Montag, 31. Oktober 2011

Microsofts Blick in die Zukunft: Büro-Getatsche in 3D

Das Microsoft-Office-Team denkt mal wieder eine Ecke weiter: So sieht für sie die Zukunft der Produktivität aus.

Schön gemacht und durchaus das Anschauen wert - auch wenn der Fokus bei Productivity Future Vision arg auf Touchscreen und 3D als Augmented Reality bleibt.
Ich denke schon, dass uns auch noch ein paar andere Dinge einfallen werden, auch weil das gezeigte jetzt nicht immer den Gipfel des Praktikablen darstellt.

Darum geht's in solchen Videos aber auch nicht, sondern um das Herumspielen mit und Freisetzen von Ideen.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Microsoft, Nokia und das hoffnungslose Erfolgsprodukt Windows Phone 7

Da sind sie also, die neuen Nokia-Modelle. Die Mobiltelefon-Baureihen, mit denen der frühere Marktbeherrscher, der in grauer Vorzeit auch mal Gummistiefel hergestellt hat, wieder ins Trockene finden will.

Viel war die Rede davon, dass Nokia (dessen Handys sich nicht mehr gut verkaufen) und Microsoft (dessen Betriebssystem Windows Phone sich nicht gut verkauft) jetzt zusammen den Markt richtig angreifen werden. Zugegebenermaßen führten diese Reden im Wesentlichen die Unternehmen selbst.

Was in diesem Zusammenhang interessant zu sehen ist: Als Hoffnung benennt Nokia nicht die ersten Windows-Phone-Geräte mit Partner Microsoft. Denn die heißen Lumia. Die billigere Baureihe für den asiatischen Markt, die tatsächlich noch auf Symbian setzt, heißt dagegen Asha, was Hoffnung bedeutet.
Das bitte auf der Zunge zergehen lassen.

Natürlich eine gemeine Beobachtung, die aber zu den verhaltenen Reaktionen auf die Lumia-Geräte und Windows Phone 7 selbst erst einmal passt.

Windows Phone 7 fliegt halt nicht, und das hat viel mit Microsofts Vorgehen zu tun.
Folgendes grandioses Zitat hat Achim Berg, globaler Marketing-Chef für Windows Phone, der WiWo geliefert: "Wir haben entschieden, dass wir im Handymarkt erfolgreich sein werden, früher oder später. Wir brauchen keinen Plan B."

Ah ja. Die Amateure da draußen mühen sich ab mit Innovationen, tüfteln genaue Strategien aus, analysieren den Markt und seine Bewegungen.
Microsoft dagegen entscheidet einfach, dass sie Erfolg haben werden.

Das erklärt so einiges.

Nicht falsch verstehen: Windows Phone ist eigentlich keine schlechte Plattform, und die Lumias sind vielleicht auch ganz brauchbar - mit den Geräten selbst muss ich mich noch auseinander setzen.

Aber Microsoft lässt den Biss vermissen, der nötig wäre, und den Apple sowie Teile des Android-Lagers zeigen.

Das zeigt sich auch daran, wie man die Geräte an den Kunden bringen will. Auch wenn Nokia hier richtig viel Geld in die Hand zu nehmen verspricht.
So sieht einer der Spots für Lumia aus:


Das haut mich jetzt nicht wirklich vom Hocker.

Ist aber immerhin nicht so sinnfrei wie die Kampagne für Sony Ericssons Xperia Ray.
("Mit unserem Handy kannst du tolle Fotos schießen!". Super. Ist das das einzige Feature an eurem Smartphone, das überzeugt? Dann viel Vergnügen mit der MySpace-Zielgruppe.)

Dienstag, 25. Oktober 2011

Augmented Reality: Spring, Käfer, spring!

Ein gelungenes Beispiel dafür, wie sich Augmented Reality in klassische Werbung integrieren lässt: Für den Marktwiedereintritt des Käfers in Kanada hat sich Volkswagen eine feine Kampagne einfallen lassen. Durch die Juiced Up App erwachen die Plakate zum Leben. Aus dem Standard-Motiv fahren sich Rampen aus, auf denen der neue Beetle wilde Sprünge vollführt, Billboards werden auf dem Handy-Screen schon fast zum Parcour.



Sieht sehr nett aus, wenn's denn tatsächlich so gut funktioniert.

Und zeigt, wie lang, aber auch schlüssig der Weg von DDBs* Think Small zum Heute ist.

*Ja gut, damals hießen sie noch Doyle Dane Bernbach.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Infografik: Wie man sich einen Job in der Tech-Branche schnappt

Mastersdegree.net hat mal grafisch aufgearbeitet, nach welcher Art von Mitarbeitern Apple, Google und Co. suchen.

Kleiner Leitfaden für Tech-Interessierte (im englischsprachigen Raum).

Schön auch die Tipps wie: Résumé bloß nicht richtig schreiben, weil's die Personaler bei der Suche falsch eintippen.

Tech Job
Created by: Masters Degree

Montag, 17. Oktober 2011

Internet-Enquete oder Die Entdeckung der Langsamkeit

Ach ja, die Internet-Enquete.

Die geradezu wahnwitzige Geschwindigkeit, in der dieses Gremium des Bundestags mutig wichtige und richtige Entscheidungen vorantreibt, verdeutlicht folgendes Bonmot:

"Nach langwieriger Debatte beschloss das Gremium mit knapper Koalitionsmehrheit (17 zu 16), entgegen eines Anfang Juli gefassten Beschlusses doch keine Gutachten zu den beiden Themenbereichen Netzneutralität und Urheberrecht zu vergeben. Stattdessen sollen zunächst Entwürfe für mögliche Gutachten eingeholt werden, die der weiteren Arbeit der Projektgruppen zugutekommen sollen."

Mehr hier.

Statt immerhin in Auftrag gegebener Gutachten als Grundlage reden wir also als nächstes über Entwürfe dazu. Anders formuliert: Für die nächsten paar Monate passiert da auch nichts.

Zudem sind sie sich ja alle sicher, dass Netzneutralität wichtig und richtig ist, sehen sie nur weder gefährdet noch wissen sie, wie sie schützen sollen.

Ist schon interessant, dass über Schutzmethoden nachgedacht wird, wenn's doch angeblich gar keine Gefährdung gibt. Mal davon abgesehen, dass die sich aus einigen Ansinnen sehr wohl ableiten lässt.

Bei der Einlassung, Netzneutralität erlaube ja sehr wohl qualitative Unterscheidungen, stellen sich einem schon die Haare auf. Wenn manche Traffic-Art gleicher als andere ist, kann das schnell auf einen sehr rutschigen Pfad führen.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Siris Easter Eggs: "I'm sorry, Dave. I'm afraid I can't do that."

Nettes Ding: Auch für Siris Programmierer lag die Assoziation zu HAL 9000 auf der Hand. Zumindest haben die Macher von Apples neuem Assistenten im iPhone 4S folgendes Easter Egg eingebaut: Sagt man zu Siri "Open the pod bay doors", antwortet sie in HAL-Diktion "I'm sorry, [Name], I'm afraid I can't do that." Direkt aus dem 2001-Drehbuch.


Nur eines von vielen Easter Eggs, die This is my Next dokumentiert hat. Rüberklicken und durchlesen! Auch schön sind die vorgeschlagenen Verstecke, wenn man Siri mitteilt, dass man eine Leiche loswerden muss.

Einiges davon könnte ich mir auch gut in der GlaDOSiri-Stimme aus diesem Spoof vorstellen.

Sonntag, 9. Oktober 2011

FAS und CCC zeigen, wie passend der Begriff „Bundestrojaner“ ist.

Der Chaos Computer Club hat den Bundestrojaner erfolgreich seziert. Ergebnis: Der Name ist auf extrem vielen Ebenen passend.
Denn laut der Analyse ist das Ding das Rundum-sorglos-Paket für Ermittler und hat einige Dinge im Gepäck, die er nach Bundesverfassungsgericht gar nicht haben dürfte. Und ist zudem hingepfuscht.

Highlights:
- Komplett-Suite, deren Bestandteile sich remote nachladen lassen. Inklusive Bildschirmfoto-Tool.
- Schickt die Daten über die USA.
- Und ist gegen Fremdzugriffe schlechter geschützt als Flirtportale. Der Trojaner kann also auch anderen die Tür aufmachen.
- Ganz besonders toll: Kann auch Programme und Daten unbemerkt auf dem Rechner installieren. Großartig für die Beweiskraft.

Aus Frank Schirrmachers Text:
„Das Ergebnis, wenn die Analyse des Chaos Computer Clubs zutrifft, ist eindeutig, und das Ergebnis ist schlimm: Die staatliche Überwachungssoftware verfügt nicht nur über illegale Fundamentalfunktionen, sie scheint auch so fahrlässig programmiert zu sein, dass jeder, der den Trojaner entschlüsselt hat, alle anderen gleichartigen knacken und fernsteuern kann.“

Schirrmacher: http://www.faz.net/aktuell/politik/staatstrojaner-code-ist-gesetz-11486546.html

Allgemeine Darstellung: http://www.faz.net/aktuell/chaos-computer-club-der-deutsche-staatstrojaner-wurde-geknackt-11486538.html

Frank Riegers Gastbeitrag: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ein-amtlicher-trojaner-anatomie-eines-digitalen-ungeziefers-11486473.html


Bundestrojaner indeed.

UPDATE: Laut FAZ.net dementiert das Bundesinnenministerium, dass es sich bei der von CCC untersuchten Software um den Bundestrojaner handelt. Next up: Länderbehörden.
http://www.faz.net/aktuell/politik/nach-enttarnung-des-staatstrojaners-innenministerium-trojaner-nicht-eingesetzt-11487583.html

Freitag, 7. Oktober 2011

Siri oder das Killer-Feature, das Apples iPhone nicht mal braucht

[Disclaimer am Ende.]

Nach der iPhone-Präsentation am Dienstag war bei Fanboys, Experten und solchen, die letzteres gern wären, die Enttäuschung in Sachen Apple groß. Kein iPhone 5, kein neues Gehäuse, kein breiteres Display, kein integriertes Lichtschwert.

Und weiter?

Wer sich an der fehlenden 5 auf dem Rücken oder der bekannten Optik festbeißt, übersieht das Wesentliche. Wer über das iPhone 4S lacht, hat über die Implikationen von Siri und ein paar anderer Dinge nicht nachgedacht.

Siri wird von manchen lapidar als Sprachsteuerung abgetan. Untertreibung ist ein zu mildes Wort für diese Einschätzung. Denn Siri ist die Enkeltochter von HAL9000.

Eine persönliche Assistentin, die gesprochene Fragen beantwortet und Anweisungen ausführt.
Werfen Sie einen Blick auf das iPhone-Video ab 00:45.

Auch gut dafür: Ein Blick in die Apple-Keynote ab 73:25.

Siri soll Fragen und Anweisungen "verstehen", nicht nur bestimmte Phrasen.
Denken Sie darüber nach, was die gezeigten Szenen bedeuten.

Siri weiß, wer ich bin, wer meine Freunde und Kollegen sind, wo ich arbeite, wo ich wohne und wo ich gerade bin.
Immer. (Netz vorausgesetzt.)
Und Siri lernt.

(Die Stille, die sie gerade hören, wird von den für ein paar Schläge aussetzenden Herzen bundesdeutscher Datenschützer verursacht. Apple wird allerdings kaum daran scheitern, einen vernünftigen Opt-In aufzusetzen.)

Siri passt perfekt in die Apple-Logik: Sie (offiziell es, aber das klingt irgendwie dämlich) macht es dem Nutzer so simpel wie möglich – so verdammt einfach. Nach der Entfernung der Maus durch den Touchscreen rückt der Nutzer so noch näher ans Gerät. Nicht umständlich Adressen in Maps tippen oder Suchfelder ausfüllen – bloß fragen.

Auf der Suche nach dem Ort des nächsten Termins?
Siri, zeig mir, wie ich da hinkomme.
Hunger und Lust, ein neues Lokal auszuprobieren?
Siri, zeig mir ein gutes Restaurant in der Nähe.

SMS, Mails, Kalender-Einträge. Kann das Ding vorlesen, im Diktat annehmen, koordinieren.

Was interessiert es mich, ob das Display einen Zentimeter breiter ist, wenn ich das Handy gar nicht in die Hand nehmen muss?

Siri ist vom Konzept her die perfekte Sekretärin – mit dem kleinen Haken, dass nicht ganz klar ist, ob sie wirklich nur für einen selbst arbeitet.

Denn wer legt denn fest, aus welchen Quellen Siri meine Fragen beantwortet? Apple. Cupertino formt den Entscheidungsraum vor. Und nichts hindert sie daran, das Modell auszubauen: Couponing-Anbieter, Läden, Freizeitangebote – wenn ich einfach nur fragen muss, ist der Weg noch kürzer als ein Klick auf die App.

Und: Ein lernender, stets aufmerksamer Assistent erlaubt in der Theorie den Aufbau von Nutzerprofilen in einer Tiefe, von der Facebook momentan nur träumen kann.

Wenn Siri also wie vorgesehen funktioniert und auch angenommen wird – das wird der Job des Marketings sein, es gibt nicht ohne Grund bereits jetzt mehrere Varianten des Siri-Spots – dann hat die persönliche Assistentin das Potenzial zu dem Riesenfeature, das Experten in einem neuen Gehäuse gesehen hätten. Ausgemacht ist das natürlich noch nicht.


Aber, jetzt kommt der eigentliche Skandal, Apple braucht überhaupt kein Killer-Feature.


Klar, es wurde der große Wurf herbeigeredet und –geschrieben. Von anderen, nicht von Apple. Vom nötigen Befreiungsschlag gegen die Android-Armee war die Rede. Jetzt vom bröckelnden Ruhm, dem Ende des Hype, dem Beginn des Abstiegs. Nun schon von einigen in Zusammenhang gebracht mit dem Tod von Steve Jobs, was ich nicht weiter kommentieren werde.


Mal der Reihe nach:
Das iPhone 4 ist Apples bestverkauftes Modell bislang. Samsungs Galaxy S II, wohl der erfolgreichste Konkurrent, hat letztens stolz verkündet, seit Markteinführung 10 Millionen Stück verkauft zu haben. Toll. Nur: Apple verkauft 20 Millionen iPhone 4-Modelle – pro Quartal. Tendenz steigend.

Die Leute hören jetzt sicherlich nicht auf, das iPhone zu kaufen, weil keine 5 hinten drauf steht oder es immer noch das gleiche Gehäuse aufweist.
Gut, letzteres finde ich persönlich schade, weil mir das 4er Gehäuse nicht besonders gefällt. Ich finde die Form des 3GS schöner. (Viele andere Smartphonehersteller sehen das offenbar auch so.) Aber in den Läden liegenbleiben wird das 4S nicht, sondern genauso vom Fließband runter verkauft werden wie die Vorgänger.

Ja, der Aktienkurs ist zwischenzeitlich um fünf Prozent eingebrochen. Mal davon abgesehen, dass sich durchaus fragen lässt, ob Apple nicht eh trotzdem überbewertet ist: Wir wissen ja, dass Börsianer und Analysten immer rational und überlegt handeln und grundsätzlich nur richtige Entscheidungen treffen.

Es ist nicht so, als wäre Apple am Ende. Dass die Traum-Marktanteile mit immer mehr Konkurrenz im Markt nicht zu halten sind, ist klar. Dass Android iOS deutlich überholt hat, wenn man nur die Smartphone-OS-Verteilung betrachtet, ist auch richtig. Aber bei seinen Zahlen kann Apple bislang ganz gut mit der Android-Konkurrenz leben.

Das iPhone 4S schließt technisch die Lücke zu einigen Androids und hat mit Siri, der iCloud und iOS 5 ein paar interessante Karten im Ärmel. Gerade die iCloud: Es gibt einen Grund, dass Apple die Zahl von 250 Millionen iOS-Geräten präsentiert. Und der liegt nicht nur darin, dass es die größte Zahl ist, die sie zeigen können. Es zeigt die Schlagrichtung auf: Ein Ökosystem mit verschiedenen Zugangsgeräten, die vernetzt sind und vernetzt funktionieren. Auf verschiedenen Geräten am gleichen Projekt weiter arbeiten, den gleichen Film weiter sehen, das gleiche Buch lesen – so einfach wie möglich.

Statt der geweissagten Low-Budget-iPhones gab es neue Preispunkte für die alten Modelle. Auch das ist überlegter, als mancher denkt. Günstigere Geräte können weitere Käuferschichten erschließen und sich mit Androids anlegen – ohne dass ein abgespecktes, gegen sie schlecht aussehendes iPhone die Marke schädigt. Schließlich handelt es sich ja um ein altes Gerät. Was hätte man denn bei neuen bitte weglassen sollen, ohne sie zu brutal zu kastrieren? Speicherplatz? Retina-Display? Voilà – 3GS.

Wer dabei nur an die westlichen Märkte denkt, springt mental zu kurz.
Es gibt einen Grund dafür, warum Cook als erstes von den neuen Stores in China erzählt hat. Der besteht nicht darin, dass er jubelnde Menschen zeigen wollte. Da hätte er auch nach Hamburg gehen können.

Und was das Ende des Hypes angeht: Wie viel haben Sie denn im Vergleich über das Anfang kommender Woche präsentierte neue Nexus gelesen?

Ich nehme in den Kommentaren übrigens noch Wetten an, wann die Gerüchteküche in Sachen iPhone 5 wieder zu brodeln beginnt.

[DISCLAIMER: Dieser Text stammt vom Mittwoch und hätte Donnerstag Morgen online gehen sollen. Aus naheliegenden Gründen habe ich das verschoben. Da ich das Thema aber wichtig finde, folgt er heute. Geändert hat sich nur ein Satz.]

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Steve Jobs ist tot

Ach verdammt.
Ruhe in Frieden, Steve Jobs.

(via @Keri_Mellott / PhotoBucket)


http://www.apple.com/stevejobs/


Egal, wie man zu Apple und dessen Produkten steht: Mit Steve Jobs ist jemand gestorben, ohne den die Digitalwelt anders aussähe.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Apple: Welcome to the Magic Kingdom

Kleine Analyseaufgabe für die heute noch anstehende Produktverkündigung aus Cupertino: Verfolgen Sie daran mit, was Apple richtig macht und die Konkurrenz nicht begreift.

Und ich rede nicht von Technik.
Das ist nämlich gleich der erste Fehler.

In Ankündigungen wie in den Werbemaßnahmen kommuniziert Apple nicht, was für tolle Technik in dem Gerät steckt – sie zielen immer auf die affektive, persönliche Ebene. Was kann der Nutzer damit machen, wie wird es sein Leben verändern?
Ein iPad-Spot etwa zeigt, was sich damit alles anstellen lässt.
Kurz danach kommt dann ein Spot der Konkurrenz, die mir stolz erzählen, wie viel Zoll ihr Display hat und was für eine Auflösung in Pixeln es schafft.

Das ist zu abstrakt, das erreicht den Mainstream-Kunden nicht.

Die Grundlogik zeigt sich auch an Apples Sprachwahl, die bei mir immer Zähneknirschen auslöst. "Ein magisches Produkt" und so weiter. Das zielt aber auch auf das Erleben, nicht das Erklären ab. Nach Arthur C. Clarke ließe sich sagen: "Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden." Soll in diesem Kontext heißen: Dem Endkunden ist völlig schnuppe, warum das Gerät kann, was es kann oder wie es funktioniert. Smoke and Mirrors. Das Entscheidende ist, dass es funktioniert - und das so simpel wie möglich. Ist im Übrigen eine Logik, die Steve Jobs schon in seiner Antrittsrede beim Apple-Wiedereinstieg 1997 konkret formuliert hat. Nicht Technologie entwickeln und schauen, wie sich die verkaufen lässt, sondern für das entwickeln, was das Unternehmen als Bedürfnisse der Nutzer wahrnimmt.

Was immer Tim Cook heute präsentiert: Das Ding wird sich verkaufen, wenn es nicht gerade ein iPhone Shuffle ohne Bildschirm ist, das wahllos Leute anruft.

Da können Android-Jünger noch so viel darauf verweisen, welchen Beschränkungen die Apple-Herde hinter ihrem Zaun unterworfen ist. Das ist ja auch richtig – man läuft ständig in den proprietären Zaun, Apple kriegt es nur irgendwie hin, das Verbotsschild mit charmanter Geste zu halten.

Apple ist eher selten der große technologische Innovator. Der iPod war auch nicht der erste MP3-Player der Welt. Aber Apple weiß, wie man Dinge verpackt und verkauft.
Wie wichtig Design, Präsentation, Usability und die Art ist, wie ich das Produkt an den Kunden bringe. Wie ich es dem Kunden so einfach wie möglich mache, (was besonders dafür gilt, mir Geld zu geben) und wie ich möglichst elegant abtarne, was er alles nicht machen kann.

Und was die Theorien angeht, dass Apples Image kippen würde: Das ist in der Tendenz richtig und eine der perspektivisch größten Gefahren für Cupertino, aber bei weitem nicht so weit fortgeschritten, wie mancher denkt. Die Patentprozessorgie mit Samsung etwa – wir Digital-Nerds kriegen das mit, aber dem Mainstream-Kunden ist das null präsent. Da draußen laufen Leute rum, die frohen Mutes Nokia-Handys kaufen, weil ihnen nicht klar ist, dass sie mit Symbian auf ein Pferd setzen, dessen Termin beim Schlachter schon feststeht.

Hinzu kommt die Usability: Ein iPhone nimmt man in die Hand und bedient es richtig. Es gibt einen Grund dafür, warum das Ding ohne Handbuch ausgeliefert wird. Bei vielen Konkurrenzmodellen muss der Nutzer erst lernen, sich der Interface-Logik anzupassen. Bei Apple ist die Interface-Logik auf ihn ausgerichtet. Erneut: So simpel wie möglich.

Und so lange ein guter Teil der Zielgruppe so fanatisch ist, dass sie Event-Ankündigungen zu topgeklickten Meldungen machen und an den Lippen jedes Apple-Auguren hängen, der irgendein Detail postuliert, gibt es kein Problem auf der Nachfrageseite. Da draußen sind Leute stolz, ein Stück Pappe zu besitzen, das die Telekom ihnen als Talisman gegeben hat und das ihnen verspricht, zu den ersten zu gehören, die ein neuen iPhone kriegen. Obwohl das Ding weder vorgestellt noch auf dem Markt ist.
Und es werden sich wieder Verkaufsschlangen bilden vor den Apple-Schreinen – ach Verzeihung, Stores. Kurze Erinnerung an den Start des iPad 2: In Rezensionen wurde nicht die Frage behandelt, ob der Nutzer ein iPad 2 kaufen soll – sondern ob er es kaufen soll, obwohl er das Vorgängermodell hat.

Das wahre Magic Kingdom, das ist heutzutage Apple.

Montag, 3. Oktober 2011

Zu wenig Frauen in Digital-Berufen? Klar, die Nerds sind schuld.

Über eine ganze Seite hinweg geht der SZ-Wochenendteil der Frage nach, wieso Frauen so schwach vertreten sind in der Digitalszene und IT-Deutschland. (Nr 227, 1./2./3. 10., V1)

Die Antwort, die die Autorin findet: Die Nerds sind schuld.
"Während aber in der Mathematik jeder zweite Studienanfänger weiblich ist, lehnen viele Frauen gerade die Informatik ab. Nicht, weil ihnen die Arbeit keinen Spaß macht, wenn sie diese denn einmal ausprobieren. Sondern weil sie sich scheuen, von Männern umringt zu sein, 'die im Computer wohnen', wie dies die Informatik-Professorin Sissi Closs formuliert."

Ah ja. Deutlicher:

„Viele Mädchen erleben den Nerd als eher langweiligen, ein bisschen kontaktgestörten Typen, der bis spät in die Nacht vor dem Bildschirm sitzt“.

Das Problem: Diese Typen leiten heute leider auch mal Weltkonzerne oder politische Bewegungen, statt mit ihrer Briefmarkensammlung zu spielen.

Daher, so der weitere Tenor, muss Frau eben ihre Abscheu überwinden und sich zum Wohl von Karriere und Gesellschaft mit derartigen Typen (als Kollegen) abfinden.

Soso.
Dann vielen Dank für diese tiefschürfende Analyse, die so deutlich über Klischees und Oberflächlichkeiten hinausgeht und uns allen wirklich weiter hilft.
(Hoppla, die Sarkasmus-Taste klemmt schon wieder.)

Ich glaube allerdings schon, dass ein etwas breiterer Erkläransatz angemessen wäre.

Um eins klarzustellen: Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen ist ein Unding, und Teams, in denen beide Geschlechter vertreten sind, funktionieren meist besser – mehr Frauen in Digital-Berufen wären in jedem Fall eine gute Sache.
Bei der Lektüre dieses Artikels konnte meine Augenbraue an mehreren Stellen aber trotzdem nicht anders, als nach oben zu schießen.

Das hier ist im Übrigen keine gemeine Kritik. Eine solche hätte dankend aufgegriffen, dass der Artikel mit einem Motiv des Geena-Davis-Streifens „Die Piratenbraut“ bebildert war, einem der größten Box-Office-Schiffbrüche aller Zeiten.

Wer ich glaube, das ich bin und was ich denke, das ich hier tue.

In den Worten von Rüdiger Hoffmann: Hallo erstmal!

Das hier ist der Auftakt-Post, also quasi die -1, von "Von Nullen und Einsen". Daher ein kurzer Überblick: Mein Name ist Ralph Pfister, ich bin Journalist im Themenfeld Digital/New Media bei W&V und Kontakter - und hier rein für mich selbst unterwegs. Dies ist meine eigene kleine Spielwiese für die Dinge aus der digitalen Welt, die ich interessant, bemerkens- oder kommentierenswert finde, die aber nicht in 140 Zeichen passen.

Soll heißen: Es wird um Digital Business gehen, aber auch um die Eigenheiten des Lebens im digitalen Zeitalter, Tech-Themen, Web Culture und sicher auch um die ein oder andere Skurrilität.

Anders ausgedrückt: Ich schreibe hier eben von Nullen und Einsen.

Darüber hinaus gibt's mich
hier,
dort,
und da auch.