Samstag, 24. März 2012

Amazon und sein Zukauf Kiva Systems: Domo Arigato, Mr. Roboto-Lagerist

Vergangene Woche hat Amazon einen interessanten Zukauf getätigt: Für flockige 775 Millionen Dollar gehört jetzt der Warehouse-Automatisierungs-Spezialist Kiva Systems zum Reich von Jeff Bezos.

Hinter diesem sperrigen Begriff verbergen sich im Kern flunderförmige orangefarbene Roboter. Die kleinen Kerle optimieren Lagerhaus-Prozesse in der Form, dass nicht der Lagerarbeiter zwischen den Regalen langmarschiert, um die einzelnen Packaufträge zusammenzustellen, sondern die Regale zu ihm kommen. Genauer gesagt: Zu seiner Station vorgefahren werden.



Das krempelt Warehousing um. In mehr als einer Hinsicht.

Offensichtlich ist die veränderte Dynamik - Regal zum Mitarbeiter statt anders herum. Aber das System, bei dem die Roboter selbsttätig das richtige Regal lokalisieren, anheben und damit quer durchs Lagerhaus rasen wie im Großstadtverkehr, heißt auch: Das Lagerhaus und die Ware sind ständig in Bewegung. Das System optimiert nicht nur die Fahrrouten der Roboter, sondern auch die Position der jeweiligen Warenregale. Es gibt also nicht einen Ort für das Produkt X, sondern sein Regal steht da, wo es die Software für optimal hält. Heißt auch: Wenn Artikel Saison haben, wandern ihre Regale im Lagerhaus immer weiter nach vorn. Die Lageristen können der Prozessoptimierung quasi zusehen. Das alles steigert die Effizienz.

Kivas Konzept ist spannend und insgesamt eine deutliche Weiterentwicklung des klassischen Prozesses - wenngleich auch da natürlich in der Saison Waren so platziert werden, dass sie schneller erreichbar sind. Durchlauf-Artikel verlassen dann ja gelegentlich nicht mal die Paletten in der Ladestation, sondern werden von da aus direkt weiter geschickt.

Für Lagerarbeiter stellen die Roboter freilich eine eher schlechte Nachricht dar - wer dann nicht in der Station steht und auf die Regale wartet, steht nämlich vermutlich draußen vor der Tür und wird nicht mehr gebraucht. Andererseits machte Amazon noch nie Schlagzeilen damit, wie großartig und fürstlich es seine Lagermitarbeiter behandelt. Eher im Gegenteil.

Insgesamt gilt: Das Logistik-Ballett der Kivas ist trotzdem eine wirklich interessante Aufführung.

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