Donnerstag, 26. April 2012

Planetary Resources: Eric Schmidt & Co. finanzieren Asteroidenbergbau für die Zukunft

Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob die Google-Bosse Larry Page und Eric Schmidt früher Asteroids gespielt haben. Was ich aber weiß: Beide zählen zum Investorenkreis von Planetary Resources, einem neu präsentierten Unternehmen, das sich dem privatwirtschaftlichen Weltraumbergbau verschrieben hat. Die Gründer Peter Diamandis und Eric Anderson, via X Prize Foundation und Space Adventures Pioniere bei Konzepten für kommerziellen Raumflug, wollen mit dem neuen Unternehmen binnen zwei Jahren die ersten Teleskope ins All schießen. Das mittelfristige Ziel besteht darin, in erdnahen Asteroiden nach Edelmetallen und Wasser zu schürfen und so Milliarden in die Weltwirtschaft zurück zu pumpen.



Auch wenn die Space Shuttles der NASA ihre letzten Flüge hinter sich haben: Das Weltraumabenteuer geht also weiter. Getrieben von Tech-Milliardären.

'To boldly go where no man has gone before' gilt aber zumindest nicht für die Entfernung: Erdnahe Asteroiden wollen die Weltraumbergbauer untersuchen und beackern. Davon gibt's rund 9000 Stück. Inhaltlich lassen sich die Pläne von Planetary Resources allerdings durchaus als hochfliegend bezeichnen. Mit eigens entwickeltem Raumgerät, Teleskopen, Sonden und Schwarmrobotern wollen sie die Asteroiden kartographieren und dort Edelmetalle wie Platin oder Gold abbauen - und Wasser. Die Edelmetalle wären vor allem auf der Erde wertvoll.

Und wir reden hier von astronomischen Mengen: Ein einzelner Asteroid mit 500m-Radius, rechnet das Unternehmen unter Nicken von Experten vor, kann mehr Platin enthalten als bislang auf der Erde überhaupt gefördert wurde, mehr Wasser, als  80 Supertanker fassen könnten. Seltene Metalle braucht die Technologie und Hochtechnologie. Der Einfluss dieser Schwemme auf Entwicklungen einerseits und Weltmarktpreisgefüge andererseits könnte im Erfolgsfall beträchtlich sein. Der Weg dahin ist allerdings lang.

Robo-Bergbau

Stand jetzt hat Planetary Resources noch die am weitesten entwickelten Pläne für die Baureihe Arkyd 100 - kleine Weltraumteleskope namens Leo, die vom Erdorbit aus Ausschau nach passenden Asteroiden halten und diese sensorisch nach ihrem Inhalt abklopfen sollen. Die ersten sollen binnen der nächsten zwei Jahre starten.

Danach folgen Arkyd 200 (Interceptor) und Arkyd 300 (Rendezvous Prospector). Diese Sonden weisen dann dem Plan nach die Fähigkeit auf, direkt zu den Asteroiden zu fliegen und diese genauer zu untersuchen und zu kartographieren. Die Robotersysteme sind als möglichst kostengünstige Schwärme avisiert, deren Mitglieder sich ihre Arbeit teilen. Die Sonde für den Schritt darauf - den tatsächlichen Abbauprozess - hat noch nicht einmal einen Namen. Der Zeitrahmen fällt mit zwischen fünf und zehn Jahren auch eher grob aus.

Klar ist nur, dass Roboter schürfen werden. Outland-artige Züge wird das Ganze also nicht annehmen, kein Astronaut muss eine Hacke schwingen. Die Herausforderung dahinter ist bei weitem nicht klein, die Aufgabenstellung alles andere als trivial.




Wie die Rohstoffe abgebaut und vor allem wie und wo sie aus dem Gestein gewonnen werden sollen, erläutert Planetary Resources noch  nicht. Vollständig gelöst ist die Frage vermutlich nicht mal in der Theorie. Den Schotter zurück auf die Erde fliegen ergibt nur da Sinn, wo die Rohstoffe fast in Reinform vorkommen. Tatsächliche Verarbeitungsanlagen im All oder Robotsonden, die das vor Ort schon komplett extrahieren, stellen andererseits eine gewaltige Aufgabe dar.

Stilgerecht astronomische Kosten will Planetary Resources nichtsdestotrotz vermeiden: Stand jetzt sollen etwa die Teleskope maximal ein Zehntel dessen kosten, was Regierungsbehörden wie die NASA dafür auf den Tisch legen würden. Insofern kann - was Robotik, Technologie und kommerziellen Raumflug angeht - das Unternehmen auch dann für spürbare Fortschritte sorgen, wenn sie am eigentlichen Ziel scheitern. Denn auf die Technologien können auch andere Projekte aufsetzen. Bei der Reihe prominenter Investoren wird ihnen das Kapital jedenfalls nicht ausgehen. Falls nichts daraus wird, trägt die Milliardärsriege auch keinen existenziellen Schaden davon.

Einmal volltanken, bitte!

Sollten sich die Pläne aber umsetzen lassen, wäre das irgendwo tatsächlich ein großer Schritt für die Menschheit (Tschuldigung). Immense zusätzliche Ressourcen, neue, effiziente Raum- technologie und ein Sprungbrett für die tiefere Weltraumerforschung. Das Wasser nämlich, das ja auch abgebaut werden soll, ist weniger für den Rücktransport zur Erde gedacht. Sondern zur Gewinnung von Treibstoff, Energie und Sauerstoff (das geht mit der Wasserstoff-Sauerstoff-Mischung H2O recht gut).

Im Klartext: Das im Video angerissene Depot für die Wasserprodukte wäre eine Weltraum-Tanke. Sonden und Raumer könnten, statt das ganze Gewicht mühsam der Erdanziehung zu entreißen, im Orbit volltanken und von da aus die Reise beginnen. Was man sich hierbei in Erinnerung rufen sollte, sind die anderen Unternehmen der Planetary-Resources-Gründer Anderson und Diamandis. Bei Space Adventures wie der X Price Foundation geht es im Kern um kommerziellen Raumflug. Die meinen das ernst. Und Eric Schmidt ist bislang auch nicht dadurch aufgefallen, sein eigenes Geld sinnlos rauszubleuen.
Das entsprechende Knowhow kann das Unternehmen ebenfalls aufweisen: Die operative Führungsebene, President Chris Lewicki und Vice President Chris Voorhees, kommen von den Mars-Projekten der NASA. Wenn Lewicki bei der offiziellen Presse-Vorstellung die Bühne betritt und sagt "Hello, my name is Chris Lewicki, and I'm a space miner", dann fehlt es offenbar auch nicht an der Motivation.

So sehr es also nach Science Fiction klingt: Potenzial, Knowhow und Geld sind vorhanden, die Herren reißen keine Witze - und bringen alle genug Perspektive mit, um langfristig zu denken. Bis das Ganze Geld abwirft, vergeht locker ein Jahrzehnt. Wenn die Wette aufgeht, wäre der Ertrag aber beträchtlich.

Auch wenn neben der Technik selbst rechtliche Fragen offen sind, etwa der Punkt, wem denn Asteroiden gehören und ob man da einfach so schürfen kann. Ganz geklärt ist das nicht, obwohl laut Wired die meisten Weltraum-Anwälte darin ein überschaubares Problem sehen. Eigentlich doch ein angenehm absurder Schlussgedanke: Da draußen gibt es Leute, die auf der Visitenkarte 'Space Lawyer' stehen haben.


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