Freitag, 31. Mai 2013

Zappeln, Schütteln, Fingerzeig – Interfaces jenseits der Touchscheibe

Was nützt der Doppelklick in Gedanken: Kürzlich hat Samsung ein Konzept für eine Tablet-Gedankensteuerung vorgestellt. Damit soll es Personen möglich sein, ein Galaxy Tablet mittels EEG-Sensoren auf dem Kopf zu bedienen, Apps zu starten, Kontakte auszuwählen, Lieder aus Playlists auszusuchen. Das Denkerkappen-Konzept ist allerdings nur ein Test und nicht für den Massenmarkt gedacht, eher um Menschen mit Beeinträchtigungen das Leben zu erleichtern. Dennoch spielt es Überlegungen zu neuen Interface-Konzepten durch – hier die Steuerung via Sensorik.

Denn der Erfolg von Geräten mit Touch-Bedienung führt ja schön vor Augen, dass es weit intuitivere Steuerungen als Maus und Tastatur gibt. Daher mal wieder ein paar Zeilen zu Natural User Interfaces & Co.

Bild: Screenshot von Leap Motions Demovideo.

Vergangene Woche hat Microsoft seine neuen Konsole Xbox One präsentiert. Und damit die neue Version seiner Kinect-Sensorik, die via Kamera und Mikrofon Nutzerkommandos entgegen nimmt. Diese neue Fassung kann bis zu sechs Personen gleichzeitig monitoren. Erfassen, wer von ihnen spricht, wer zum Bildschirm sieht, wer welche Bewegungen ausführt. Entsprechend steht Kinect auch im Zentrum der Big-Brother-Ängste um die neue Xbox – denn dadurch, dass die Konsole via Sprachkommando oder Geste aktiviert werden kann, ist die Sensorik auch im Standby-Modus an. Mir geht es aber nicht um Orwell, mir geht es darum, wie weit dieser Interface-Weg damit schon gekommen ist. Die technischen Möglichkeiten von Kinect sind beeindruckend. Umso mehr, weil schon bei der Vorgänger-Version die spannendsten Anwendungen nicht von Microsoft selbst kamen, sondern Kinect-Hacks waren. 

Dienstag, 21. Mai 2013

Werbelügen - Wie man Menschen dazu bringt, einen zu hassen

Anfang letzter Woche haben eine Reihe von Medientiteln eine Kampagne gegen die Nutzung von Adblockern gestartet, Programmen, die Werbeflächen auf Websites blockieren. Und die Aufregung brandete hoch. "Wie können die es wagen, zu verlangen, dass ich mir ihren Werbeschrott ansehe?" "Geht doch sterben", "Elende Konsumpropaganda" und so fort. Plus das auf Knopfdruck abrufbare "Jaja, die Medien haben das Internet einfach nicht verstanden." (Zu letzterem Punkt ist Frank Patalong lesenswert der Kragen geplatzt.) Dazu kam eine ganze Reihe von Nutzern, die so überhaupt erst erfuhren, wie simpel sich Werbung blocken lässt. (Barbra Streisand sagt "Hallo".)

Der Debattenverlauf über eine Woche hinweg zeigte neben den üblichen Reflexen aber auch ein paar Wahrheiten auf, und wie das mit Wahrheiten so ist, sind sie zumeist unbequem. Wir müssen uns von ein paar Werbelügen verabschieden, und damit meine ich Lügen über Werbung. Dazu zählen "Im Internet ist doch alles kostenlos", "Die Nutzer akzeptieren doch Werbung voll und ganz", "Online-Werbung ist total großartig, so wie sie jetzt ist" und "Klar, auf die Site passt auch noch eine aufmerksamkeitsstarke Werbeform mehr." Stattdessen sollten wir ein paar Wahrheiten in die Augen sehen.

Online-Werbung: Zu oft zum schreien, auch die, die nicht von Zalando kommt. // Bild: S. Hofschläger / pixelio.de

Zum einen: Menschen wollen keine Werbung. Aller Lebenslügen von Unternehmen, Publishern, Werbern zum Trotz verzehren sie sich in der Mehrzahl nicht danach, ungefragt tolle Neuigkeiten zu Unternehmen und Produkten zu erfahren.

Montag, 13. Mai 2013

"Sozial" heißt nunmal nicht "gut" - Unsere dunkle Seite in Social Media

Wenn Menschen über Social Media sprechen, dann begehen sie oft einen Fehler, den sie auch außerhalb von Netzthemen gern machen: Sie setzen "sozial" mit "gut" gleich. Das aber ist ideologisch aufgeladender Unsinn - sozial heißt schlicht gesellschaftlich. Überspitzt gesagt stellt jemandem eine runterhauen genauso soziales Verhalten dar wie jemandem die Hand schütteln. Es liegt gesellschaftliche Interaktion vor. 

(Gut, dem geregelten Zusammenleben ist mit gewisser Wahrscheinlichkeit letzteres förderlicher, aber es geht ums Prinzip.)

Insofern ist der Begriff Social Media ein sehr treffender - denn was wir auf Twitter, Facebook & Co. sehen, ist menschliches Verhalten in seinen positiven wie negativen Facetten. Ein Spiegel, der zwar manches verzerrt, der von vielen auch dafür verwendet wird, sich möglichst positiv darzustellen, der aber doch auch die Schatten, die Schwachstellen, die Häßlichkeiten zeigt.

Bild: Alexander Klaus  / pixelio.de

Soziale Plattformen geben Menschen in vorher ungeahntem Ausmaß die Möglichkeit, das, was sie erleben, denken und tun, mit anderen zu teilen. Das Problem: Was Menschen denken und tun ist nicht immer nett. Und das spiegelt sich im Netz wider.

In einem längeren Blogpost hat ein Facebook-Moderator(*) mal seinen Arbeitsalltag beschrieben:

"Imagine going to work every day and at the start of your day, with your first cup of coffee, you sit down to glance at beheadings, children in the process of being raped, human bodies in various stages of decomposition, the living and dead results of domestic violence, hanging bodies of 10 year old boys accused of being gay, real-life snuff films and bloody dog fighting rings and their subsequent results. Can you think up a human horror? I’ve probably seen it or a picture or video of something very similar."

(* Der Blog-Autor behauptet, für Facebook als Moderator zu arbeiten. Überprüfen kann ich das nicht, aber sein Bericht deckt sich mit dem, was andere erzählen.)