Apple-Auguren, der Tag der Abrechnung naht

Da ist nun also die Bestätigung für den Termin, der schon allen klar war und auf den trotzdem viele gewartet haben. Für den 12. September lädt Apple zum iPhone-Event ein, das seinen Schatten schon eine Weile vorauswirft. Es wird ein Tag der Abrechnung. Nicht mit Google, Samsung und den anderen Android-Herstellern.

Mit den Apple-Auguren. Den Heerscharen von angeblich so gut informierten Tech-Schreibern, die uns seit Monaten mit allen möglichen Erwartungen, Gerüchten, Features beschießen. Jetzt, bis zum 12., wird der Hype-Zyklus nochmal richtig aufdrehen. Klickwiesen mit Mockups zu allen tollen neuen Features inklusive.

Display, Prozessor, Gehäuse, Innenleben, Features... Und das alles potenziert. Denn neben dem logischen iPhone 5 wird so viel an weiteren Geräten herfabuliert, dass Tim Cook da eine Woche oben stehen müsste. iPad Mini, am besten noch ein weiteres neues iPad, Apple-Fernseher, neue Macs, neue iPods, warum nicht auch noch ein iCar und ne neue Religion. 

Das meiste davon ist Müll. Fantastereien, unüberprüfte Gerüchte, Wiedergekäutes. Dass es sofort im gleichen Jahr noch mehr iPads gibt, das hören wir von ach so toll informierten Apple-Insidern, seit das erste Modell erschienen ist. Das Display des iPhones wird auch jedes Jahr angeblich größer, NFC wird auch seit drei Jahren herbeigeredet. 

Wenn jetzt etwas davon eintrifft, dann ist das kein Zeichen für tolle Informationen. Wenn ich mich jeden Tag hinstelle und sage "Es wird Regen geben", dann habe ich irgendwann mal recht.

Jetzt wird in der Gerüchteküche wieder alles schön zum Siedepunkt gebracht. Klasse illustriert hat das vor einer Weile die superheiße Meldung über asynchrone Schrauben, die Apple angeblich verbauen will. Als Experiment in die Welt getragen von der Medienproduktionsfirma Day4, die einen Screenshot gerendert und auf Reddit gestellt hat. Mehr Fakten zur imaginären Schraube gab es nicht, und trotzdem wurde es berichtet. (Nebenbei bemerkt: Selbst wenn es echt gewesen wäre: Wer Schnappatmung wegen einer Schraube kriegt, hat wohl selber welche locker.)

Martin Weigert von Netzwertig nannte das Fast-Food-Journalismus, und das trifft es vom Klischeebild her sehr gut. Schnell produziert, nicht nahrhaft, aber vom Kunden verschlungen, obwohl er um die Probleme sehr wohl weiß. Es schmeckt ihm halt trotzdem zu gut.

Es hat nur mit ordentlicher Berichtserstattung nichts zu tun. Beim Apple-Hype-Zyklus mutieren einige Tech-Schreiber zur Klatschpresse, zu Hofberichterstattern und Promi-Gerüchteköchen. Und setzen wie die schlimmsten Klischeefälle dort ungeprüfte, unbegründete, am Schluss selbst ausgeknobelte Fantastereien in die Welt. Unerschrocken und unbeeindruckt davon, wenn es als Luftnummer bloßgestellt wird. Ganz nach dem Motto: "Was kümmert mich mein Geschwätz von Gestern, Hauptsache, es hat geklickt."

Nun. Mich kümmert euer Geschwätz. Es nervt mich sogar sehr. Weil dieses atemlose Gerüchtehecheln nichts mit ordentlichem Schreiben, ordentlichem Journalismus zu tun hat. 

Daher starte ich ein kleines Projekt: Bis zu Apples Präsentation werde ich schön alles bookmarken, was mir an Enthüllungen präsentiert wird. Und dann rechnen wir ab. Wie viel davon Schwachsinn war. Wie viel davon wir seit Jahren routiniert hören. Nennen wir es Projekt Judgment Day (Ja, ich weiß. Nein, kleiner geht's gerade nicht.)

Natürlich bewirkt das nichts. So lange die simple Terminverkündung eines Apple-Events mehr Traffic bringt als drei inhaltliche Meldungen, wird sich das nicht ändern. So lange User Meldungen über gerenderte asynchrone Schrauben totklicken, wird es sie geben.

Aber hier mal kurz Apple-Auguren-Watchblog spielen, vorrechnen, wer völligen Blödsinn erzählt, das halte ich für nötig. Und wenn's nur meinem Blutdruck hilft. Dmexco-bedingt wird der Tag der Abrechnung weder der 12. noch der 13. September sein. Aber er kommt. Bis dahin zur Einstimmung: