Dienstag, 30. Oktober 2012

Click-Clack the Rattlebag: Neil Gaiman verschenkt digitalen Halloween-Grusel

In der Halloween-Woche (oder auch ganz unabhängig davon) noch eine Gruselgeschichte gefällig? Autor Neil Gaiman und die Amazon-Tochter Audible bieten noch bis einschließlich des 31.10. (also Hallowe’en) als Charity-Aktion die Audiofassung von Click-Clack the Rattlebag als kostenlosen Download an. Eine Kurzgeschichte, die Gaiman geschrieben und für die Audiofassung auch vorgelesen hat.

Bild: Marion Gonnermann  / pixelio.de


(Gaiman, wem der Name nichts sagt, ist ein britischstämmiger Autor fantastischer Geschichten, was sowohl als Wertung wie auch als Deskription zu verstehen ist. Er schreibt nicht Fantasy im Sinn von Trollen und Elfen, sondern Geschichten voller Fantasie, Ideen und Dingen jenseits der rationalen Sphäre. Die Comicserie Sandman etwa oder Bücher wie Neverwhere, American Gods und Stardust.)

Der Anfang:

"'What kind of story would you like me to tell you?' 'Well,' he said, thoughtfully, 'I don't think it should be too scary, because then when I go up to bed, I will just be thinking about monsters the whole time. But if it isn't just a little bit scary, then I won't be interested. And you make up scary stories, don't you?'"

Mehr gibt es hier bei Audible. Auf der US- und UK-Seite geht pro Download eine Spende an festgelegte Organisationen. Wie sie das mit den deutschen Downloads handhaben, weiß ich nicht. (Wie es dazu kam, schildert Gaiman hier.) Als Audible-Accountlogin tut es auch der Amazon-Zugang, falls sich jemand davon aufgehalten fühlt.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Das Leben nach dem Tod in Social Media

Wenn wir uns damit auseinandersetzen, wie digitale Kanäle, Social Media, die ständige Vernetztheit, Smartphones und andere Schnittstellen zwischen physischem und digitalem Raum unser Leben verändern, dann gibt es verschiedene Aspekte, bei denen es hakt. Einer davon ist der Tod.

Zu einem Zeitpunkt, an dem Menschen Facebook-Profile für ihre ungeborenen Kinder anlegen, wissen wir noch immer nicht, wie wir mit dem Tod im Netz umgehen sollen, den Profilen Verblichener, dem Ausdruck von Trauer – oder auch weniger konventioneller Reaktionen. (Verallgemeinert gesprochen, versteht sich.)


Bild-Copyright: s.media  / pixelio.de


Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, und es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen. In Teilen war das gut zu besichtigen am Online-Umgang mit dem Tod von Dirk Bach. Es sind verschiedene Diskussionen um die Reaktionen entstanden. Die eine betraf die Verwendung des Like-Buttons bei Facebook als Kondolierknopf. Die andere bezog sich auf die Kommentare im Netz selbst.

(Wer an dieser Stelle aufgehört hat zu lesen, belegt mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Aspekt, auf den ich später komme: Wir wollen uns, insbesondere innerhalb gewisser Altersgruppen, mit dem Thema ohnehin nicht beschäftigen.)

Sonntag, 21. Oktober 2012

Netzespresso: Like-A-Hug - Physisches Knuddeln mit der Facebook-Jacke

Bei Social Media und sozialer Interaktion merken Kritiker ja immer wieder an, dass die physische Komponente fehle, der Austausch nur in der Ferne des digitalen Raums geschehe. Ein Projekt der Tangible Media Group des MIT Media Labs will nun die Brücke zwischen der Facebook- und der physischen Welt sein: Like-A-Hug

Dahinter verbirgt sich eine mit dem Netz verbundene Jacke, die sich aufpumpt und ihren Besitzer mal kräftig drückt, wenn jemand seine Facebook-Aktivitäten liked. (Das Aufpumpen kann man sich analog zu einer Rettungsweste vorstellen.) So lässt sich Social-Media-Flausch tatsächlich spüren. Drückt der Träger die Luft aus seiner Jacke, kann er den Like-Drücker sogar zurück knuddeln - entsprechende Jacke vorausgesetzt.



Quelle: http://www.melissakitchow.com/Like-A-Hug

Man könnte fast denken, die VZ Netzwerke waren mit ihrem "Gruscheln" einfach zu früh dran. (Das kann aber schon deshalb nicht stimmen, weil man VZ einiges vorwerfen kann, bei irgendwas zu schnell gewesen zu sein, gehört aber definitiv nicht dazu.)

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Wir Selbstdarsteller: Social Media und soziale Interaktion

Das Netz und Social Media haben in der allgemeinen gesellschaftlichen Wahrnehmung (auch der deutschen) schon einen deutlichen Weg hinter sich. Es ist gar nicht so lange her, da wurde noch darüber diskutiert, ob es denn normal oder Zeichen für psychische Abnormität sei, alles im Netz zu teilen, auf Facebook & Co. präsent zu sein. Inzwischen gibt es erste Personaler und Psychiater, die Leute für geisteskrank halten, wenn sie kein Facebook-Profil haben.

Das zeigt uns nicht nur, dass "Normalität" kein Fix-, sondern ein Fließzustand ist. Es verändert auch die Fragen, die wir stellen. Es geht nicht mehr darum, ob Web und Social Media unseren Alltag und unsere soziale Interaktion verändern. Sondern wie.

Bild: Jerzy Sawluk  / pixelio.de

Eine Veränderung, an die man nicht zwingend gleich denken würde, zeigte letztens die New York Times auf. Social Media legt Bars trocken. Zumindest die im Artikel betrachteten College-Bars. Denn das Ausgeh- und Sozialverhalten der Studenten verändert sich. Bars – und andere Treffpunkte – büßen einen Teil ihrer Marktplatzfunktion ein. Um sich auszutauschen, Pläne für den Abend zu schmieden oder mit anderen zu reden, gibt es andere Wege als das physische Treffen in der Bar.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Warum die Petition gegen das Leistungssschutzrecht gegen die Wand fährt

Gegen das (zu Recht) harsch kritisierte Leistungsschutzrecht läuft aktuell eine Petition beim Bundestag. Der ein oder andere wird das spätestens durch die hektischen Aufrufe zum Unterzeichnen seitens Digitalos in seinen Social-Media-Timelines mitbekommen haben. Denn die Petition ist weit von der Anzahl notwendiger Unterschriften entfernt. 

Aus Gründen. 

Der wesentlichste: Wäre die Petition nicht so dämlich und unnötig aggressiv formuliert, dann könnte das anders aussehen. Statt sachliche Kritik anzubringen, kotzt sie sich nämlich über die bösen Verlage aus, schwurbelt pseudojuristisch herum, erklärt ihren Gegenstand nicht verständlich.

Der blödsinnige Tonfall ist der Grund, aus dem Menschen wie ich nicht unterzeichnen. (Meine Haltung zum LSR habe ich hier, hier oder hier festgehalten.) Stammtisch-Gegröle unterschreibe ich nicht. Selbst wenn es sich gegen etwas wendet, das zu Recht kritisiert wird. Da hilft auch kein Argumentieren, dass es ja aber um die Sache gehe und die ja richtig sei. Ich setze meinen Namen nicht unter Texte, hinter denen ich nicht stehen kann.

In dieser Form leistet die Petition den LSR-Kritikern einen Bärendienst. 

Denn sie rückt diese gleich in mehrerer Hinsicht in unvorteilhaftes Licht: Sie bestätigt Klischees über fehlende Diskussionskultur im Netz durch ihre dämliche Formulierung. Sie lässt aufgrund der geringen Zahl von Unterstützern das LSR weitaus unproblematischer erscheinen, als es ist. Und sie lässt Kritik aus dem Netz als das Bellen lauter Köter erscheinen, die dann doch nicht beißen. 

Ganz nach dem Motto, dass das Zetern und Jammern für viele wieder wohlfeil war, die Bereitschaft, mitzuwirken, aber jenseits von Like-Klicks oder kurzen Kommentaren aufhört. Dass das Thema außerhalb dessen, was Netzgemeinde genannt wird, keine Sau interessiert. 

Das mag sogar mehr Körnchen Wahrheit enthalten, als einigen lieb ist. Es wird aber dem Thema absolut nicht gerecht. Und es kann auch die der Argumentation fähigen Kritiker imagetechnisch mittreffen.

Das Scheitern der Petition, es liegt nicht (wie Zeit Online philosophiert) daran, dass der Begriff Leistungsschutzrecht ja so viel positiver klinge als Netzsperren. Oder an Berührungsängsten mit der Piratenpartei und ihren Akteuren.

Es liegt an dem grottenschlechten Text der Petition.

Glückwunsch: Hätten die Verlage das inszenieren wollen, es hätte ihnen nicht besser glücken können.


Mittwoch, 3. Oktober 2012

Netzespresso: Schlaflos bei einer Million Volt - Magier David Blaine und Intels Ultrabook Experience Electrified

Trotz aller Bemühungen: So richtig elektrisiert dürfte Intel von der Marktentwicklung der Ultrabooks noch nicht sein. Bei der vom Chipgiganten mit einigem Aufwand angeschobenen (und als Warenzeichen eingetragenen) Klasse kleiner Notebooks, die sich gegen Tablets positionieren sollen, ging es in der letzten Zeit eher darum, wie sehr und warum sie hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. IHS iSuppli etwa hat seine Verkaufszahlenprognose kürzlich von 22 Millionen Stück für dieses Jahr sauber auf 10,3 Millionen halbiert.

Auch wenn klein und handlich definitiv zu den Vorzeigeaspekten der Ultrabooks gehört, für die Verkaufszahlen soll das aus Intel-Sicht sicher nicht gelten. Und so schiebt der Chipgigant im Rahmen seiner insgesamt mehr auf Kreatives und Möglichkeitsräume aufzeigenden Kampagnenkonzepte (Technologie-Enabler für Innovation, um es kurz zu fassen) unverdrossen die Reihe der Kreativ-Kollaborationen unter dem Banner The Ultrabook Experience weiter an.

Magier und Event-Showman David Blaine steht vom 5. bis 8. Oktober im Zentrum von "Electrified", einer Aktion, die in New York, in ausgewählten Städten und im Netz stattfindet. Drei Tage und drei Nächte lang lässt sich Blaine auf einer Plattform am Pier 54 von einer Million Volt beschießen. Was auch heißt: Nichts mit Schlafen, Essen oder Hinsetzen, während die Spannungsbögen der Tesla-Spulen um ihn und seinen Spezialanzug tanzen.




Sonntag, 30. September 2012

Déjà-vu mit Apfel: Apple, das iPhone 5 und der übliche Zirkus

Dieser Text hat sich nun ein wenig hingezogen. Auch musste ich den ursprünglichen Plan ändern, aber nicht ganz funktionierende Pläne und das iPhone 5, das gehört ja irgendwie zusammen. Das ursprüngliche Vorhaben, es war dieses:
Daher starte ich ein kleines Projekt: Bis zu Apples Präsentation werde ich schön alles bookmarken, was mir an Enthüllungen präsentiert wird. Und dann rechnen wir ab. Wie viel davon Schwachsinn war. Wie viel davon wir seit Jahren routiniert hören.

Denn Apple-Neuvorstellungen, sie sind ein Fest für manche Schreiberlinge. (Andere von uns nervt der Hype und die Berichterstattungsschwemme inzwischen aber so richtig.) Wie die Kaufwilligen vor dem Apple Store reihen sich die Artikel aneinander, zu vermuteten Features, Prognosen, angeblich exklusiven Geheiminfos. Dann folgen Kritiken, wirtschaftliche Einordnungen, atemlose Entrüstung über nicht Funktionierendes.

Bild: Apple.


Einer der Gründe, warum sich der Abrechnungstermin nun nach hinten verschoben hat, ist schlicht der: Der Anteil von Unfug, der nach der Apple-Präsentation geschrieben wurde, war dieses Mal sogar größer.

Mittwoch, 19. September 2012

Schweine und bittere Pillen: Was mit dem "Topless Female Trampolining World Championships"-Viral eigentlich ins Bewusstsein springen soll

Schon mal von Lars Larson gehört, dem "Mann mit dem besten Job auf der Welt"? Oder den Topless Female Trampolining World Championships, bei denen er Health & Safety Officer ist? (Ja, ebendies stellt den angesprochenen "best job in the world" dar.)

Wenn ja, dann spricht das für den Ansatz der Kampagne, die hinter dem skurrilen Clip steckt. Und wer nicht davon gehört hat und schon angewidert wegklicken will: Hiergeblieben! Das Ganze ist zwar vielleicht sexistisch, aber nicht auf die Art, wie der Titel Topless Female Trampolining World Championships nahelegen würde.

Lars Larson bei der Arbeit. Quelle - YouTube-Clip.

Denn das schräge 4:44-Filmchen ist eigentlich eine verkappte Kampagne, die auf virale Wirkung schielt. Der Wettbewerb, in dem Larson zum "Man with the best Job in the World" gekürt wurde, der Doku-Clip, der ihn jetzt bei der Arbeit zeigt und über Leben und Hobbies befragt, der Oben-ohne-Trampolin-Wettbewerb, das alles ist fake. Genau wie Lars Larson. Den spielt nämlich der irische Schauspieler Chris O'Dowd (The IT Crowd).

Montag, 17. September 2012

Netzespresso: Mit Free Pants kann in Japan jetzt jeder den Bendtner machen

Findigen Marketeers gehen die Ideen dazu, wo sich noch überall Werbe- oder Sponsoringflächen finden lassen, so schnell nicht aus. In Japan etwa können Werbungtreibende jetzt dem männlichen Teil der Bevölkerung Unterhosen sponsern.

Ein Unternehmen mit dem sinnigen Namen Free Pants schickt dort Usern ab sofort nämlich sieben Gratis-Boxershorts im Monat zu. (Wir denken jetzt nicht darüber nach, wie diese Zahl kalkuliert wurde.) Dafür muss der Nutzer nur aus Portfolio angebotener Werbung wählen, die dann auf ebenjener Unterwäsche prangen wird. Und, passend zum Thema, bei der Registrierung insofern intime Einblicke gewähren, als er die üblichen marketingrelevanten persönlichen Informationen entblößen muss.

Free Pants versorgt Japaner mit Werbe-Unterhosen. Mein Japanisch reicht nicht aus, um zu verstehen, was die Dame links vermitteln will.

Mit den Werbe-Unterhosen nach Vorbild von Nicklas Bendtner auf dem Fußballfeld blankziehen ist übrigens komplett optional. Es geht Free Pants gar nicht um das Werbe-Schaulaufen vor anderen, die Werbung zielt tatsächlich auf ihren Träger. Der sieht die Anzeigen nämlich - das haben sie sich auch wieder irgendwie durchgerechnet - angeblich acht Mal am Tag. Und ist seiner Unterhose gegenüber dabei zumeist positiv disponiert. (Litfaßsäulen- und Leuchtturmwitze bei Bedarf hier einfügen.)

Na dann. Für eine Werbeidee aus Japan ist das trotzdem noch relativ harmlos.

Dienstag, 11. September 2012

Minecraft: Vom Indie-Spiel zum Städteplanen mit der UN

Das Spiel Minecraft ist ein Phänomen. Aus dem als Ein-Mann-Projekt gestarteten Blöckebau-Konzept wurde das so ziemlich erfolgreichste Independent-Game mit 40 Millionen registrierten Nutzern. In der 3D-Blöcke-Landschaft Bauwerke und Strukturen schaffen aus simpelstem Grundmaterial, das gilt für Millionen als Kult. 

Denn das ist der Inhalt: In einer Blocklandschaft Material abbauen und daraus Bauwerke schaffen. Die Landschaft erkunden und verändern, computergenerierte oder von anderen errichtete Strukturen besuchen. (Gut, nachts kommen die Monster raus, aber wo tun sie das nicht.)

Und jetzt wandert die Bautätigkeit und das Planen von Strukturen in die physische Welt. Denn das Minecraft-Unternehmen Mojang startet zusammen mit dem United Nations Human Settlements Programme (UN-Habitat) das Projekt Block by Block. Jugendliche sollen damit in städtischen Gebieten ihre Ideen, ihre Konzepte zur Umgestaltung ihrer Viertel, zur Städteplanung einbringen. Los geht es in Nairobi. Ein Screenshot der Builder-Gruppe FyreUK zeigt, in welche Richtung Block by Block gedacht ist:



Der Undugu-Playground von FyreUK.


Oben der aktuelle Zustand, unten der Entwurf der Minecraft-Architekten. Damit wird ein Spiel zum Entwurf- und Kommunikationswerkzeug in der Städteentwicklung. Ein Werkzeug, das den (jugendlichen) Anwohnern eine Möglichkeit gibt, ihre Ideen und Konzepte zu präsentieren, in Dialog mit Planern und Entscheidern zu treten. Ohne komplexe Papiere, Zeichnungen, riesiges Formularchaos oder komplexe Software bis hin zu CAD. Sondern durch eine virtuelle visuelle Repräsentation, die schnell verständlich und im Spiel begehbar ist. In Schweden haben Mojang und Svensk Byggtjänst schon gute Erfahrungen mit dem Vorgänger-Programm My Blocks gesammelt.

Jetzt tritt Mojang drei Jahre als Hauptfinanzier in der UN-Habitat-Kooperation auf. Städteentwicklung und Städteplanung als kooperativer Prozess, in den sich Anwohner simpel einbringen können. Mit eigenen Entwürfen, nicht durch Wortmeldungen in unsäglich langen Bürgerversammlungen zu bereits beschlossenen Vorschlägen. Das alles über ein Computerspiel.

(Wer keine Vorstellung von Minecraft hat: So sieht es aus:)