die Art von Informationen bietet, die sie gewohnt sind und erwarten. Mit Blick auf die Säule Werbeerlöse stellt Pew auch fest:

"The news industry continues to lose out on the bulk of new digital advertising. Two new areas of digital advertising that seemed to bring promise even a year ago now appear to be moving outside the reach of news: mobile devices and local digital advertising."

Der Großteil der Branche wird weitere Erlösquellen neben Werbung schlicht brauchen. Und Paid-Content-Konzepte, bei denen die Nutzer direkt zahlen, sind dafür ein logischer Kandidat. 

Klassischerweise lautet der erste Einwand hierzu: "Mein Gott, wer soll denn dafür zahlen?" Interessanterweise ein Einwand, den gerade Journalisten oder ehemalige Journalisten gern vorbringen. Nun ist ein gewisses Maß an kritischem Zynismus in diesem Beruf durchaus nützliches Handwerkszeug. Aber ganz ernsthaft: Wenn meine Einstellung dem was ich tue gegenüber "dafür würde doch keiner was zahlen" ist, dann sollte ich vielleicht darüber nachdenken, ob ich nicht andere Arten von Texten schreiben sollte.

Mittwoch, 20. März 2013

Netzespresso: Die New York Times und die ernst genommenen Leserkommentare

Wie immer, wenn die ehrwürdige New York Times auch nur die kleinste Änderung durchführt, stößt auch das Austesten eines neuen Kommentarformats auf Interesse bei anderen Medien. Mathew Ingram hat dazu mal gewitzelt, dass wir in den Medien, sollte die NYT mal ihr Kreuzworträtsel-Layout ändern, wohl auch einen Tag darüber diskutieren würden, ob das die Zukunft des Journalismus sei. Was die NYT jetzt in ihrer Kommentarfunktion anläßlich der Papstwahl ausgetestet hat, ist aber in der Tat interessant. Wenn auch in der Wichtigkeit irgendwo zwischen den Polen Kreuzworträtsel-Layout und Zukunft des Journalismus. Und dabei näher am Kreuzworträtsel, ehrlicherweise.

Die NYT hat zu diesem Anlass nämlich strukturierte Leserkommentare ausprobiert. Bevor jemand den Artikel kommentieren konnte, galt es, die eigene Reaktion kurz auszuwählen - Überrascht oder nicht, positiv oder negativ eingestellt. Dazu die optionale Angabe, ob man Katholik ist oder nicht. Über dem Kommentarfeld selbst stand die klare Frage, welchen Einfluss auf die Kirche Papst Franziskus der eigenen Meinung nach wohl haben werde - und die Antwort selbst war auf 100 Worte begrenzt.

Dieses Modell ist nicht in dem Sinne eine Trollabwehr - die NYT moderiert ihre Kommentare ohnehin und hängt den Anspruch an die Leser nur wenig tiefer als den ans Blatt selbst. Aus den FAQs:

"We are interested in articulate, well-informed remarks that are relevant to the article. We welcome your advice, your criticism and your unique insights into the issues of the day. Our standards for taste are reflected in the articles we publish in the newspaper and on NYTimes.com; we expect your comments to follow that example. A few things we won't tolerate: personal attacks, obscenity, vulgarity, profanity (including expletives and letters followed by dashes), commercial promotion, impersonations, incoherence and SHOUTING."
(Überlegt euch mal, wie viel da bei manchen anderen Sites übrig bleiben würde, wenn man das ernst nimmt.)

Sonntag, 17. März 2013

Gedanken zur Zukunft der Medien, Teil 1: Die Überdehnungsgefahr durch die Reichweitenjagd

2013 wird für (Text-)Medien ein Jahr der Weichenstellung sein. Vor dem Hintergrund der Schließungen von Zeitungstiteln, Problemen bei der Auflagenentwicklung und den Werbeerlösen wird es noch mehr darum gehen, wie sich mit Journalismus im Netz Geld verdienen lässt. Denn die zur Zeit praktizierte Werbefinanzierung funktioniert mehr schlecht als recht. Quersubventionierung - ob nun auf tatsächlicher monetärer Basis oder durch übernommene Inhalte aus Print - ist nach wie vor an der Tagesordnung.

Und jede neue Meldung von Kürzungen und Entlassungen, jede neue Meldung sinkender Auflagen oder Werbeerlöse wird die üblichen Klagerufe und hämischen Kommentare auslösen. Dass Journalismus doch keine Zukunft habe. Dass niemand Online und bald auch keiner mehr in Print zahlen werde. Dass sich alle Inhalte auch anderswo finden lassen und sich doch sowieso dieses Geschäft und dieser Beruf überlebt hätten. 

Doch das ist Unsinn. Und das bringt uns nicht weiter.

Die Fragen, um die es geht, sind doch im Kern folgende: Worin liegen Wert und Rolle des Journalismus, wie verändern sich sein Profil und seine Aufgabe, auch über Plattformen hinweg - und wie finanziere ich ihn? 

Bild: S. Hofschlaeger  / pixelio.de

Das ist die Thematik, der sich dieser Text und ein paar folgende widmen werden. Nein, ich bin nicht so größenwahnsinnig, die Zukunft des Journalimus mal eben in einem Text darzulegen. Ich habe diesen Anspruch auch ansonsten nicht. Die Überschrift dieser angedachten Serie lautet nicht umsonst Gedanken zur Zukunft der Medien. 

Sonntag, 3. März 2013

Querverweis - Verunglückte Virals: Microsoft und die ASSI-Partei

Welch Rückfall in alte Gewohnheiten. Da dachte man, mit den Kampagnen zum Internet Explorer 9 und vor allem dem gelungen witzigen BrowserYouLovedtoHate hätte Microsoft mal die Werbekurve gekriegt. Und dann lassen sie die ASSI-Partei aufs Netz los. Da ich mich hier so positiv über Microsofts Saugfähigkeit und den gelungenen Kampagnenansatz rund um BrowserYouLovedToHate ausgelassen hatte, jetzt ein Querverweis zum Seufzer auf W&V Online, den diese verunglückten Virals nach dem Motto "und genauso unerträglich asozial ist dieses Raubkopiererpack auch" bei mir ausgelöst haben.

"Vier YouTube-Clips und ein Tumblr-Blog gehören zur Aktion um die fiktive Partei und ihren Vorsitzenden Dr. A Berkannt. Der zeigt sich in den Clips mit dem Claim 'Deswegen jetzt die Asozialen wählen. Gegen Vorbildfunktion. Gegen Behindertenparkplätze. Gegen Trinkgeld. Und für Plagiate.'"



Hier geht's weiter zu meinem Mißmut über Virals, die eher wie kreative Grippe wirken.

Dienstag, 26. Februar 2013

Through the Looking Glass: Ein genauerer Blick auf Google Glass und #ifihadglass

Viele Augen auf Glass: Mit dem neuen Demovideo zu seiner Datenbrille und dem zugehörigen Kampagnenstart ist es Google bestens gelungen, den Buzz um Google Glass wieder anzuheizen. Zumindest in der Kernzielgruppe und bei Medien mit Tech- oder Digi-Bezug. (Hallo.) Über zehn Millionen Abrufe hat der Democlip auf YouTube binnen drei Tagen erzielt.

Der Clip sollte Lust auf mehr machen, weil er ja auch den Auftakt für die Kampagne #ifihadglass und den Wettbewerb für Betatester darstellt. US-Interessenten sollen sich als Glass Explorer bewerben, erzählen, was sie mit der Augmented-Reality-Brille tun würden. Eine Jury wählt dann 8000 Personen aus - nach Kreativität, Originalität, Einfluss und, insgesamt betrachtet, der Breite des Testerkreises.

Die Auserwählten erhalten dann für schlappe 1500 US-Dollar ein Exemplar, mit dem sie herumspielen können. Man könnte sagen, Google lässt seine Testimonials auch noch zahlen dafür, dass sie Marketing für die Datenbrille betreiben. Das wäre aber kurzsichtig.




Denn in der Tat geht es bei dem Glass Explorer Programm um einen Betatest. Wie öffentlich der sein wird, bleibt abzuwarten. Zwar unterschreiben Bewerber schon mit ihrer Wettbewerbsbeitrag für #ifihadglass, dass Google den für sein Marketing einsetzen kann, wie es will. Davon, was die Explorer machen dürfen, steht da aber noch kein Wort. Und die NDAs, die Google laut readwrite im Januar Entwicklern im Rahmen des Glass Foundry Programms zukommen ließ, die haben es in sich: Es wirkt ein wenig wie die Drei-Affen-Version mit Datenbrille: Kompletter Maulkorb anderen gegenüber, wenn Google seine Zustimmung nicht gegeben hat, niemand anderes darf die Brille nutzen und mit Glass aufgenommenes Bild- und Videomaterial darf nur mit Googles Zustimmung veröffentlicht werden. Fun Fact: Einige der beeindruckenden Aktionen im Democlip sind Entwicklern faktisch verboten:

Freitag, 15. Februar 2013

Welchen Schaden Amazon durch den Shitstorm nehmen wird? Gar keinen. Eine Übung in datengestütztem Zynismus

Und wieder geht es los, das Händeringen im Netz. Die Wut. Die Boykottaufrufe. Diesmal trifft es Amazon, das nach dem ARD-Beitrag Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon im Netz hart angegangen wird wegen den Bedingungen, zu denen Leiharbeiter in Logistikzentren des E-Commerce-Riesen tätig sind. "Schweinerei", "Faschismus", "Da kauf ich nie mehr" heißt es auf Facebook und Twitter. Shitstorm eben. Die Macht nicht der Straße, sondern der sozialmedialen Fahrstreifen auf dem Datenhighway schickt sich an, Amazon zu  überrollen. Und die ersten fragen sich, wie sich das auf Amazon, dessen Image und dessen Geschäft auswirken wird, auch weil der Konzern im Netz eigentlich nicht reagiert.

Die Antwort ist simpel: Amazon wird so pleitegehen wie Wiesenhof. Der Geflügelproduzent, dem hintereinander eine ARD-Doku, ein Hygieneskandal und das Sponsoring von Werder Bremen um die Ohren geflogen sind, der dabei jedes Mal ordentlich Federn im Netz lassen musste. Und der im vergangenen Geschäftsjahr 1,33 Milliarden Euro erwirtschaftet hat, ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. (Das Mutterunternehmen, die PHW-Gruppe, hat sogar 2,34 Milliarden erzielt, 5,2 Prozent mehr.)

Bild: Amazon.

Anders ausgedrückt: Wiesenhof hat keinen Schaden erlitten, ist sogar gewachsen. Amazon hat 2012 knapp 6,45 Milliarden Euro in Deutschland erwirtschaftet. Und diese Zahl wird in diesem Jahr ebenfalls wachsen. Welchen Schaden Amazon durch den Shitstorm nehmen wird? Gar keinen.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Netzespresso: "Do You Love Me" - Was passiert, wenn Bots Drehbücher schreiben

Die Künstliche Intelligenz als Drehbuchschreiber: Autos montieren war gestern, heute geht es bei der Entwicklung von AIs, Robotern & Co. eher um die Rekonstruktion von Verhalten und gelegentlich auch um das Montieren von Text. Nach dem Motto: Wie gut können Systeme menschliches Verhalten emulieren? Welche Aufgaben können sie übernehmen, wie nah kommen sie menschlicher Leistung?

(Das von Google gebaute neurale Netzwerk hat ja immerhin schon mal selbständig gelernt, Katzen zu erkennen.)

Immer wieder geht es dabei auch um komplexere Vorgänge, in denen sich die Frage stellt: Wie kreativ kann eine AI sein? Erste Ansätze, Journalisten durch Bots zu ersetzen, gibt es ja schon länger. Firmen wie Narrative Science lassen ihre Algorithmen Sport- oder Börsenberichte schreiben und fahren damit leidlich gut.

Chris Wilson hat sich nun an folgendes Projekt gewagt: Was kommt dabei heraus, wenn man mit einer KI ein Drehbuch schreibt? Dazu hat er ein Zwiegespräch mit Cleverbot geführt und das Ergebnis unter dem Titel "Do You Love Me" verfilmt. Die Szenarien sind von ihm, die Dialoge vom Bot. Und das Ergebnis fällt ungefähr so Banane aus, wie man es sich vorstellt:




Das wirkt nun reichlich surreal und ist natürlich im wesentlichen eine  Spaß-Aktion. Aber es ist eine nette Randbemerkung, dass die Maschine einen Liebesfilm schreibt. Schließlich stellt die Frage nach ihrer Empfindungsfähigkeit ja einen klassischen Baustein in Theorie und Science Fiction dar, wenn es um Künstliche Intelligenzen geht.

Das Ergebnis zeigt recht deutlich, dass die Jobs der Drehbuchschreiber ähnlich sicher vor der Übernahme durch Bots sind wie die von Journalisten. Auch wenn einige YouTube-Kommentatoren anmerken, es sei immer noch eine sinnvollere Liebesgeschichte als Twilight.


Sonntag, 3. Februar 2013

Homeland - Psychologisches Ballett auf Treibsand

Eine der grandiosesten TV-Serien der letzten Jahre feiert ab sofort ihre Premiere im deutschen Free TV: Homeland. Richtig, das ist die, über die wir von den Medien uns in den letzten Monaten die Finger wundgeschrieben haben in jeder Liste von empfehlenswerten Serien, DVD-Geschenksets, spannenden Neustarts im deutschen TV.

Homeland ist ein Vertreter der seltenen Spezies von Serien, die intelligent, psychologisch komplex, preisbeladen und kommerziell erfolgreich sind. Zumindest in den USA. In Deutschland landet sie in den späteren Sonntagabend-Slots von Sat.1 – weil da noch die beste Chance besteht, dass die Quote so ausfällt, dass alle zufrieden sind.



Worum geht’s nun in Homeland, und was zeichnet die Serie so aus, dass wir alle so enthusiastisch für sie werben?


Kein fester Grund, nirgends

Homeland ist ein psychologisches Ballett auf Treibsand, ein Stück Zeitgeschichte und Zeitkultur. Denn in der Welt von Homeland gibt es keinen festen Grund, keine Sicherheiten. Die beiden zentralen Figuren sind der aus jahrelanger Kriegsgefangenschaft zurückkehrende Marine Brody (Damian Lewis), der eine Welt vorfindet, die er kaum noch erkennt. Und auf der anderen Seite die CIA-Agentin Carrie (Claire Danes), die fest davon überzeugt ist, dass Brody umgedreht wurde und den nächsten großen Terroranschlag plant. Es macht einen Großteil des Reizes von Homeland aus, dass man sie kaum in die Rollen von Protagonist und Antagonist einteilen kann. Denn die Serie versteht es über große Teile der ersten Staffel meisterhaft, den Zuschauer im Unklaren zu lassen, ob Brody nun ein Bösewicht ist oder nur ein traumatisierter Veteran, der wieder Boden unter die Füße kriegen will. Was ihn umtreibt, warum er tut, was er tut.