Über eine ganze Seite hinweg geht der SZ-Wochenendteil der Frage nach, wieso Frauen so schwach vertreten sind in der Digitalszene und IT-Deutschland. (Nr 227, 1./2./3. 10., V1)
Die Antwort, die die Autorin findet: Die Nerds sind schuld.
"Während aber in der Mathematik jeder zweite Studienanfänger weiblich ist, lehnen viele Frauen gerade die Informatik ab. Nicht, weil ihnen die Arbeit keinen Spaß macht, wenn sie diese denn einmal ausprobieren. Sondern weil sie sich scheuen, von Männern umringt zu sein, 'die im Computer wohnen', wie dies die Informatik-Professorin Sissi Closs formuliert."
Ah ja. Deutlicher:
„Viele Mädchen erleben den Nerd als eher langweiligen, ein bisschen kontaktgestörten Typen, der bis spät in die Nacht vor dem Bildschirm sitzt“.
Das Problem: Diese Typen leiten heute leider auch mal Weltkonzerne oder politische Bewegungen, statt mit ihrer Briefmarkensammlung zu spielen.
Daher, so der weitere Tenor, muss Frau eben ihre Abscheu überwinden und sich zum Wohl von Karriere und Gesellschaft mit derartigen Typen (als Kollegen) abfinden.
Soso.
Dann vielen Dank für diese tiefschürfende Analyse, die so deutlich über Klischees und Oberflächlichkeiten hinausgeht und uns allen wirklich weiter hilft.
(Hoppla, die Sarkasmus-Taste klemmt schon wieder.)
Ich glaube allerdings schon, dass ein etwas breiterer Erkläransatz angemessen wäre.
Um eins klarzustellen: Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen ist ein Unding, und Teams, in denen beide Geschlechter vertreten sind, funktionieren meist besser – mehr Frauen in Digital-Berufen wären in jedem Fall eine gute Sache.
Bei der Lektüre dieses Artikels konnte meine Augenbraue an mehreren Stellen aber trotzdem nicht anders, als nach oben zu schießen.
Das hier ist im Übrigen keine gemeine Kritik. Eine solche hätte dankend aufgegriffen, dass der Artikel mit einem Motiv des Geena-Davis-Streifens „Die Piratenbraut“ bebildert war, einem der größten Box-Office-Schiffbrüche aller Zeiten.
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