Mittwoch, 19. September 2012

Schweine und bittere Pillen: Was mit dem "Topless Female Trampolining World Championships"-Viral eigentlich ins Bewusstsein springen soll

Schon mal von Lars Larson gehört, dem "Mann mit dem besten Job auf der Welt"? Oder den Topless Female Trampolining World Championships, bei denen er Health & Safety Officer ist? (Ja, ebendies stellt den angesprochenen "best job in the world" dar.)

Wenn ja, dann spricht das für den Ansatz der Kampagne, die hinter dem skurrilen Clip steckt. Und wer nicht davon gehört hat und schon angewidert wegklicken will: Hiergeblieben! Das Ganze ist zwar vielleicht sexistisch, aber nicht auf die Art, wie der Titel Topless Female Trampolining World Championships nahelegen würde.

Lars Larson bei der Arbeit. Quelle - YouTube-Clip.

Denn das schräge 4:44-Filmchen ist eigentlich eine verkappte Kampagne, die auf virale Wirkung schielt. Der Wettbewerb, in dem Larson zum "Man with the best Job in the World" gekürt wurde, der Doku-Clip, der ihn jetzt bei der Arbeit zeigt und über Leben und Hobbies befragt, der Oben-ohne-Trampolin-Wettbewerb, das alles ist fake. Genau wie Lars Larson. Den spielt nämlich der irische Schauspieler Chris O'Dowd (The IT Crowd).

Die schräge Nummer mit dem seltsamen Kerl und den hüpfenden Mädels, sie zielt auf junge Männer. Ok, das ist jetzt überraschungsfrei. Aber: Sie soll bei ihnen Aufmerksamkeit auf das Thema Brustkrebs lenken. Und zwar Brustkrebs bei Männern. Hinter der Aktion stecken die Male Cancer Awareness Campaign und dessen weibliches Gegenstück CoppaFeel.



Nun mag es irritieren, dass oberteillose Frauen herhalten müssen, um Aufmerksamkeit für Krebs bei Männern zu wecken. Allerdings bemühen sich Clip wie "Lars" durchaus um respektvollen Umgang mit den Mädels. (Für den vorgegebenen Rahmen. An dessen inhärentem Sexismus kommt man freilich nicht vorbei.) Vorgeführt werden sie nicht über Gebühr. Und im Sinne der Gleichberechtigung lassen sich Sexismus-Vorwürfe durchaus auch in die andere Richtung denken. Schließlich ist der Köder "Topless Female Trampolining World Championships" als Ansatz, weil die Jungs anders nicht zu erreichen wären, auch nicht so wahnsinnig nett Männern gegenüber.

An seiner Nachvollziehbarkeit ändert das freilich nichts. Das Kampagnenmotto lässt sich wohl zusammenfassen mit: Wenn Männer schon Schweine sind, dann verabreicht man ihnen bittere Pillen am besten am Trog mit dem Futter. Und das insbesondere junge Kerle nicht freiwillig über Krebs und etwaige Vorsorgeuntersuchungen nachdenken, halte ich nicht für eine gewagte Theorie.

(Junge Kerle. Meine Altersklasse aufwärts liegt nicht mehr in der Zielgruppe des Clips. Bei uns wird davon ausgegangen, dass wir langsam alt genug sind, uns diesem Thema wie ein Mann wie Erwachsene zu stellen und nicht pfeifend im Wald zu stehen.)

(Ja, ich halte das auch für eine eher optimistische Perspektive.)

Ob diese Kampagne nun so funktioniert? Möglich. Es kann sein, dass der Showstopper Männer-Brustkrebs im Clip einige erreicht. Dass das Video als solches geteilt und geklickt wird, davon ist bei dem Titel auszugehen. Mehr Kontakte und mehr Aufmerksamkeit als bei einer klassischen Plakatkampagne dürften den Machern jedenfalls sicher sein, vor allem zu deutlich geringerem Mediabudget. Virale Wirkung dürfte der Clip entfalten, allein die Keywords bringen vermutlich Traffic.

Gleiches gilt für die Website http://www.toplessfemaletrampoliningworldchampionships.com/, die man gleich auch noch für die Longest URL World Championships einreichen könnte. SEO-technisch jedenfalls ist das nicht ungeschickt gemacht. Ob das Priming richtig gewählt ist oder eher blockiert, stellt eine andere Frage dar.

Skurril und einen Blick wert ist der Clip jedenfalls. (Und ja, safe for work ist er auch.)


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